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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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rannte los. »Hey, Lex, warte!«
    Er wandte sich um und starrte mit kurzsichtigem Blick in meine Richtung. Wahrscheinlich hatte er mich nicht erkannt, denn eine Sekunde später hatte er sich wieder umgedreht und sprintete den Hügel hoch. Und ich konnte es ihm nicht verübeln. Eine der merkwürdigen Sitten an unserer Schule war   – es sei denn, man wollte sich selbst das Leben schwer machen   –, dass man nie, wirklich niemals eine
Jacke
trug. Selbst dann nicht, wenn man zu einer Expedition in die Antarktis aufgebrochen wäre.
    Das Gute an einem verregneten Morgen war, dass es an den Toren kein großes Gedränge gab. Die Schüler erschienen nach und nach und gingen gleich in ihre Klassenzimmer. Das war das Letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Zum Glück hatte ich in der ersten großen Pause Orchester, deshalb ging ich gleich in den Musiktrakt und stellte die Klarinette bei den anderen Instrumenten ab   – dort konnte ich sie zehn Minuten unbeobachtet lassen.
    Bis auf ein paar Schüler, die auf dem Weg zu privaten Instrumentenstunden waren, war der Trakt um diese Zeit am Morgen ziemlich verlassen. Die Fenster waren so hoch, dass man nicht auf den Schulhof hinuntersehen konnte, und das Licht in dem langen, gewundenen Flur flackerte rund um die Uhr. Oft ging ich sogar extra auf die Toiletten im Musiktrakt, weil sie viel sauberer als die anderen waren und es immer genügend Klopapier gab.
    Ich schloss mich in eine graffitifreie Kabine ein und setzte mich. Den Kopf in die Hände gestützt, hörte ich das entfernte Brummen von Miss Hoolyhans buddhistischenGesängen in einem der Übungsräume. Ich betete, dass niemand diese Website gesehen hatte. Oder dass sie es vergessen hatten, falls doch, und alles wieder normal war, wenn ich das Hauptgebäude betrat.
    Das wäre wohl zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    8.40   Uhr
    Die Hälfte meiner Klasse schien loszukreischen, als ich durch die Tür trat. Ich versuchte, das Ganze mit einer Art Ententanz zu überspielen, doch das machte die ganze Sache nur noch schlimmer.
    »Ah, Samuel«, sagte Miss Stanley, schielte mich durch ihre zentimeterdicken Brillengläser an und malträtierte das Klassenbuch mit ihrem Kugelschreiber. »Du hast also beschlossen, uns zu beehren.«
    »Ey, Chickenboy«, brüllte Callum Corcoran, »zeig uns, wie man Eier legt!«
    »Hey, Sam«, kam eine Stimme von hinten. »Hoffentlich magst du Rührei.«
    »Puh, was für ein Gestank!«, sagte Animal. »Kann ich ein Fenster öffnen, Miss? Miss, kann ich ein Fenster öffnen?«
    »Was ist denn los, Tristram?«, fragte Miss Stanley und sah aus, als stünde sie kurz vor einem Migräneanfall.
    »Es ist Sam Tennant, Miss; er stinkt nach Hühnerkacke.«
    »Das hat er von seiner Alten, die stinkt
auch
nach Hühnerkacke.«
    Callum Corcoran bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen.
    »Gut, das reicht«, sagte Miss Stanley. »Ich weiß nicht, was heute Morgen in euch gefahren ist. Setz dich bitte hin, Samuel. Ich will mit euch über den neuen Lehrplan sprechen.«
    Ich hörte nicht ein Wort von dem, was sie sagte. Benommen und verwirrt kauerte ich vor der Tafel und wartete auf den nächsten Beschimpfungshagel. Ich fragte mich, ob es irgendjemanden in der Klasse gab, der diese Website nicht gesehen hatte.
    »Hast du mich gehört, Sam?«
    »Was, Miss?«
    Normalerweise lachten die Leute
mit
mir, aber sie hatten noch nie
über
mich gelacht.
    »Ich sagte: Setz dich bitte hin! Was ist denn heute los mit dir?«
    Und dann sah ich, dass mein eigentlicher Platz zwischen Gaz und Alex besetzt war. Gaz musste einen aufgerückt sein   – der einzig freie Platz war neben Stephen Allbright, genannt Dumbo, dem Klassenfreak. Ich bewegte mich mit Grabesmiene in seine Richtung und erwiderte Dumbos krankes Lächeln nicht, als ich mich neben ihn setzte.
    »Keine Sorge, Dumbo«, brüllte Animal. »Irgendwann gewöhnst du dich an den Gestank.«
    »Bitte«, sagte Miss Stanley, die am Montagmorgen immer schlecht gelaunt war. »Ich will jetzt keinen dieser Spitznamen mehr hören. Das ist nicht lustig, okay?«
    Doch selbst mir entging nicht, wie sie plötzlich zu einem lächelnden Schmusekätzchen wurde, als sich die Tür öffnete.
    »Sehen Sie nur, Miss«, rief Chelsea. »Ihr Freund!«
    »Ja, danke, Chelsea«, sagte Mr Catchpole, dessen Gesicht nicht ganz denselben Rotton erreichte wie Miss Stanleys. »Ich sorge hier für die Unterhaltung.«
    Miss Stanley nahm ihre Brille ab. Ihre Stimme war etwa zwei Oktaven tiefer als vorher. »Ah, Mr

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