Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
Vom Netzwerk:
lassen, als unwürdig, sie haben meine Befehle missachtet und tun es weiterhin... Ich habe all dies ertragen, damit ich diese Reise erfolgreich abschließen kann. Um solch schlechter Gesellschaft zu entfliehen, habe ich mich entschieden, in aller Eile nach Spanien zurückzukehren und nirgendwo länger zu verweilen.«
    Natürlich wird er, nachdem seine Wut verraucht war, eingesehen haben, dass es nicht besonders sinnvoll ist, sich mit der Pinzón-Clique zu überwerfen. Er ist von ihnen abhängig, das ist klar. Ohne sie kommt er nicht nach Haus.
    Also schickt er schließlich einen Boten zur »Pinta« und lässt dem Kapitän großmütig erklären, er habe ihm verziehen.
    Pinzón zuckt die Achseln und legt sich schlafen. Den Beutel Gold konnte er behalten - nicht schlecht. Ansonsten geht ihm die Verzeihung des Admirals zehn Leguas am Bug vorbei. Und noch immer ist er bestrebt, als Erster in Spanien anzukommen...
    Â 
    Nachdem die beiden Schiffe noch einmal generalüberholt worden sind, begibt man sich dann gemeinsam auf die Heimreise. Es ist Mittwoch, der 16. Januar. Man nimmt an Bord, was man vorführen will, darunter natürlich auch einige »Insel-Wilde« vom Stamm der Tainos, die man in Ketten legen muss, damit sie nicht über Bord springen. (Columbus braucht auch lebende »Beweisstücke«, wenn er vor das Königspaar tritt! Was uns heute mit Recht als unmenschliche Kolonialherrenart erscheint, war in der Zeit Normalität - Nichtchristen waren eben Menschen zweiter Klasse.)
    Es geht in die entgegengesetzte Richtung.
    Nun sind die Passatwinde, die sie so wunderbar gen Westen geblasen haben, ihre Feinde.
    Wieder erweist sich Columbus als erfahrener und überlegener Seemann, der sein Handwerk aus dem Effeff versteht - gemäß seiner Devise »Omnis mare navigabile«. Ein jedes Meer ist schiffbar. Er weiß, dass es auf der Höhe von Madeira beständig wehende Westwinde gibt, also bestimmt er seinen Kurs zuerst einmal strikt nordwärts. Hart am Wind kreuzen die beiden Karavellen, bis sie eine vom Admiral vorberechnete Position erreichen, wo tatsächlich das Lavieren ein Ende hat. Im Westwind legen die Schiffe gewaltige Strecken zurück, bis zu zweihundert Seemeilen pro Tag, was der Leistung einer heutigen Hochseeyacht entspricht. Auch hier hat unser Seefahrer Bahnbrechendes geleistet: Noch immer gilt dieser Kurs von Amerika nach Spanien für Segler als die Idealroute und sein Reisetempo als unübertroffen...
    Nein, die Kanaren können auf der Rückreise nicht angesteuert werden. Das gibt diese Route nicht her.
    Ob die Jägerin das gewusst hat? Ob er ihr bei seiner Abreise vor drei Monaten davon erzählt hat, dass sie von seiner Heimkehr erst erfahren würde, wenn er in Spanien glücklich angekommen war? Das wissen wir nicht. Aber Columbus, der Mann der vielen Geheimnisse, wird wohl eher darüber geschwiegen haben. Denn wusste er überhaupt, auf welchem Weg er zurückkehrt - wenn überhaupt?
    Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass eine Frau wie die Gouverneurin, sooft sie Zeit dazu hätte, sich an die Westküste der Insel schippern lässt (über Land geht es nicht wegen der Schluchten und Klüfte) und dort Ausschau hält nach ihrem Geliebten. Sie ist eine Frau der Tat. Sie hat eine Insel zu regieren. Sie kann nicht sentimental sein. Und ihre Furcht um sein Leben - die wird sie zunächst einmal einfach verdrängen.
    Alles steht zum Besten, Columbus erwartet jeden Tag, die Gipfel von Madeira vor sich auftauchen zu sehen - da überrascht sie am 12. Februar ein gewaltiger Sturm.
    Vor Topp und Takel, also ohne Segel, oder, wie es im alten Spanisch heißt, »mit trockenem Baum« lenzen die Karavellen in der ungestümen See. Da die »Niña« zu wenig Ballast an Bord hat, lässt der Admiral Fässer mit Seewasser füllen, um das Schiff zu stabilisieren; im Übrigen kann er die Seetüchtigkeit der kleinen Karavelle nicht genug rühmen.
    Die »Pinta« hat einen Mastbruch, sie bleibt zurück. Wieder wäre es Columbus ein Leichtes gewesen, dem lädierten Schiff beizustehen, und wieder macht er sich aus dem Staub. Soll der Aufsässige doch sehen, wo er bleibt! Die beiden Schiffe geraten schnell außer Sichtweite.
    Wie mag es wohl den Taino-Indianern zumute gewesen sein in der Gewalt der Wellen? Kein Wort wird über sie verloren im Bordbuch des Admirals.
    Die Lage ist

Weitere Kostenlose Bücher