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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Jonathan, jede noch so kleine Geste genau beobachte und analysiere. Was krank ist, ich weiß. Aber ich kann nicht anders, es ist wie ein Zwang.
    Als Steven mich schließlich gegen sieben Uhr nach Hause bringen soll, fährt Jonathan wieder mit. Er hat nichts von einem weiteren Termin gesagt, aber irgendwie bin ich sicher, dass er nicht nach Hause fährt. Will er wieder in den Club?
    Es treibt mich jetzt noch mehr um, was das für ein Laden sein mag, und es regt meine Fantasie an, mir vorzustellen, was dort vorgeht. Was er dort tut.
    Ich kenne London noch zu wenig, um anhand der Route merken zu können, wohin wir fahren, aber es scheint ein anderer Weg zu sein als gestern. Und tatsächlich erkenne ich nach knapp zwanzig Minuten die Häuser an der Upper Street in Islington, über die ich mit Annie schon gelaufen bin. Also diesmal kein Umweg über Primrose Hill.
    Als wir vor meinem Haus halten, kann ich meine Neugier nicht mehr zügeln.
    »Hast du noch einen Termin oder fährst du nach Hause?«, frage ich Jonathan, der die ganze Zeit über geschwiegen hat. Überhaupt haben wir wenig geredet nach unserer »Begegnung« im Fahrstuhl. Und es ist das erste Mal, dass er tatsächlich wieder lächelt.
    »Das habe ich noch nicht entschieden«, sagt er.
    Dann will er vielleicht in den Club. Annie hat gesagt, er ist oft dort. Ich fahre mir mit der Zunge über die Lippen und merke erst, dass ich ihn anstarre, als er auf die Tür deutet.
    »Wir sind da, Grace.«
    Erschrocken zucke ich zusammen. »Oh, ja, natürlich«, murmele ich und öffne die Tür. »Bis morgen.«
    Eigentlich will ich nicht gehen. Ich möchte ihn begleiten. Aber ich habe Angst vor meiner eigenen Courage. Außerdem würde er das sowieso ablehnen. Oder?
    Es sind nur wenige Schritte bis zur Haustür, und ich rechne fest damit, dass der große Wagen wendet und weiterfährt. Aber die Limousine bleibt stehen. Die Scheiben sind verdunkelt, deshalb kann ich nicht erkennen, ob Jonathan mich beobachtet oder ob es einen anderen Grund dafür gibt, dass er noch wartet.
    Nervös suche ich in meiner Tasche nach dem Hausschlüssel – und finde ihn nicht. Mist. Das passiert mir manchmal. Meine Schwester macht sich darüber schon lustig, denn wenn ich je etwas verliere, dann immer Schlüssel. Sonst nichts. Aber mit den kleinen Biestern stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß, und es wurmt mich sehr, dass es mir ausgerechnet jetzt wieder passiert, wo ich unter Beobachtung stehe.
    Ich wühle immer heftiger in den Tiefen meiner Tasche, doch das Ergebnis bleibt das gleiche. Verzweifelt läute ich, in der Hoffnung, dass Marcus vielleicht da ist. Annie ist nämlich zusammen mit Ian bei Freunden eingeladen, das hat sie mir heute Morgen erzählt, und die beiden wollten sich direkt in der City treffen, sobald Annie Feierabend macht, weil diese Freunde in Southwark südlich der Themse wohnen. Marcus ist also meine einzige Chance.
    Die Limousine bewegt sich immer noch nicht. Worauf wartet Jonathan denn nur? Unsicher winke ich zu den dunklen Scheiben hinüber. Vielleicht versteht er das ja als Zeichen, dass er jetzt wirklich fahren kann. Aber ich erreiche genau das Gegenteil damit, denn die Tür öffnet sich und er steigt aus.
    Wieder bleibt mir fast das Herz stehen, als er auf mich zukommt, und ich kann nicht atmen. Weil er so unglaublich lässig und gut aussieht und ich mich schlagartig daran erinnere, wie sich seine Arm- und Brustmuskeln anfühlen, die sich unter dem Hemdstoff spannen. Und weil ich weiß, was er in mir auslösen kann, wenn er das will.
    »Was ist los?« Fragend sieht er mich an. »Kommst du nicht rein?«
    Ich spüre, wie Hitze in mir aufsteigt und meine Wangen rot färbt, und hoffe, dass er denkt, es wäre nur die Scham über mein Missgeschick. Das mir tatsächlich extrem peinlich ist. Warum muss ich ihm gegenüber immer so unfähig wirken?
    »Ich fürchte, ich habe meinen Schlüssel vergessen«, gestehe ich kleinlaut.
    Er steht jetzt neben mir, und meine Knie werden ganz wackelig. Denn er ist mir jetzt genauso nah wie im Fahrstuhl.
    »Und was jetzt?« Offensichtlich hat er vor, erst mein Problem zu lösen, bevor er weiterfährt.
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe geklingelt. Vielleicht ist jemand da und macht mir auf. Und wenn nicht, dann warte ich eben.« Ein Gedanke kommt mir, der mein Herz noch viel schneller schlagen lässt, als es das sowieso schon tut. »Oder ich – begleite dich.«
    Ich sage das ganz leise, weil ich selbst nicht ganz sicher bin, was ich ihm da

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