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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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erliegt sie dem Charme des weißhaarigen Mannes, seiner Lebenserfahrung und seiner Weltläufigkeit. Sie ist ihm treu ergeben, obwohl er sie niemals heiratet. Aus der Verbindung geht ein Sohn hervor: Hernando, oder, in der »vornehmen« Schreibweise, Fernando.
    Hat Columbus diese Frau geliebt? Eins ist sicher - im Moment, als La Cazadora auftauchte, spielte die arme Beatriz de Harana kaum eine Rolle mehr für ihn. Ihre Anhänglichkeit beantwortete er mit kaum mehr als Wohlwollen - und einem gewissen Schuldbewusstsein. (Er sorgte bis an ihr Lebensende für sie.)
    Bei seinen Kontakten als Zeichner und Händler hält er den Käufern gegenüber keineswegs hinterm Berg mit seinen Geschichten und Gesichten: den Reisen, die er vorhat, den Ländern, die er entdecken wird, den Reichtümern, die er erwerben wird - und dass er über kurz oder lang Audienz bei den Majestäten haben wird.
    Aber es gibt keine Audienz und die Geschichten rufen nur Kopfschütteln bei seiner Umgebung hervor. Hirngespinste! Ein Angeber und Spinner. Bald ist er in der Stadt eine belächelte Figur und erhält den Spottnamen Don Fantastico.
    Irgendwann hält er es nicht mehr aus; er verzweifelt, glaubt nicht mehr an die Möglichkeit, dass es in Spanien noch jemals etwas werden könne mit seinem Projekt. Er nimmt Kontakt mit seinem Bruder auf. Bartolomeo soll noch einmal die Chancen an anderen europäischen Höfen sondieren und reist in Europa herum. Aber sowohl Frankreich als auch England winken ab.
    Doch noch einmal Portugal? Wir erinnern uns, Columbus war aus dem Land entwichen mit »Dreck am Stecken«, irgendetwas war da nicht ganz sauber gewesen, was auch immer. Jetzt bittet er bei Johann II. um gut Wetter, lässt sich freies Geleit nach Lissabon zusichern. Der portugiesische König lässt ihn kommen.
    Aber auch diesmal verfolgt ihn das Pech. Bartolomeu Diaz, einer der kühnen portugiesischen Entdecker, hat gerade - 1488 - das Kap der Guten Hoffnung, den gefährlichen südlichen Zipfel Afrikas, umschifft. Der Weg nach Indien über diesen - weiten - Weg ist frei.
    Die Brüder Colón sehen ein: Auch hier haben sie keine Chance mehr. Bleibt also nur die unsichere Sache in Spanien, die zermürbende Warterei.
    Was muss es für einen Menschen mit dem Sendungsbewusstsein und dem Stolz eines Columbus bedeutet haben, als Narr angesehen und Fantast verspottet, hingehalten, mit halben Versprechungen vertröstet zu werden? Bewundernswert die Nervenstärke dieses Mannes, sein fester Glauben an die Realisierbarkeit seines Traums.
    Inzwischen spitzt sich die Situation in Spanien weiter zu. Endlich zeichnet sich eine Wende in dem seit Jahren tobenden Krieg ab. Aber je näher der Sieg der Majestäten über das maurische Königreich rückt, umso rigider wird die Tätigkeit der Inquisition.
    Für Columbus klafft eine Schere: Wenn die Mauren vertrieben sind, hat Isabella endlich Zeit, sich mit seinem Projekt zu befassen, steigen die Chancen, Schiffe zu bekommen. Und andererseits: Wenn die Mauren vertrieben sind, wird der Druck der Kirche auf alles, was irgendwie nach Nichtchristen riecht, zunehmen. Natürlich gehören »Marranen« und Conversos dazu.

Kreuz, Dolch und Ölzweig
    Die Stimmung im Volk ist schlecht. Trotz des bevorstehenden Sieges - der endlose Krieg gegen die Ungläubigen hat alle Ressourcen verschlungen, die Söhne werden vom Pflug weg zu den Söldnern geholt, Handel und Wandel liegen darnieder, Missernten tun ein Übriges. Und da die bereits eroberten maurischen Gebiete durch die »Glaubensstreiter« von einst blühenden Landschaften in verbrannte Erde verwandelt worden sind, erwächst Spanien auch aus seinen Siegen kein Vorteil.
    Und wie es in solchen Situationen ist: Ein Sündenbock muss her. Wenn wir schon die »Heiden« im Süden des Landes so schnell nicht kleinkriegen, dann sollen wenigstens die büßen, die als Feinde im eigenen Haus gelten dürfen: Conversos. Marranen. Juden.
    Die Kirche ist mit Feuereifer (und dies im wahrsten Sinne des Wortes) dabei, vorzugehen gegen Feinde des Glaubens. 1483 wird Tomas de Torquemada Großinquisitor. Mit ihm beginnt eine grauenvolle Zeit in Spanien.
    Die »guten Christen« des Landes sind aufgerufen, Verdächtige zur Anzeige zu bringen, und das Volk ist eifrig dabei. - Schließlich bekommen die Denunzianten einen Teil des enteigneten Vermögens der verurteilten Ketzer! Die

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