Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
nur ganz langsam.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so heftig auf die kurze Berührung eines Mannes reagiert hätte, und ich beschließe, es als Warnung nehmen und mehr Abstand zu ihm zu halten. Was schwierig werden könnte, wenn wir gleich dicht nebeneinander im Auto sitzen.
Für einen Moment überlege ich ernsthaft, diese ganze Sache mit dem Essen doch wieder abzusagen. Aber die Blöße will ich mir nicht geben, das verbietet mir mein Stolz, deshalb folge ich ihm durch die Glastüren, die er mir aufhält, und gehe schweigend neben ihm die breite Außentreppe herunter.
»Ich habe da vorn geparkt«, sagt er und deutet auf einen schwarzen Alfa-Romeo-Sportwagen. Es ist ein Cabriolet und schon älter, ein Vintage-Modell, kein Neuwagen, aber sehr edel und gepflegt. Das Auto passt zu ihm, denke ich und bin widerwillig schon wieder beeindruckt, dass er keine Angeber-Karre fährt, sondern sich für dieses geschmackvolle, sehr individuelle Understatement entschieden hat.
Als wir näher kommen, erkenne ich, dass der Wagen von diversen Leuten umlagert wird, die uns alle erwartungsvoll entgegenblicken, als wir auf das Auto zugehen. Unter ihnen entdecke ich auch die drei jungen Frauen in den knappen Klamotten, die vorhin schon im Seminarraum gewartet haben.
»Wollen die zu Ihnen?«, frage ich irritiert.
»Ja, vermutlich. Aber ich muss Sie ja nach Hause fahren, deshalb habe ich leider keine Zeit für längere Diskussionen.« Er zwinkert mir zu, und plötzlich glaube ich zu wissen, warum er mich unbedingt mitnehmen wollte. Anscheinend braucht er mich als Ausrede, um sich seine zahlreichen Verehrerinnen vom Leib zu halten.
Ich will mich gerade erneut über ihn ärgern, als mir auffällt, dass auch zahlreiche Männer unter den Wartenden sind und dass die meisten ihm nicht mit einem verklärten, sondern mit einem hoffnungsvollen Ausdruck in den Augen entgegenblicken. Eine Hoffnung, die Matteo Bertani jedoch zerstört, denn er hebt beide Hände und schüttelt abwehrend den Kopf.
»Es tut mir leid. Aber wie ich schon mehrfach sagte, gibt es momentan wirklich keine Möglichkeit mehr. Der Kurs ist, wie Sie alle wissen, bereits voll, deshalb kann und werde ich niemanden mehr aufnehmen. Außerdem habe ich es heute eilig, also entschuldigen Sie uns bitte«, sagt er mit entschiedener Stimme und deutet bei der letzten Bemerkung mit dem Kinn auf mich.
Das wirkt bei den meisten, die zwar sehr lange Gesichter machen, jedoch gehen, ohne ihr Anliegen vorzubringen. Nur die drei Studentinnen, die schon im Seminarraum so hartnäckig waren, bleiben, wo sie sind.
»Bitte, könnten Sie nicht dieses eine Mal eine Ausnahme machen, Professore? Sie haben doch gerade erst angefangen, wir hätten bloß eine Stunde verpasst.« Die junge Frau im Jumpsuit klimpert fast übertrieben mit ihren langen Wimpern und sieht ihn mit einer Mischung aus Hundeblick und Vamp an, die die meisten Männer wohl ziemlich unwiderstehlich finden würden – vor allem bei der großzügigen Aussicht auf ihr üppiges Dekolletee. Aber der Professore macht keine Ausnahme, auch nicht für sie.
»Es tut mir leid, Beatrice. Es geht wirklich nicht«, erklärt er ihr freundlich, aber bestimmt und öffnet mir die Beifahrertür, damit ich einsteigen kann.
»Ich könnte auch Modell sitzen«, bietet sie an, jetzt sichtlich verzweifelt. »Ginge das nicht vielleicht?«
Er schüttelt den Kopf. »Nein. Und jetzt entschuldigen Sie uns bitte.«
Mit Schwung schließt er die Tür hinter mir und sitzt wenige Augenblicke später am Steuer, wendet das Cabrio und fährt den jungen Frauen davon, bevor noch eine das Wort an ihn richten kann.
Als wir um die Kurve in die lange Straße biegen, die uns wieder aus der Città herausbringen wird, blicke ich mich noch einmal um und sehe, dass die drei Frauen uns hinterherstarren. Auch die Studenten, die freiwillig gegangen sind und an denen wir jetzt vorbeifahren, drehen interessiert die Köpfe.
»Wow«, sage ich, einigermaßen beeindruckt. »Das war ja schon fast eine Belagerung.«
»Nicht nur fast. Es ist eine.« Matteo Bertani streckt den Arm zu mir herüber, und ich halte für einen Moment den Atem an. Aber er öffnet nur das Handschuhfach, holt eine Sonnenbrille heraus – eine von diesen wirklich coolen Pilotenbrillen – und setzt sie sich auf. »Es lässt in der Regel nach, sobald die ersten Stunden stattgefunden haben, aber bis dahin muss ich hart bleiben. Wenn sich rumsprechen würde, dass ich für einen Studenten eine Ausnahme
Weitere Kostenlose Bücher