Columbus war ein Englaender
Gesicht geblasen und uns Hüpfburgen und zusammenklappbare Aluminiumstände beschert, an denen maschinell geprägte Lose aus rosa Billigpapier verkauft werden, die man aufreißt und achtlos wegwirft, wenn man nicht zu den glücklichen Gewinnern eines riesengroßen blauen Acrylbären gehört. Die Attraktionen, vor denen wir uns heute drängeln, sind eine Probefahrt im brandneuen Vauxhall 4x4 Frontera (mit Dank an die Jack Claywood Vauxhall Ltd.), Ballerspiele in virtuellen Arenen oder Stände, an denen die RAM-Leistung des neuen Compaq PC, von der Firma PC Explosion in Norwich freundlicherweise zur Verfügung gestellt, geschätzt werden kann.
Augenblick mal, Mary Hench flüstert mir zu, ich solle nicht so saublöd daherlabern. Nun ja, beim Gedanken ans Landleben fällt mir oft nichts Besseres ein.
Während meines Literaturstudiums wurde einem ständig versichert, alle große Literatur kreise stets um das Spannungsverhältnis von Zivilisation und Barbarei:
Apollo und Dionysos
Urbs et rus
Hof und Wald
Großstadt und Arkadien
Fall Mall und Maibaum
Stadt und Land
Hauptstraße und Feldrain
Metropolis und Hintertupfingen
Urbane Zersiedlung und ländliche Einsiedelei
Passenderweise verfolge ich, während ich dies schreibe, mit einem Ohr David Bellamy, Jeremy Irons und Johnny Morris, die auf einer Massendemonstration im Hyde Park sprechen. Sie warnen die Nation vor der Gefahr, die dem Land durch die Ignoranz und falsche Gefühlsduselei der Städter droht. Der eigentliche point d’appui der Veranstaltungwar, für den Erhalt der Fuchsjagd zu kämpfen, aber mittlerweile scheint es hier um weit mehr zu gehen.
Mal sehen, was die im Fernsehen bringen ... alle Achtung, da hat sich tatsächlich viel Volk zusammengefunden, beinahe so viele, wie jeden Sonntag aus der Stadt in die Yorkshire Dales schwärmen, wenngleich die hier Versammelten vermutlich nicht ihren sämtlichen Müll und Unrat im Park zurücklassen werden.
Jede Wette, gleich tritt ein rattengesichtiges Wiesel aus New Maiden vor die Kamera und zieht gegen die Fuchsjagd vom Leder.
Bingo! Da ist er auch schon, obwohl er der Stimme nach eher aus Romford als aus New Maiden zu kommen scheint. Natürlich verurteilt er die Fuchsjagd als »barbarisch«, was recht belustigend klingt, da der arme Mann stottert. Man verzeihe mir die Pedanterie des feinfühligen Altphilologen.
Meiner Meinung nach hätten sie lieber einen Fuchs interviewen sollen.
»Welche Art der Jagd schätzen Sie am meisten, altes Haus, die mit Hunden, Gas, Fallen, Gift oder Gewehr?«
»Nun, wenn Sie mich so direkt fragen, mir wäre am liebsten, in Ruhe gelassen zu werden.«
»Ahm ... angenommen, diese Alternative ist nicht vorgesehen?«
»Ach ja? Hab ich mir doch gedacht. Sie scheidet prinzipiell aus, oder?«
»Na ja, Sie wissen schon. Kleine Lämmer. Hühnerfarmen. Hysterische Leute, die Sie nachts in ihren Mülltonnen herumstöbern hören.«
»Mülltonnen sind eine feine Sache.«
»Zweifellos, aber kommen wir auf die eigentliche Frage zurück. Welche Todesart würden Sie persönlich bevorzugen?«
»Wenn es Ihnen gleich ist, bleibe ich bei den Hunden. Da wissen wir Füchse, wo wir dran sind. Seit dreihundert Jahrenleben meine Vorfahren nun schon in dieser Gegend, und jeden Winter wurden sie von Hunden gejagt. Hunde sind einfach ein hoffnungsloser Fall, wenn Sie mich fragen.«
Soviel über das Verhältnis von Stadt und Land. Ich war gerade dabei, Ihnen von John Kett und dem Dorffest in Cawston zu erzählen. Im übrigen wird gleich auch von einem Maulwurf zu berichten sein, so daß die Tierwelt keineswegs außen vor bleibt.
Das Schulfest in Cawston zu eröffnen, war für mich gleichermaßen Verpflichtung wie Vergnügen. Als Ehemaliger fühlte ich mich wie zu Hause und konnte mich umsehen, anstatt wie irgendeine mindere Königliche Hoheit mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in der Gegend herumzustapfen und ein Dialysegerät zu bewundern. Ich konnte beispielsweise dem Umkleideraum einen Besuch abstatten, noch einmal den beißenden Geruch des Farbenschranks im Kunstraum schnuppern oder nachschauen, ob das Himmel-und-Hölle-Feld seit Table Muckers legendärer Gewinnsaison nachgepinselt worden war.
Das Schulfest hatte zwar einiges von seinem früheren Zauber verloren, doch – einmal abgesehen von einer nervigen Taekwondo-Vorführung einiger Schüler – schwebte über allem noch der Duft überzuckerter Sandtorten und fauliger Heuballen, um mich an die Zeit zu erinnern, als die Welt noch jung
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