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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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ist schwer. Aber die Habseligkeiten der beiden sind gering - bis auf die kostbaren geheimen Dokumente, die Bücher, die Karten, die Aufzeichnungen.
    Sie durchqueren einen Obstgarten und Diego guckt mit sehnsüchtigen Augen zu den reifen Feigen hinüber, aber der Vater zieht ihn mit sich und bewegt den Türklopfer an der eisenbeschlagenen Pforte.
    Ein bärtiger Mönch in der braunen Kutte der Franziskaner öffnet.
    Â»Gelobt sei Jesus Christus!« Der Seefahrer bekreuzigt sich. »Habt Ihr für einen Reisenden mit seinem mutterlosen Sohn wohl ein Quartier für die Nacht, ein Stück Brot, ein Glas Wein oder Wasser?«
    Wortlos lässt ihn der Mönch ein.
    Â 
    Das Kloster heißt La Rábida (Die Einsiedelei). Der Einfall, hier anzuklopfen, erweist sich als einer der Glücksfälle, die Leute mit Erfolg eben auch haben müssen. Der Abt des Klosters nämlich ist nicht nur ein derart an Seefahrt und Geografie interessierter Mann, dass man ihm den Beinamen »Priesterastronom« gegeben hat - er war einmal der Beichtvater von Königin Isabella. Fray Antonio de Marchena ist sehr angetan von dem Gast, der ihm da ins Haus gekommen ist. Endlich jemand, mit dem er sich über seine Lieblingsthemen unterhalten kann! Und der aufgeweckte kleine Sohn des Ankömmlings, der so lustig in einem Gemisch aus Portugiesisch und Katalanisch plappert, gewinnt schnell die Herzen aller.
    Als nach ein paar Tagen angeregter Unterhaltung Columbus »rein zufällig« etwas von seinen Unterlagen auf dem großen Tisch im Raum des Abtes liegen lässt, ist Fray Antonio hellauf begeistert von den Plänen dieses Mannes. Er beschließt, seine Beziehungen spielen zu lassen, damit die Visionen des Seefahrers Gestalt annehmen können. Er lädt deshalb einen der reichsten und mächtigsten Männer Andalusiens nach La Rabida ein: den Herzog Medina Celi.
    Ihm sollen die erstaunlichen neuen Ideen unterbreitet werden.
    Warum gerade ihm?
    Nun, dieser Grande, dieser Hochadlige, dessen Burg am Golf von Cadiz gelegen ist, ist Herr eines weit verzweigten Handelsunternehmens. Der Hochadlige besitzt eine nicht unbeträchtliche eigene Flotte und ist offen für alles, was ihm noch mehr Profit verschaffen kann.
    Ein Gemälde aus späterer Zeit führt uns plastisch diese Szene vor Augen. Im historisch genau nachempfundenen Raum des Abtes, der heute noch genauso aussieht (Steinfliesen, weit offene Fenster nach zwei Seiten, ein großer Tisch und weiteres hölzernes Mobiliar), steht ein weißhaariger, stattlich aussehender Columbus mit einem Sextanten in der Hand, in eifrigem Disput mit dem schwarzbärtigen Granden, der einen Zirkel in der Hand schwingt. Fray Antonio sitzt am Tisch, der mit einem großen Kartenblatt bedeckt ist, und hört interessiert zu. Es fehlt auch nicht Söhnchen Diego, der im roten Wams neben dem Stuhl des Vaters auf einem Hocker sitzt - allerdings ist der Knabe auf dem Bild etwas groß geraten. Diego wurde nachweislich 1480 geboren, kann also zur Zeit dieses Geschehnisses erst fünf Jahre alt gewesen sein.
    Ich nehme an, dass Columbus, sosehr er auch auftrumpfen konnte, wenn es um seinen Stolz und seine Forderungen ging, Menschenkenntnis genug hatte, jeden Gesprächspartner bei dem zu packen, was dem wichtig war. Bei Fray Antonio war es die wissenschaftliche Neugier gewesen. Dem Herzog von Medina Celi gab er mit Sicherheit den Hinweis auf den Profit, den man durch die Erschließung eines neuen lukrativen Handelswegs erzielen konnte.
    Der Grande ist sehr bald überzeugt. Er könnte mühelos von seiner Flotte drei Karavellen abzweigen, aber er will auf Nummer Sicher gehen und erwägt den Bau von Spezialschiffen.
    Columbus glaubt sich am Ziel seiner Wünsche.
    Dann kommt der Rückschlag. -
    Man hat ihn eingeladen, im Ort Puerte de Santa Maria, direkt unter der Burg des Herzogs, zu wohnen und darauf zu warten, dass ihn der hochmögende Herr rufen lässt. Medina Celi ist zu Hofe gegangen. Columbus ist allerbester Stimmung. Eigentlich ist alles schon so gut wie erledigt. Die Zusagen des Granden sind verbindlich, so meint er.
    Es ist später Abend, als ein Diener den Fremden bittet, mit ihm in die Burg des Herzogs zu kommen. Ein Maulesel steht bereit. Columbus, das Herz erfüllt von Glück und Begeisterung, wirft sich in seine beste Kleidung: eng anliegende Strumpfhosen, ein schön gefälteltes Hemd aus feinstem Leinen, Wams und Gurt,

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