Come in and burn out - Denglisch
trotzdem. Wie das Chillen der Transzendentalen Meditation nahekommt, so erinnern ihre chiffrierten Formelsätze an die Sprechweise Lao-tses: alles Überflüssige weglassen, die Sätze so lange verdichten, bis Sprechen in Schweigen übergeht.
Peace!
Hallo Gerrit, na, wie geht’s, alles gut? Haben deine Eltern dich jetzt tatsächlich rausgeworfen?
Alles cool.
Nee, mein Vater ist grad arbeitslos geworden und meine Mutter hat ’ne Parship-Affäre, die haben ganz andere Sorgen.
Babes am Start?
Tja, und was machen wir jetzt heute Abend? Was ist mit Jessica und Michelle, wollten die nicht vorbeikommen? Haben die sich schon bei dir gemeldet?
Chillo!
Nee, leider noch nicht, ich warte schon seit über ’ner Stunde auf den Anruf! Nicht mal ’ne SMS ist gekommen! Die sind aber auch dermaßen unzuverlässig! Stattdessen hat Ole schon zehn Mal angerufen, dieser Oberlangweiler, ich konnte ihn grade so abwimmeln.
Yo, Man!
Ein Glück! Ole – den kann ich ja überhaupt nicht leiden! Dann müsste ich mir schon wieder irgend ’ne blöde Ausrede ausdenken, um dem abzusagen!
Check den Flow.
Tja, was soll man machen? Heut Abend sind »Die Ärzte« im Stadtpark, aber ich hab keinen Cent mehr. Man könnte sich höchstens auf die Wiese daneben setzen und zuhören. Auch ziemlich frustrierend. Vielleicht bleiben wir einfach hier liegen und warten, ob Michelle oder Jessica nicht doch noch anrufen.
Alles fresh?
Mann ist das langweilig. Bloß rumhängen. Unglaublich öde. Na ja. Aber immer noch besser als arbeiten. Felix macht diesen Job als Prospektverteiler. Das nervt erst! Überall klingeln und keiner macht dir auf! Für 0,2 Cent pro Prospekt! Da bleibt einem nachher nichts anderes übrig, als den ganzen Schrott in den nächsten Altpapiercontainer zu werfen. Was für Musik hörst du da eigentlich?
Check it out!
Die neue CD von »Silbermond«. Geht so, würd ich sagen. Die frühen Scheiben waren halt deutlich besser. Hör doch einfach mal kurz rein!
Übertriebenst nice!
Sag mal – das ist doch super! Da krieg ich ja ’ne Gänsehaut! Wahnsinn, diese Stimme! Das lad ich mir nachher gleich mal runter.
Chill, Digger. Peace!
Weißt du was, das wird mir doch zu langweilig hier. Ich zieh weiter in den Stadtpark. Vielleicht sind Jessica und Michelle ja dort. Chris hatte angedeutet, dass er da hin will, und auf diesen Vollproll fahr’n die leider total ab. Wenn du Lust hast, kannst du ja mitkommen. Oder du kommst nach! Bis dann!
Biker cruisen
MAN-DENGLISCH
Männer haben nicht viel zu melden. Jedenfalls nicht, sobald Frauen dazukommen. Frauen wählen den Partner. Frauen richten die Wohnung ein. Frauen treffen die Kaufentscheidungen. Frauen suchen die Kindernamen aus. Oder glauben Sie, ein Mann würde sein Kind Ole-Alexander nennen? Oder Sophie-Yvette? Selbst die Fernbedienung haben die Männer aus der Hand gegeben. Mit schlimmen Folgen. Seitdem senden die T V-Verantwort lichen nämlich nur noch Formate, die sie für frauenkompatibel halten: Talkshows. Arztserien. Public Dinner Cooking.
Was bleibt uns? Baumarkt, Fußball, Motorradclub. Letzte Männerwelten, von denen dieses Kapitel Zeugnis ablegt. Aber seien wir ehrlich: viel ist nicht zusammengekommen. Denn Männer reden ohnehin nicht gern (Standarddialog: »Und?« – »Und selbst?«). Und wenn, dann im Fachjargon, den wir in anderen Kapiteln erläutert haben (I T-Denglisch , Rock’n’Roll-Denglisch, Sport-Denglisch). Oder, wie Teenies, in der Kunstform des prägnanten Spruchs. Also: Moinsen! Und tschüss.
>> Schlüsselbegriffe:
Biker
[ baika ]
: Jemand, der durch Barttracht, Kleidung, Sprachwahl und Tätowierungen nahelegt, dass er sozusagen hauptberuflich Motorrad fährt, obwohl er damit keinen Cent verdient. Tatsächlich reicht die Bedeutung weit über die eines bloßen Berufs hinaus. Biker sein ist Berufung. Die Motorradmarke Religion. Die Kutte ein heiliges Gewand. Die Ausfahrten Pilgertum. Die Bikertreffen heidnische Zeremonien. Der Bandenkrieg zwischen den Hell’s Angels und den Bandidos zeigt im Übrigen: Manche Biker können tatsächlich davon leben. Die restlichen sonnen sich in deren Glanz, auch wenn sie nur eine Zündapp fahren.
Camcorder
[ kämmkoada ]
: Lebensabschnittspartner von Männern auf Familien- und Schulfesten. Männer sind von Natur aus unsicher, gerade im sozialen Kontakt. Umso besser, dass es Fotoapparate gibt. Noch besser: Filmkameras. Hinter denen kann Mann sich während der
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