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Come in and burn out - Denglisch

Come in and burn out - Denglisch

Titel: Come in and burn out - Denglisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Soeren Sieg , Jan Melzer
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Fairständnis, Fairgeben« wirbt das Diakonische Werk. »Chari- Tea « bietet mein Frühstückscafé an. Und wie heißt die Produktionsfirma von Reinhold Beckmann? »Beckground«. Was sagt Humortheoretiker John Vorhaus: »Die beste Reaktion,auf die man mit einem Wortspiel hoffen kann, ist ein Stöhnen. Die allerbeste Reaktion, auf die man hoffen kann, ist ein lautes Stöhnen.«
    5. Event . Dieses Wort ist einfach nur durch und sollte generell nicht mehr verwendet werden. Wie wäre es mit »Fest«, »Fei er « oder »Hingeher«? Selbst »Happening« ist noch besser. Oder schlicht »Abendveranstaltung«. Aber bitte nicht ersetzen durch die noch übleren Begriffe
Incentive
,
Kick-off
oder
Roadshow
.
    6. Gender . Nervt kolossal. Ja, ihr habt Judith Butler gelesen, das glauben wir euch auch so. Wird nur noch getoppt durch »Gender Mainstreaming« und den damit zusammenhängenden »Equal Pay Day«. Was soll das alles? Wir haben den Feminismus, die Frauenbewegung, die Gleichstellung, den Geschlechterkampf und die Emanzipation. Und das ist alles hundert Mal besser als »Gender«! Im Übrigen, liebe Frauen, inzwischen habt ihr schon zehn Jahre mehr Lebenserwartung als wir, und Mädchen haben Jungs in Schule und Uni kilometerweit überholt. Könnte sich eure Gleichstellungsbeauftragte mal zehn Jahre lang nur um Jungs kümmern?
    7.   Der Genitiv-Apostroph
.
Diese Windmühle geben wir nicht verloren. Es heißt nicht: »Martha’s Wurstbude«. Sondern: »Marthas Wurstbude«! Den Genitiv-Apostroph gibt es nur drüben, jenseits des Ärmelkanals. Wir benutzen einen Apostroph nur, wenn wir einen Buchstaben weglassen!
    8. Happy . »Ich bin so superhappy!«, ist schlimm genug. Noch nerviger sind Kombinationen wie »Happy Meal«,
Happy Hour
, »Happy Shirt«, »Happy Shopping«. Wir haben nichts gegen Glücksversprechen. Aber nicht so!
    9. Infotainment . So wie dieses Buch hier. Grauenhaft. Wir wollen Adorno zurück!
    10. Kids . Führt bei kidreichen Eltern zu akutem Brechreiz. Liebe Werber, habt Mitleid, denkt euch was Neues aus. We are not kidding!
    11. Komm Hair . Kleiner Test: Welche der folgenden Friseursalonnamen sind echt und welche haben wir uns ausgedacht? »United Haartists«, »Hairport«, »Hair Inn«, »Komm Hair«, »4   You Haare«, »House of Hair«, »Hairliche Zeit«, »Hair-Line«,»Hair&Flair«, »Open Hair«? Richtig: Alle sind echt. Liebe Haarkünstler: nie wieder! wollen wir denglische Wortspiele über euren Haarstudios sehen. Wir empfehlen stattdessen: »Karl-Heinz Locke, Damenfriseur«. Der Mann ist für seinen Beruf geboren.
    12. Location . »Ziemlich coole Location hier!« Dass der Wichtigsprech von
Event-Managern
mit Zuhälter-Look in die Allgemeinsprache vordringen konnte, ist erschütternd. Unsere Opas sprachen noch vom »Lokus«. Und genau dahin gehören »location« und die noch schlimmere Variante »Venue«.
    13. Lounge . Dieses grauenhafte Wort wird nicht besser, indem man es mit anderen Gruselwörtern kombiniert: »Hair Lounge«, »Coffee Lounge«, »Action-Chill-Lounge«, »Home base Lounge Berlin«. Es hat sich ausgelounged! Was soll das bitte überhaupt sein?
    14. Macht Sinn . Nein, macht keinen Sinn. Stop making sense! Im Deutschen ist etwas sinnvoll, hat einen Sinn oder ergibt Sinn. Die Eindeutschung von »make sense« ist sprachlicher Horror. Höhepunkt ist der klerikale Werbeslogan »Kirche macht Sinn«. Nein, eben nicht! Sigmund Freud hat in ›Das Unbehagen in der Kultur‹ alles dazu gesagt.
    15. People-Journalismus . Da kann man sich wirklich nicht entscheiden: Was ist schlimmer – das Wort oder die Sache selbst?
    16. Shop, shoppen, Shopping . Wir geben es zu: Wir lieben Läden. Wir gehen auch gerne einkaufen. Aber »Shop« reimt sich auf »Flop«, »shoppen« auf »foppen«, »geshoppt« auf »bekloppt«.
    17. Sonne-Wolken-Mix . Liebe Wetterfrösche, ein für alle Mal: Es gibt keinen Sonne-Wolken-Mix! Entweder die Sonne scheint oder der Himmel ist bewölkt. Alles klar?
    18. &more . »Mehr, mehr!, sprach der kleine Häwelmann.« Bloß was denn? Liebe Einzelhändler, überlegt euch doch einfach mal genau, was ihr verkaufen wollt. Und dann schreibt es auf das Schild überm Eingang.

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