Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
meine Handinnenfläche, was ein Feuerwerk an Empfindungen in mir auslöst.
Dass eine so leichte Berührung derart starke Gefühle in mir wecken könnte, hätte ich nicht gedacht, und obwohl es mir Angst macht, bin ich wie gebannt, starre ihn mit leicht geöffneten Lippen hilflos an …
Ein Auto fährt hinter den Pflanzenkübeln dicht an unserem Tisch vorbei und reißt mich aus meinem Trance-Zustand, lässt mich wieder zu Verstand kommen. Entsetzt ziehe ich meine Hand zurück, halte sie zitternd auf dem Schoß, um nicht irgendwie Gefahr zu laufen, ihn noch mal anzufassen. Seine Berührung spüre ich trotzdem immer noch, es ist, als hätte sie sich auf meiner Haut eingebrannt, und mein Herzschlag beruhigt sich nur ganz langsam, genau wie meine Atmung.
Oh Gott. Das war gar nicht gut.
»Ich … glaube, ich sollte jetzt gehen. Es ist schon spät«, sage ich und wünschte, ich könnte mich auf irgendeine magische Weise zurück in mein kleines Hotelzimmer im »Fortuna« beamen. Jetzt sofort. Weil ich mir plötzlich selbst nicht mehr traue. Wenn mich eine kurze Berührung unserer Hände schon so erregen kann, was passiert dann, wenn …
Mit immer noch rasendem Herzen hebe ich vorsichtig den Blick, den ich gesenkt hatte, und sehe, dass Matteo sich zurückgelehnt hat. Der Ausdruck in seinen Augen ist immer noch verhangen, und sein Lächeln hilft mir nicht sehr dabei, mich zu beruhigen.
»Es ist noch nicht einmal halb elf«, sagt er, »da fängt der Abend für uns Römer eigentlich erst richtig an.«
Bilde ich mir das ein, oder wirkt er auch ein bisschen verwirrt? Nein, sicher nicht. Für ihn ist es vermutlich Routine, einer Frau den Kopf zu verdrehen. Die Einzige, die hier gerade ein Problem hat, bin ich.
»Ich muss morgen früh raus«, erinnere ich ihn etwas atemlos – eine Information, die ihn die Stirn runzeln lässt.
»Tatsächlich? Giacomo hat mir erzählt, Sie kommen so gegen halb zehn.«
Verdammt. Ich hatte vergessen, dass die beiden ständig miteinander reden.
»Ich … muss vorher noch etwas erledigen«, lüge ich und bin froh, dass er es hinnimmt und tatsächlich der Kellnerin winkt. Sie hat offenbar darauf gewartet, dass er sie ruft, denn sie ist sofort bei uns. Als er die Rechnung bestellt, schwindet ihr Strahlen.
»Sie wollen uns schon verlassen? Ohne einen Kaffee?«, fragt sie auf Italienisch und sieht ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung und Bewunderung an.
»Meine Begleiterin ist müde«, erwidert er mit einem entschuldigenden Schulterzucken, was sie mit einem ungläubigen Blick in meine Richtung quittiert. Scheinbar ist die Vorstellung, dass jemand die Gegenwart von Matteo Bertani ermüdend finden könnte, ziemlich abwegig für sie. Dann lächelt sie, aber eher ein bisschen neidvoll, offenbar weil sie beschlossen hat, dass es nur eine Ausrede sein kann und dass wir ganz andere Sachen vorhaben als zu schlafen – was ziemlich unwillkommene Bilder in meinem Kopf entstehen lässt, die ich hastig verscheuche.
Sie sieht uns nach, als wir gehen, und ich bin noch so damit beschäftigt, was gerade passiert ist, dass ich erst nach einigen Schritten bemerke, dass Matteo einen anderen Weg eingeschlagen hat und der Straße weiter folgt, anstatt zurückzugehen.
»Müssen wir nicht da hoch?«, frage ich irritiert und deute in die Richtung, aus der wir gekommen sind.
»Wenn wir hier langgehen, ist das kein großer Umweg«, entgegnet er und ich protestiere nicht, schließlich kennt er sich besser aus.
Nebeneinander gehen wir die Via del Boschetto hinunter, auf der jetzt sogar noch mehr los ist als vorhin – es scheint also zu stimmen, dass der Abend in Rom gerade erst begonnen hat.
Matteo erklärt mir, dass wir nicht weit vom Kolosseum entfernt sind. Ich weiß das, weil ich es auf der Karte gesehen habe, die Daniela Bini mir aufs Zimmer gelegt hat. Aber ich bin froh, dass er nicht vorschlägt, es uns anzusehen, sondern nach einer Weile links in eine weitere Gasse abbiegt. Das Haus auf der Ecke ist mit einer grünen, großblättrigen Kletterpflanze bewachsen. Die gesamte Fassade und sogar die Laterne davor sind davon bedeckt, sodass es wie ein Vorhang aussieht, den man vor der kleinen Bar, die sich in dem Haus befindet, aufgezogen hat.
Die Leute vor der Bar und auch die, die uns entgegenkommen, lachen und unterhalten sich, und ich würde den Abend gerne auch weiter einfach nur genießen.
Doch das geht nicht, denn die gelöste Stimmung, die eben im »Barrique« noch zwischen Matteo und mir geherrscht
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