Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
wertvolle Gemälde in seinem Besitz hat.
Andrew lächelt. »Seine Frau war sehr vermögend und hat seine Sammelleidenschaft immer unterstützt. Die beiden waren ein Paar, bei dem man wirklich das Gefühl hatte, dass sie zusammengehören.« Er seufzt nachdenklich. »Das letzte Jahr war eine schwere Zeit für Giacomo. Aber er hat mir erzählt, dass du sehr geduldig mit ihm bist und ihn niemals unter Druck setzt. Das weiß er sehr zu schätzen, Sophie.«
Das Kompliment freut mich. »Das fällt mir nicht schwer. Ich mag ihn, ehrlich.« Ich seufze. »Wenn ich nicht wüsste, wie sehr Dad mich zu Hause braucht, dann würde es mir gar nichts ausmachen, dass das alles so lange dauert.«
Daniela Bini kommt mit unseren Getränken zurück und serviert sie uns. Als sie wieder weg ist, rührt Andrew in seinem Tee und betrachtet mich.
»Dann genieß es doch einfach«, sagt er. »Du arbeitest immer so viel. Vielleicht ist es ganz gut, wenn du für eine Weile mal etwas kürzer treten musst. Nimm es als Schicksal und mach das Beste draus.«
Überrascht sehe ich ihn an. »Aber Dad …«
»Joseph kommt so lange auch ohne dich zurecht, da bin ich ganz sicher. Außerdem wird Nigel ihn doch sicher unterstützen, oder nicht?«
Ich seufze. »Ja, das tut er.« Das tut Nigel immer. Eigentlich weiß ich schon gar nicht mehr, wie Dad und ich jemals ohne ihn ausgekommen sind.
»Wie steht es eigentlich zwischen euch beiden?«, hakt Andrew nach und sieht mich forschend an, was mich verlegen macht. Er kann sehr direkt sein – die Kehrseite seiner offenen Art –, und das bin ich nicht gewohnt. Hastig überlege ich, was ich antworten soll.
Ein Paar sind Nigel und ich nämlich nicht. Noch nicht jedenfalls. Weil er mich nie zu irgendetwas drängt, und genau das schätze ich so ungemein an ihm: seine unendliche Geduld und seine Ausgeglichenheit.
Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass er mal so eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen würde. Eigentlich kennen wir uns schon lange, denn sein Vater, Rupert Hamilton, war mit meinem Vater gut befreundet. Zusammen mit ihm war Nigel früher oft bei uns zu Gast. Allerdings ist er zehn Jahre älter als ich, und mein Kontakt zu ihm war deshalb eher flüchtig – wir hatten uns aufgrund des großen Altersunterschieds einfach nicht besonders viel zu sagen. Nach Ruperts Tod verloren wir Nigel aus den Augen, doch dann traf ich ihn vor gut einem Jahr auf einer Dinnerparty bei meiner Freundin Sarah wieder, und seitdem hat er sich für mich und Dad absolut unentbehrlich gemacht.
Damals steckten wir mit dem Auktionshaus gerade bis zum Hals in Schwierigkeiten. Dad hatte investiert und unsere Ausstellungsräume um- und ausgebaut, und als endlich alles fertig war, blieben aus unerfindlichen Gründen für Wochen die Aufträge aus. Wir gerieten in eine finanzielle Schieflage und die Bank drohte, uns die Kredite zu kündigen. Als Nigel das bei unserem zufälligen Wiedersehen erfuhr, bot er sofort an, uns zu helfen. Er ist inzwischen ein sehr erfolgreicher Banker und ermöglichte es uns, zu sehr guten Konditionen zu seinem Bankhaus zu wechseln, wo wir eine neue, langfristigere Finanzierung bekamen. Und mehr noch: Er aktivierte auch alle seine privaten Kontakte, um das »Conroy’s« wieder ins Geschäft zu bringen. Alles in allem hat es dazu geführt, dass die akute Krise glücklicherweise überwunden ist. Wir sind wieder auf einem guten Weg – und dafür werde ich Nigel ewig dankbar sein, genauso wie für alles andere, was er für uns tut.
Andrew sieht mich immer noch an und wartet auf eine Antwort. Und sie ist auch eigentlich ganz einfach.
»Ich mag ihn. Sehr sogar«, gestehe ich mit einem Seufzen. »Ich glaube, einen netteren Mann als Nigel gibt es nicht.«
»Wirst du ihn heiraten?«
Ich zucke mit den Schultern. »Bis jetzt hat er mir noch keinen Antrag gemacht«, erwidere ich ausweichend.
Ich glaube, das wird Nigel irgendwann tun. Am Anfang hat er uns aus alter Verbundenheit geholfen, das weiß ich. Aber anders als früher sieht er in mir nicht mehr das kleine Kind, und ich spüre, dass er es inzwischen auch für mich macht. Er würde gerne mehr aus unserer Beziehung werden lassen, selbst wenn sie bis jetzt rein freundschaftlich ist und er mich in dieser Hinsicht niemals unter Druck setzt. Das ist mir bewusst – und ich finde es irgendwie folgerichtig. Einen besseren Partner als Nigel kann ich mir schließlich nicht wünschen, und ich weiß, dass auch Dad sehr glücklich wäre, ihn zum Schwiegersohn
Weitere Kostenlose Bücher