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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Señorio, die Steuer, wirft gerade einmal 600 000 im Jahr ab. Davon wird keiner reich - vor allem nicht, wenn er davon auch noch fünf Sechstel an die Krone abführen darf.« Plötzlich sagt sie wild: »Das alles mag ich getan haben oder nicht - ich bin ja kein Engel, das weiß jeder. Aber das ist ja alles nur Vorwand. Der eigentliche Grund ist: Ich bin eine Frau. Nach dem Tod ihres Mannes ist plötzlich eine Frau Gobernadora, Herrscherin über eine ganze Provinz, und schaltet und waltet wie ein Mann. Natürlich bin ich eigentlich nur Regentin anstelle meines älteren Sohns - aber der ist ein kleines Kind. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass ich auf Augenhöhe mit Vizekönigen und Statthaltern verhandle. Das können sie nicht schlucken, das sitzt ihnen quer im Hals wie eine große Fischgräte. Und so werden sie mir alles an Schandtaten ankreiden, was auf den Inseln passiert ist oder noch passiert. Ich bin die zuchtlose Jägerin, das ehemalige Königsliebchen, die Person, die macht, was sie will. Und das können sie nicht wegstecken. Damit kommt nur einer klar wie du - ein Mann, der sich selbst geschaffen hat, einer, der nicht dem vorgefertigten Bild entspricht. So wie ich. Und vielleicht lieben wir uns deshalb.«
    Er legt die Arme um sie. -
    Später sagt er: »Ich werde dir einen Schriftsatz verfassen, einen Brief, den du an die Majestäten schreiben kannst, worin du die Sklavenverkäufe entschuldigst. Sodass die christlichen Majestäten ihre Freude daran haben.«
    Â»Ãœbst du da gleich für eigene Zwecke?«, fragt sie.
    Er verschließt ihr den Mund...

Letzte Zurüstungen
    Der Brief, den Columbus wahrscheinlich entworfen hat - ihn gab es wirklich. Jedenfalls wird in den Kanzleiakten über die Bobadilla ein Schriftstück von ihr zitiert: »Die Gomeros waren nie Christen und werden es nie sein, sie glauben nicht an die Taufe und die Sakramente, sind Heiden, die nackt herumlaufen und acht bis zehn Frauen haben…« Sie selbst wusste, dass zumindest ein Teil dieser Behauptungen nicht stimmte. Aber auf die Majestäten wird es gewiss gewirkt haben.
    Die Verhandlungen der Gouverneurin ziehen sich hin. Und die Zeit der Abreise für Columbus rückt immer näher. Die Mannschaften werden angeheuert, die Offiziersposten besetzt. Auf dem Flaggschiff »Santa Maria« kommandiert der Admiral selbst, und wie wir bereits wissen, der Eigner Juan de la Cosa ist Erster Offizier. Die »Pinta« steht unter dem Befehl von Martín Pinzón, mit seinem Bruder Franzisco als Schiffsführer. Die »Niña« schließlich, die kleinste und wendigste der Karavellen, wird vom dritten Pinzón-Bruder, Yañez, befehligt; der Eigner Juan Niño fährt als Schiffsführer mit. Man sieht, die kleine Flotte ist zum großen Teil in den Händen der Pinzón-Sippe. Ein Machtkampf innerhalb des Stabs ist damit vorprogrammiert.
    Â»Niña«, »Pinta«, »Santa Maria« - es klingt wie ein Kinderreim, und die Namen der drei Schiffe werden in die Geschichtsbücher allüberall in Europa und Amerika eingehen als die Schiffe der Entdecker einer neuen Welt.
    Die Mannschaftslisten der drei Karavellen weisen die typischen Merkmale spanischer Bürokratie auf: Sie sind gleichzeitig pedantisch und ungenau. Wir wissen, dass es einen Flottenschreiber gibt, einen Beamten der Krone, der aufzupassen hat, dass finanziell alles mit rechten Dingen zugeht und dass der suspekte Admiral nicht etwa die Goldfunde da drüben in die eigene Tasche scheffelt. Dazu gibt es einen Profos, der die Polizeigewalt auf den Schiffen ausübt, zuständig ist für die drakonischen Bestrafungen, wie sie damals auf Schiffen üblich sind, und der die Trinkwasservorräte überwacht. Letzterer ist übrigens ein gewisser Diego de Harana, ein Vetter jener Beatriz, mit der Columbus seit Jahren in »eheähnlicher Gemeinschaft« lebt - sicher ein Zugeständnis an diese Verbindung …
    Fast achtzig Männer, so haben erfahrene Nautiker errechnet, sind nötig, drei Schiffe dieser Größenordnung auf großer Fahrt zu managen - von Schiffsjungen bis zu Kalfaterern, Küfern, Zimmerleuten, Segelmachern und Matrosen. So viele Menschen braucht man, da es so gut wie keine technischen Hilfsmittel gibt. Jedes Segelmanöver muss von Hand ausgeführt werden, ohne Flaschenzüge oder Seilwinden, und bedeutet Schwerstarbeit. Die meisten der Männer

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