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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Insel, die er Espanola nennt, was schon bald zu Hispaniola wird. (Sie heißt heute noch so und gehört zu Haiti und der Dominikanischen Republik.)
    Gastfreundliche Eingeborene kommen bald mit ihren Kanus zu den Schiffen und überhäufen die Ankömmlinge mit Geschenken. Besonders rührt Columbus die Freundschaft eines Kaziken (Häuptlings) namens Guanacagarí, der ihm eine herrliche Maske aus getriebenem Gold schenkt. Aber wo kommt das Gold her?
    Die Menschen deuten gen Osten und sagen: »Cibao! Cibao!« Dass er stattdessen »Zipangu« (Japan) versteht, ist völlig klar.
    Drei Tage vergnügen sich die Seeleute an Land und nehmen mit Sicherheit auch die Angebote wahr, die ihnen die Frauen, der Sitte entsprechend, machen - auch wenn sie sich mächtig überwinden müssen, mit den ungewaschenen weißen Männern auf eine ihrer geflochtenen Matten zu gehen.
    Drei Tage Landgang - das bedeutet eine strapazierte, übermüdete Mannschaft. Und so geschieht das Unglück.
    Es ist der Weihnachtsabend. Columbus und seine Offiziere teilen sich wie immer die Nachtwachen: Der Admiral übernimmt die erste Schicht, der Schiffsführer Juan de la Cosa die zweite. Beide sind so fertig, dass sie ihre Aufgabe an jemand anderen weitergeben. Aber auch der beauftragte Matrose kann kaum mehr die Augen offen halten. Das Meer ist ruhig und das Wetter gut. Kein Grund zur Besorgnis. Also übergibt er das Ruder einem Schiffsjungen, was strengstens untersagt ist.
    Eine Stunde nach Mitternacht beginnt die Ruderpinne zu vibrieren. Ein furchtbares Knirschen folgt und eine Gischtwelle erhebt sich um das Schiff. Der Kiel ist auf ein festes Korallenriff aufgelaufen.
    Auf den Entsetzensschrei des Jungen ist Columbus als Erster an Deck. Schimpfend und fluchend befiehlt er dem Schiffsführer, das Beiboot klarzumachen und hinter dem Heck einen Anker auszuwerfen, um die »Santa Maria« wieder flottzumachen.
    Er beschuldigt den Schiffsführer, schuld an dem Unglück zu sein - schließlich ist es seine Wache! Aber de la Cosa war in dieser Nacht von niemandem geweckt worden - aufgerufen, wie es heißt, und nach noch heute existierendem Seemannsbrauch gilt man erst dann als auf Wache befindlich.
    Juan de la Cosa hat keine Lust, sich die Verdächtigungen seines wütenden Kapitäns anzuhören: Er sei ein Verräter, der sein eigenes Schiff versenken wolle! Zutiefst beleidigt besteigt er das Beiboot und rudert zur »Niña« hinüber, statt den Befehl zu befolgen.
    Inzwischen nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Es ist Ebbe! Die »Santa Maria« wird von der Dünung weiter auf das Riff geschoben. Die Korallenstöcke bohren Löcher in die Schiffsplanken.
    Verzweifelt befiehlt Columbus, die Masten zu kappen und Ballast über Bord zu werfen. Alles nicht Lebensnotwendige fliegt ins Meer. Zu spät! Die »Santa Maria« ist hoffnungslos verloren.
    Zu einer großzügigen Rettungsaktion kommt der Kazike Guanacagarí mit seinen Leuten per Kanu herbei. Alle Vorräte und Ausrüstungsgegenstände werden geborgen, die Männer gastfreundlich aufgenommen.
    Und einmal wieder dichtet unser Seefahrer eine Sache zu seinen Gunsten um. Nicht er ist schuld, sondern de la Cosa. Und außerdem ist das nun auf einmal ein Wink des Herrn: Hier soll eine Festung errichtet werden, um die Präsenz Spaniens vor den Toren des Goldlands dauerhaft zu machen.
    Man baut aus dem Holz des Flaggschiffs ein Blockhaus, befestigt wie ein Fort, bringt Waffen, Vorräte und Saatgut hierher und nennt das Ganze »La Navidad« - Weihnachten. Zirka vierzig Männer bleiben gern zurück; hier ist es so paradiesisch und die Frauen sind so nett! Und außerdem haben die Zurückgebliebenen die besten Chancen, schon vor der Rückkehr des Admirals und Vizekönigs die ersehnten Goldgruben zu finden!
    Mit dieser Entscheidung ist die Katastrophe vorprogrammiert. Denn da bleiben zwar Diego de Harana und ein königlicher Beamter zurück, aber der Rest besteht aus zügellosen Strauchdieben, die nur eins im Sinn haben: sich auf dem Rücken der »Wilden« auszutoben als Herrenmenschen und sich ohne Hemmung zu bereichern.
    Die Expedition nur mit einem Schiff fortzusetzen, hält Columbus für zu gefährlich. Er beschließt am 4. Januar 1493, Heimatkurs zu setzen.

Heimwärts
    Am Dreikönigstag, dem 6. Januar, erscheint ein Segel am Horizont. Die »Pinta« ist wieder da!
    Columbus

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