Columbus
kritisch. Man lost alle möglichen Gelübde aus: Wer soll eine Pilgerfahrt machen, wenn man heil davonkommt? Zweimal trifft es den Admiral selbst.
Trotz der verzweifelten Lage gelingt es Columbus, einen Kurzbericht der Reise zu verfassen, ihn in Wachstuch einzuschlagen und in einem Fass über Bord zu werden - Dokumentation der GroÃen Reise. (Bis heute ist diese »Flaschenpost« nicht aufgefunden worden - aber unzählige Fälschungen tauchten auf...)
Endlich, am 16. Februar, nach vier entsetzlichen Tagen, sichtet man Land. Ausgelaugt von Hunger, Erschöpfung und schmerzhaften Gichtanfällen, läuft Columbus den erstbesten Ankerplatz an. Er hat keine Ahnung, wo er ist.
Es stellt sich heraus: eine Azoreninsel, die südlichste. Also portugiesisches Territorium. Man geht an Land - und wird unverzüglich verhaftet, weil die Portugiesen annehmen, die Spanier seien widerrechtlich nach Guinea gesegelt. (Wir erinnern uns: Die »Kolonialwelt« ist mittels eines Breitengrades zwischen Spaniern und Portugiesen aufgeteilt.) Erst die königlichen Vollmachten des Admirals und der Einblick in sein Bordbuch reiÃen sie raus.
Und noch einmal gerät die Karavelle in einen wahnsinnigen Sturm - es ist, als wolle irgendeine höhere Macht den Menschen der »Neuen Welt« vor den kommenden Schrecken eine Gnadenfrist einräumen. SchlieÃlich ist Land in Sicht. Columbus erkennt eine ihm vertraute Landmarke: den Felsen von Sintra in der Mündung des Tejo.
Man läuft geradewegs in den Hafen von Lissabon ein! Und sie werden als die Heimgekehrten erkannt. Als die Helden!
Die Spannung ist unerträglich. Wird König Johann sie alle festnehmen lassen? SchlieÃlich sind alte Rechnungen offen.
Aber Johann ist viel zu verschlagen, um sich mit einem Mann anzulegen, der eindeutig jetzt in Spanien eine bedeutende Position einnehmen wird. Er lädt ihn im Gegenteil an seinen Hof ein und versucht, ihn abzuwerben. Aber der Admiral des ozeanischen Meers lässt sich auf nichts ein. Er will nach Haus, so bald wie möglich, und die Lorbeeren ernten, die er sich verdient hat - nicht dass irgendwo aus dem Nichts doch noch die »Pinta« aufkreuzt und Pinzón ihm die Show stiehlt!
Und es zeigt sich, dass seine Befürchtungen nicht unbegründet sind. Als sie nach sechsmonatiger Expedition am Freitag, dem 15. März, unterm Jubel der Menge in den Hafen von Palos einlaufen, taucht am Horizont ein anderes Schiff auf. Die »Pinta« fährt auf der gleichen Flut wie die »Niña« in den Hafen!
MartÃn Alonso Pinzón ist völlig am Ende. Der verhasste Gegner ist in den Stürmen der vergangenen Wochen nicht umgekommen, sondern hat das Rennen gemacht! Der schwerkranke, von Fieber geschüttelte Kapitän wechselt kein Wort mit dem triumphierenden Columbus. Er begibt sich zu seiner Familie - und der Admiral muss sich nicht die Mühe machen, ihn, wie er einmal angekündigt hat, »am Türpfosten seines eigenen Hauses aufzuhängen«. Kaum eine Woche nach seiner Heimkehr stirbt Pinzón. Damit ist die Rolle der für die Entdeckungen so wichtigen Seefahrerfamilie ausgespielt. Kein Pinzón nimmt je wieder an einer Fahrt über den Atlantik teil. -
Bereits von den Azoren her hatte Columbus durch einen gerade auslaufenden Schnellsegler die Nachricht von seiner geglückten Expedition nach Spanien geschickt - nicht etwa an die Majestäten, sondern ganz selbstverständlich an den Geldgeber und eigentlichen Initiator der Fahrt, den Minister Luis de Santangel, der dann das Königspaar informiert. Der Brief wird bald von Freunden des Finanziers in halb Europa durch Druck verbreitet. Die Neugierde ist groà und die Sensation vollkommen.
Tag des Triumphes
Die Begeisterung, mit der Don Cristobal Colón in Spanien empfangen wird, lässt sich vielleicht vergleichen mit der Ekstase, die seinerzeit die Rückkehr des ersten Menschen vom Mond ausgelöst hat.
Da der Hof gerade in Barcelona residiert, hat Colón, nachdem er um Audienz nachgesucht hat, einen Weg von fast 700 Meilen zurückzulegen, der sich zu einem beispiellosen Siegeszug gestaltet.
Der Mönch Bartolomeo de las Casas, ein Anhänger des Columbus, erlebt als junger Mensch den Einzug des pompösen Trupps in Sevilla und gewinnt einen unauslöschlichen Eindruck davon, wie der Admiral an der Spitze seines »Gefolges« gleich einem römischen Triumphator daherkam, aufs Prachtvollste
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