Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
deiner?«, frage ich, als wir neben dem Wagen darauf warten, dass Steven unser Gepäck auslädt. Ich kann meinen Blick gar nicht von dieser Luxus-Maschine losreißen, die förmlich auszustrahlen scheint, dass mit ihr nur fliegen darf, wer richtig viel Geld hat.
»Er gehört der Firma«, erklärt Jonathan und legt mir die Hand in den Rücken, schiebt mich vorwärts, auf die beiden Männer in blauer Uniform zu, die uns entgegenkommen.
Jonathan stellt mir die beiden vor, es sind unsere Piloten, und während wir auf den Jet zugehen, spricht er ein paar Worte mit ihnen, denen ich jedoch nicht entnehmen kann, wohin wir fliegen werden. Schließlich stehen wir vor der ausgeklappten Treppe des Jets, die eigentlich die Rückseite der Kabinentür ist, und Jonathan hält mir die Hand hin, um mir beim Einsteigen zu helfen. Drinnen ist alles vom Feinsten – edle Hölzer, butterweiches helles Leder und ein dicker Teppich auf dem Boden.
Die beiden Piloten gehen ins Cockpit, und kurze Zeit später rollt die Maschine bereits in Richtung Startbahn. Ich lasse mich zaghaft auf einen der bequemen Ledersitze nieder und sehe mich staunend um.
»Wow«, entfährt es mir. »Wenn du mich beeindrucken wolltest, dann ist dir das gerade ziemlich effektiv gelungen.«
Jonathan ist zu dem kleinen Kühlschrank gegangen, der in eine der Wände eingelassen ist. Als er zurückkommt, hat er zwei Gläser Champagner in der Hand.
»Ich wollte dich nicht beeindrucken. Ich wollte nur schnell am Ziel sein, damit wir möglichst viel von unserem Wochenende haben«, erklärt er und reicht mir eins der Gläser, setzt sich dann neben mich.
Ich seufze innerlich. Das glaube ich ihm sogar. So ist Jonathan – er holt sich, was er braucht, um zu bekommen, was er will. Das ist ein Grund dafür, warum er so erfolgreich ist. Warum er auch Hunter genannt wird – der Jäger …
Plötzlich fällt mir wieder ein, was Jonathan zu mir gesagt hat, bevor er mich das erste Mal geküsst hat.
Wie funktioniert es dann, Grace? Was muss ich tun, damit du machst, was ich will?
Ich schlucke. Würde er so weit gehen, mir Dinge zu versprechen, von denen er nicht vorhat, sie zu halten, nur um seinen Willen durchzusetzen? Vielleicht meint er das alles gar nicht wirklich ernst und es ist nur sein Weg, dafür zu sorgen, dass ich bleibe, solange er noch Spaß mit mir haben will?
»Auf dein erstes erfolgreich geleitetes Meeting.« Jonathan hebt sein Glas, stößt mit mir an. Mit dem ersten Schluck Champagner spüle ich den Kloß herunter, den ich plötzlich im Hals habe, und beschließe, ihm zu glauben. Alles andere ist so schwer zu ertragen, dass ich es lieber verdränge.
»Und wohin fliegen wir nun?«, will ich wissen, um mich abzulenken. Als Jonathan schweigt, versetze ich ihm einen spielerischen Stoß gegen den Arm. »Komm schon, mach’s nicht so spannend.«
Er nimmt noch einen großen Schluck Champagner, und als er das Glas wieder senkt, haben seine Augen plötzlich einen anderen Ausdruck, schimmern weicher als sonst. Gedankenverloren blickt er aus dem kleinen Fenster neben uns.
»Wir fliegen nach Irland.«
5
Es ist später Nachmittag, als Jonathan den Mietwagen durch die Tore von Ballybeg House lenkt. Das große Herrenhaus aus grauem Stein, vor dem er hält, hat zahlreiche Erker und Schornsteine und hebt sich malerisch vor der Kulisse der sanften grünen Hügel ab, die uns umgibt. In den wunderschön angelegten, weitläufigen Gärten um das Haus herum blühen Büsche in verschiedenen, wunderbar komponierten Farben, und einzelne Bäume stehen neben den Wegen, die hinter das Haus führen. Auch der mit hellem Kies bedeckte Parkplatz, auf dem außer unserem noch einige andere – allesamt teuer aussehende – Sportwagen und Limousinen stehen, wirkt sehr gepflegt.
Schon irre, denke ich, während ich das alles fasziniert betrachte. In den zweiundzwanzig Jahren meines Lebens bin ich – abgesehen von einem einwöchigen Familienurlaub kurz hinter der kanadischen Grenze – immer nur in Illinois gewesen, und die meiste Zeit davon in meiner Heimatstadt Lester. Und jetzt kenne ich nicht nur England, sondern auch Irland, in das ich mal eben mit einem Learjet geflogen bin. Wenn das keine Horizonterweiterung ist, dann weiß ich es auch nicht.
»Das ist aber wirklich schön«, sage ich und strecke mich nach der langen Fahrt. Vom Flughafen in Kerry, wo wir mit dem Jet gelandet sind, haben wir noch eine gute Stunde bis hierher auf die Halbinsel Dingle gebraucht. »Ich wusste gar nicht,
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