Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
Beziehung zu Jonathan immer ablehnend gegenübergestanden. Sie hält ihn für bindungsunfähig und befürchtet, dass er mir wehtun wird. Deshalb würde sie das alles wahrscheinlich wieder kritisch sehen und anders interpretieren als ich, und ich möchte den Glückszustand, in dem ich mich gerade befinde, einfach noch ein bisschen länger genießen.
Aber so genau will sie es offenbar gar nicht wissen.
»Marcus hat übrigens nach dir gefragt«, sagt sie. »Ich glaube, er ist immer noch nicht drüber weg, dass Jonathan Huntington dich ihm weggeschnappt hat.«
»Hat er doch gar nicht«, protestiere ich. »Das war schließlich kein Entweder oder zwischen den beiden.« Ich mag unseren amerikanischen Mitbewohner, aber gegen Jonathan hätte Marcus bei mir niemals eine Chance gehabt. Und das weiß Annie auch, denn sie grinst.
»Du könntest dich aber zumindest mal wieder bei uns blicken lassen, da hat er schon recht. Wie sieht es denn am Wochenende aus? Ian kocht am Samstag eins seiner berühmten Currys und hat ein paar Freunde eingeladen. Komm doch auch – das wird lustig!«
Ian, der ein Tattoo-Studio in Islington besitzt und nicht nur unser anderer Mitbewohner, sondern auch Annies Freund ist, kocht in der Tat legendäre Currys, deshalb tut es mir wirklich leid, dass ich absagen muss. Aber ich muss dieses Wochenende einfach bei Jonathan sein.
»Ich kann nicht«, sage ich, unglücklich darüber, sie schon wieder enttäuschen zu müssen. Und das ist sie, das sehe ich ihr an. Doch bevor ich es begründen oder Annie protestieren kann, kommt Alexander herein.
»Oh, tut mir leid. Ich dachte, du wärst allein, Grace«, entschuldigt er sich.
»Ich wollte sowieso gerade gehen«, erklärt Annie und zwinkert mir zu. An der Tür dreht sie sich noch mal um. »Aber nächste Woche treffen wir uns mal wieder, okay?« Ihr Blick ist eindringlich.
»Versprochen«, sage ich und hoffe, dass ich es halten kann. Ich will sie als Freundin wirklich nicht verlieren.
Als sie weg ist, grinst Alexander mich an. Er wirkt jungenhafter als Jonathan, wenn er das tut, denke ich plötzlich. Entspannter. Unbelasteter …
»Und – zufrieden mit deinem ersten Meeting?«, will er wissen. Ich zögere mit der Antwort. Ist das eine Fangfrage?
»Ich denke, es ist ganz gut gelaufen«, sage ich schließlich. Amüsiert betrachtet er mich.
»Gut? Grace, das war großes Kino, was du da abgeliefert hast. Jonathan wird sehr zufrieden sein. Du hast ihn würdig vertreten.«
Sein Lob geht mir runter wie Öl, und ich lächle ihn strahlend an. »Ich habe in den letzten Wochen ja auch viel von ihm gelernt«, sage ich, und in der Sekunde, in der ich es ausspreche, wird mir klar, dass es stimmt: Jonathan Huntington war nicht nur im Bett ein sehr guter Lehrmeister. Der Gedanke vertieft mein Lächeln. Offensichtlich ist es also nicht nur schlecht für mich, mit ihm zusammen zu sein. Das muss ich Annie unbedingt sagen, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
»Und er von dir«, meint Alexander.
Überrascht sehe ich ihn an, ohne meine Frage auszusprechen, und er lächelt.
»Du hast ihn verändert, Grace. Und der neue Jonathan gefällt mir besser als der alte«, sagt er.
Gerade als ich überlege, ob ich ihn doch um Rat fragen soll, klingelt sein Handy, fast gleichzeitig mit dem Telefon auf meinem Schreibtisch, das eine halbe Sekunde später anfängt. Er nimmt seinen Anruf entgegen und macht mir ein Zeichen, dass er wieder rüber in sein Büro geht, und ich nicke und laufe zu meinem Apparat.
Es ist Jonathan.
»Fertig?« Seine tiefe Stimme ist wie ein Streicheln, und ich habe sofort alles andere vergessen, möchte nur noch möglichst schnell wieder bei ihm sein.
»Ja, fertig«, hauche ich. »Steven kann mich jetzt abholen.«
»Wir stehen schon vor der Tür und warten«, sagt er.
Freude durchzuckt mich. »Du bist mitgekommen? Aber ich dachte …«
»Komm einfach her, Grace.« In seiner Stimme schwingt der vertraute Befehlston, aber auch Verlangen mit, und ich lege sofort auf, packe meine Sachen zusammen und laufe zum Fahrstuhl. Catherine rufe ich noch zu, dass sie Alexander ausrichten soll, dass ich gegangen bin – er weiß ja, dass ich nur für das Meeting gekommen bin, also wird das schon in Ordnung sein. Und außerdem befolge ich nur die Anweisung des Geschäftsführers, denke ich mit einem Lächeln.
Die schwarze Limousine mit den verdunkelten Fenstern steht tatsächlich am Straßenrand, und als ich die Glastür des Gebäudes aufstoße, steigt Steven aus und
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