Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
dass Huntington Ventures auch Hotels besitzt.«
Ich musste auf dem Flug lange betteln, aber schließlich hat Jonathan sich erweichen lassen und mir verraten, dass wir in ein Hotel fahren, das ihm genauso gehört wie der unglaublich teure Jet, der uns hergebracht hat. Vielleicht gewöhne ich mich eines Tages an die Tatsache, dass der Mann, den ich liebe, so reich ist, dass er wahrscheinlich ganz Lester samt der umliegenden Ländereien einfach so kaufen könnte. Aber noch beeindruckt mich das alles sehr.
»Das Hotel gehört nicht Huntington Ventures«, widerspricht mir Jonathan und nickt dem Pagen zu, der zum Auto geeilt kommt – einem schicken silbernen Austin, den wir in Kerry gemietet haben – und unser Gepäck auslädt: Jonathans kleinen Schalenkoffer und die Tasche, die Mrs. Matthews für mich gepackt hat.
Irritiert sehe ich ihn an. »Aber du hast doch gesagt …«
»Es ist mein Hotel, Grace. Es ist kein Firmeneigentum, es gehört mir als Privatmann.«
Das erstaunt mich zuerst, aber dann denke ich, dass es wahrscheinlich gar nicht so komisch ist. Wenn man so viel Geld hat wie er, dann muss man es gewinnbringend anlegen, wofür Immobilien sich perfekt eignen. Und Jonathan ist halber Ire, seine Mutter stammte aus Irland, also liegt es wahrscheinlich nahe, dass er hier auf der Insel nach Investitionsmöglichkeiten sucht.
Als wir über den Kies auf die Eingangstür zugehen, erscheint eine Frau um die fünfzig oben auf den Stufen. Ihr Haar ist blond mit einem Hauch von Silber darin, und sie trägt ein grünes Kostüm mit einer goldenen Brosche am Revers. Als sie uns entdeckt, stößt sie einen entzückten Schrei aus.
»Mr Huntington, wie schön, Sie zu sehen!«, ruft sie und eilt die Treppe hinunter auf uns zu. »Hatten Sie eine angenehme Reise?« Ihr Akzent ist ausgeprägt irisch und sie wirkt sehr freundlich.
»Ja, danke, Mrs O’Leary«, erwidert Jonathan lächelnd. Er trägt jetzt eine dunkle Sonnenbrille, die die Schwellung an seiner Wange teilweise überdeckt, aber sie ist trotzdem noch zu sehen. Wenn der Frau das auffällt, lässt sie es sich zumindest nicht anmerken.
Im Moment ist sie ohnehin mit mir beschäftigt und sieht mich neugierig an. Genau wie ich wartet sie darauf, dass Jonathan mich ihr vorstellt. Aber aus irgendeinem Grund tut er das nicht. Er schweigt – was ich extrem ungewöhnlich und irritierend finde, denn sonst ist er stets auf gutes Benehmen bedacht, und dazu würde eine Vorstellung jetzt eindeutig gehören. Als das Schweigen zwischen uns unangenehm zu werden droht, strecke ich kurzentschlossen die Hand aus.
»Ich bin Grace Lawson«, erkläre ich, und die Frau stellt sich mir, obwohl ich ihren Namen ja gerade schon gehört habe, noch mal als Beth O’Leary vor und erklärt mir, dass sie die Hausdame ist.
»Herzlich Willkommen in Ballybeg House«, sagt sie und schüttelt mir mit einem Lächeln die Hand, das fast noch strahlender ist als das, mit dem sie Jonathan begrüßt hat. Ich kann es nur nicht deuten. Ist es professionelle Freundlichkeit oder will sie damit Jonathans Fauxpas ausgleichen?
Wir folgen ihr hinein ins Haus, und ich werfe ihm von der Seite Blicke zu, die er jedoch ignoriert. Wieso hat er mich nicht vorgestellt? Vermeidet er das, weil er nicht weiß, als was er mich bezeichnen soll? Das fängt ja gut an mit unserem Beziehungsexperiment, denke ich.
»Wir haben uns so gefreut, als Sie anriefen. Sie waren so lange nicht mehr da!«, sagt Mrs O’Leary und strahlt weiter, während sie uns in die Eingangshalle führt und kurz hinter dem Empfangstresen verschwindet.
Anders als ich es erwartet hatte, ist das Innere des Hauses modern eingerichtet, ohne dabei den alten Charakter des Hauses zu überdecken. Die geschwungene Treppe, die in die oberen Etagen führt, ist eindeutig alt, genau wie das Haus selbst, aber die Möbel sind es nicht. Statt überladener Antiquitäten und schweren Vorhängen wirkt alles leicht und frisch, verbindet Tradition mit neuem Design.
»Wow«, flüstere ich beeindruckt.
»Ich habe es nach dem Kauf komplett sanieren und renovieren lassen«, erklärt Jonathan mir, dann ist Mrs O’Leary wieder bei uns und hält ihm einen Schlüssel hin, den er entgegen nimmt.
»Sie haben die Ballybeg Suite, wie immer«, erklärt sie.
»Es war hoffentlich kein Problem, dass ich so kurzfristig angerufen habe?«, erkundigt er sich.
»Nein, nein«, wehrt sie ab. »Es ist uns eine Ehre, Sir.«
Ein livrierter Page nimmt unsere Koffer und geht über die Treppe voran
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