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Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)

Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)

Titel: Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Mädchen sind eindeutig die drei leicht bekleideten am engagiertesten. Sie konzentrieren ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihren Dozenten, der mit routinierten Handgriffen den Diaprojektor zurück in eine Box packt und ihn in einem Schrank in der Ecke einschließt. Man hat fast den Eindruck, dass sie ihn gar nicht mehr weglassen wollen. Ich bekomme nur Fetzen ihres Gesprächs mit – es scheint um einen Kurs zu gehen, der gerade begonnen hat und an dem sie unbedingt noch teilnehmen möchten, in dem es jedoch keinen Platz mehr gibt. Das wollen die drei jedoch nicht akzeptieren – weshalb ich deutlich länger als den von Matteo Bertani angekündigten Moment warten muss.
    Vergessen, dass ich da bin, hat er allerdings nicht, denn er sieht immer wieder zu mir herüber – und nimmt mich dann auch zum Anlass, um sich schließlich loszueisen, denn er erklärt den hartnäckigen Damen, wir hätten jetzt einen Termin und müssten dringend los. Daraufhin lassen sie ihn gehen, aber eindeutig widerwillig und mit enttäuschten Gesichtern.
    »Entschuldigen Sie«, sagt er, als er mitsamt Papieren und Diakasten unter dem Arm wieder bei mir ist. Nach einem kurzen Blick über die Schulter auf die Studentinnen, die ihm weiter nachstarren, lässt er mir dann den Vortritt in den Flur. »Wir gehen besser in mein Büro, hier habe ich im Moment keine Ruhe.«
    Er führt mich zurück Richtung Eingang, doch nur ein Stück, denn dann öffnen sich rechts und links Treppenhäuser, die ich schon bemerkt habe, als ich kam. Er wählt die rechte Treppe, und als ich mit ihm hinaufgehe, fällt mir auf, wie viele Augenpaare uns folgen. Die Studentinnen sind auf den Flur getreten und beobachten uns, genau wie die Studentengruppe an dem Protesttisch vorne am Eingang. Es scheint offenbar von großem Interesse zu sein, wen Matteo Bertani mit in sein Büro nimmt.
    Ein Stockwerk höher führt eine Glastür in einen Flur, von dem viele Türen abgehen. Die vierte von rechts ist die zu seinem Büro. Es ist ein kleiner Raum mit Bücherregalen und einem Schreibtisch, die so aussehen, wie das Möbel in einem Universitätsbüro meistens tun: älter und benutzt. Und während er hinter den Schreibtisch geht und seine Papiere und den Diakasten wegsortiert und ich mich auf den Besucherstuhl sinken lasse, überlege ich, dass ich ihm das nicht zugetraut hätte. So ein Umfeld scheint so gar nicht zu ihm als reichem Unternehmer-Enkel zu passen. Aber damit hat er offensichtlich überhaupt kein Problem, was mich gegen meinen Willen beeindruckt.
    Als wir uns gegenübersitzen, bin ich mir der Tatsache, dass ich mit ihm allein bin, unerwartet bewusst. Fast automatisch setze ich mich ein bisschen gerader hin.
    Eigentlich erwarte ich, dass er etwas sagt. Aber er scheint beschlossen zu haben, das mit dem Reden mir zu überlassen, denn er sieht mich nur erwartungsvoll an und schweigt. Also räuspere ich mich nach einem langen Moment.
    »Ich … bräuchte Ihre Hilfe, Signore Bertani.«
    »Aha.« Er lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Den Ausdruck in seinen Augen kann ich überhaupt nicht deuten, und diesmal lächelt er auch nicht, was mich ziemlich irritiert. Deshalb rede ich hastig weiter, trage mein Anliegen vor, um es hinter mich zu bringen.
    »Unserem Auktionshaus wurde ein Bild angeboten, das Enzo di Montagna zugeschrieben wird. Die forensischen Gutachten liegen vor, es stammt definitiv aus seiner Schaffenszeit, aber es fehlt noch eine Expertise über seine Urheberschaft, um es anbieten zu können. Dafür bräuchte es den Blick eines Experten.« Ich schlucke, weil mein Mund plötzlich ganz trocken ist. »Könnten Sie sich vorstellen, das zu übernehmen?«
    Nervös warte ich auf seine Antwort und sehe, wie sich – endlich! – seine Mundwinkel heben. Doch das Grinsen, das auf seinem Gesicht erscheint, ist nicht erfreut, sondern eindeutig süffisant.
    »Dann können Sie also doch nicht selbst entscheiden, wie etwas ist oder nicht, Miss Conroy?«
    Mir fällt wieder ein, dass das die Worte waren, mit denen ich ihn auf dem Empfang habe stehen lassen, und ich spüre, wie Röte in meine Wangen steigt.
    »Nein«, gestehe ich zähneknirschend und ärgere mich darüber, dass ich mich überhaupt zu dieser Bemerkung habe hinreißen lassen. Hätte ich mir denken können, dass er das jetzt gegen mich verwendet.
    »Sie hätten noch erwähnen können, dass ich für diese Begutachtung nach London reisen müsste«, sagt er in meine Gedanken hinein und schreckt mich auf. »Das

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