Combat Planet: Roman (German Edition)
betrachtete.
»Was … ist da?«, fragte er schließlich.
»Ich glaube, das ist Monoliths Zentralrechner.«
»Dieser Berg da ist ein Computer?«
»Ja. Er steht schon lange hier. Sehr lange. Noch vor den Provax. Er ist ein natürlicher Bestandteil dieser Welt. Vielleicht kontrolliert er die Provax, hat ihnen geholfen, ihren Themenplaneten zu bauen … wer weiß? Ich weiß nur, dass er …« Sie legte den Kopf schräg, als lausche sie einer inneren Stimme. Sie lächelte. »Ich weiß, dass er lebendig ist. Und sehr alt .«
»Und wir sind hier, um ihn zu zerstören?«
»Ich bin mir nicht sicher. Noch nicht. Ich suche nach Antworten. Auf Fragen.«
»Du wurdest als Attentäterin hierher geschickt«, sagte Dex.
»Ja. Aber auch, um Antworten zu finden. Die Oblivion-Regierung der Erde und mein Controller, Cardinal Romero, haben Fragen in meinen Kopf implantiert und blockiert. Erst wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden mir die Fragen und auch der volle Umfang der Mission zu Bewusstsein kommen.« Sie drehte sich um, und was sie dann sagte, traf Dex wie ein Schlag vor den Kopf. »So wie dein Androidenstatus vor dir blockiert wurde. Du wusstest nicht, was du warst. Du weißt nicht, wer du bist. Erst … erst wenn sich die Blockade löst, trittst du in die Realität ein.«
»Du denkst, mir wurde eine Tür gezeigt?«
»Ja. Und ich denke, dass du anfängst, es zu glauben.«
Dex schüttelte den Kopf, gab jedoch keine Antwort. Er konnte nicht antworten. Denn Amba hatte recht, er fing an, es zu glauben. Zumindest fing er an, an seiner eigenen Vergangenheit zu zweifeln, an seinem eigenen Verstand, seinen eigenen Erinnerungen, seiner eigenen Realität .
»Dann klettern wir also auf den Berg?«
»Da oben befindet sich deine Familie.«
» SARAH hält sie gefangen?«
»Ja.«
»Deine Mission lautet, SARAH zu zerstören, nicht wahr?«
»Wir werden sehen«, sagte Amba leise und mit glänzenden Augen.
Zu Anfang erschien der Wald aus eisernen Bäumen wie jeder andere Wald, bis auf den ständigen Geruch nach heißem Öl. Doch nach mehreren Stunden veränderten sich die Bäume, zuerst subtil, lediglich in der Konsistenz ihrer »Borke«, die nicht mehr glatt oder von Rost zernarbt war, sondern Riffeln bekam, als wäre sie maschinell bearbeitet worden. Dex und Amba marschierten durch diese mechanischen Bäume und suchten sich ihren Weg zwischen Stämmen, während der Boden stetig anstieg. Dex bemerkte als Erster die Muttern und Schrauben und machte Amba darauf aufmerksam. »Sieh dir das an. Sie wurden künstlich hergestellt.«
»Alles auf dem Themenplaneten wurde künstlich hergestellt.«
»Sicher, aber diese Bäume – wurden zusammengeschraubt.«
»Das sind keine Bäume.«
»Für mich sehen sie wie Bäume aus.«
»Sie sind Bestandteile der Maschine. Ein Bestandteil von SARAH . Vielleicht geben sie Feedback? Oder es handelt sich um Lausch- oder sensorische Geräte?«
Dex klappte den Mund zu.
Sie mussten an die zehn Stunden lang marschiert sein, als Dex eine Pause anordnete. Er war hundemüde, aber er hatte sich viele, viele Stunden länger auf den Beinen gehalten als er es jemals für möglich gehalten hätte – und allein schon dieses kleine Wunder machte ihm zu schaffen, denn es konnte als Beweis dafür gelten, dass er ein Androide war. Der Beweis dafür, dass seine ganze Vergangenheit, jede Erinnerung in seinem Kopf, eine Illusion war.
Amba fand eine Lichtung inmitten der eisernen Bäume und setzte sich auf einen Felsen, während Dex sich auf dem Boden ausstreckte. Es gab kein Moos, und der Boden war solider Fels, aber das störte Dex nicht mehr. Er war total erschöpft und binnen weniger Minuten eingeschlafen. Er träumte nicht, es sei denn, er hatte einen Traum, in dem ausschließlich Dunkelheit herrschte, eine Finsternis ohne Emotionen, ohne Gefühle, ohne Sorgen, ohne Angst oder Liebe oder Verzweiflung. So wie er sich im Grunde das Dasein eines Androiden vorstellte. Er wachte auf und fuhr jählings in die Höhe. Amba hockte immer noch auf dem Felsen, mit ihrer FREUNDIN auf den Knien, die in mehrere Teile zerlegt war. Sorgfältig reinigte sie die Komponenten mit einem winzigen Draht.
Dex setzte sich hin und gähnte.
»Fühlst du dich besser?«
»Gut genug, um weiterzugehen.«
»Manchmal überkommt es uns Androiden so. Wir treiben uns so lange an, bis wir kollabieren. Wie eine Maschine, die eine Panne hat.«
»Ich bin keine Maschine«, sagte Dexter verdrossen.
Amba nickte und ließ das Thema fallen.
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