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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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als ich dachte. Das Erste, was ich tat, war, das Waschbecken bis zum Rand volllaufen zu lassen und meinen Kopf einzutauchen; lustig, wie mich das immer zu beruhigen schien. Doch das hielt nicht an. Nach einer Minute oder so (mein Rekord waren 68   Sekunden) musste ich hochkommen, um Luft zu schnappen. Und dann sah ich die Worte auf dem Spiegel.
    In Blutrot, genau wie der Brief des Imperators und das Bild am Schwarzen Brett, stand dort: TROTTEL.
    Mein Blick blieb einen Moment dort haften. Dad sagte immer, ich dürfe mich niemals von meinen Emotionen überwältigen lassen, doch irgendetwas in mir war kurz vorm Durchdrehen.
    11.13   Uhr
    Ich stürzte aus der Toilette und hatte wieder alles im Griff, rannte den Flur entlang, die Treppen runter, raus in den strömenden Regen und über den Schulhof, mitjedem durchnässten Schritt wütender. Nachdem ich schließlich die Cafeteria erreicht hatte, fühlte ich etwa ein Prozent Angst und 99   Prozent blinde Wut.
    Und da saßen sie alle   – die Schnauzen tief in Plastikbecher mit Nudeln getaucht, stopften sich mit Chips voll und spülten das Ganze mit Capri-Sonne runter. Durch die Cafeteria ging ein gedämpftes Lachen, als sie meine klitschnasse Gestalt in der Tür stehen sahen.
    »Guckt mal«, sagte Callum Corcoran. »Chickenboy hat sich eingepinkelt.«
    Doch ich war so wütend, dass mir das egal war. Es herrschte eine erstaunte Stille, als ich auf sie zumarschierte und forderte: »Wer von euch ist es? Sitzt hier nicht blöd rum und kichert wie die Schulmädchen!«
    »Magst du keine Mädchen?«, fragte Pete Hughes.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und holte zu einem erneuten Schlag aus. »Na los, ich will es wissen. Was ist denn, bist du ein elender Feigling oder was?«
    Das übliche hohe »Ohhhh« erklang.
    Ich blieb standhaft. »Ich gehe nicht eher weg, bis ich herausfinde, wer es ist. Ich meine es ernst   – also, wer von euch ist der Imperator?«
    Und es fühlte sich gut an, einmal die Kontrolle zu übernehmen. Ich spürte ihre Panik. Das nervöse Gehüstel und die verstohlenen Blicke konnten nur eins bedeuten: Der Imperator war kurz davor, sich zu zeigen.
    Es gab ziemlich viele Dinge, die meinen Dad ärgerten, doch eine Sache, die ihn
wirklich
auf die Palme brachte, waren die Zwei-Stunden-Krimis im Fernsehen, wenn sich herausstellte, dass der, »der es getan hat«, ein unbedeutender Verwandter des Opfers war, der seinenAuftritt in den letzten fünf Minuten gehabt hatte. Aber das war das wahre Leben, deshalb hätte ich wahrscheinlich nicht allzu überrascht sein sollen, als sich herausstellte, dass es die Person war, die ich als Erstes in Verdacht gehabt hatte.
    Callum Corcoran erhob sich langsam, machte ein paar Schritte auf mich zu und grinste. »Ich bin der Imperator«, sagte er.
    Es war total unlogisch, doch einfach nur zu wissen, wer mich so sehr hasste, war eine echte Erleichterung.
    Aber dann stand auch Gaz Lulham auf. »Ich bin der Imperator«, sagte er.
    Gefolgt von Chelsea: »
Ich
bin der Imperator.«
    Und Animal: »Ich bin der Imperator.«
    Und Pete Hughes: »Ich bin der Imperator.«
    Es folgten noch ein paar andere Scherzkekse der achten Klasse, bis mein Kopf von ihrem brutalen Gelächter fast explodierte und ich raus in den strömenden Regen stolperte und blind drauflosrannte   – bis ich zu dem einzigen Ort in der Schule kam, von dem ich wusste, dass ich allein sein konnte.
    11.15   Uhr
    Die Millennium-Pagode wurde im Schulprospekt als »ein speziell errichteter Entspannungsbereich für Ihre Kinder« beschrieben. Natürlich ging dort niemand hin. Es half auch nichts, dass sie sich auf dem Weg zu den Allwetter-Hockeyspielfeldern befand und wie etwas aus einem Pokémon-Film aussah.
    Regen floss wie ein Sturzbach das ornamentale Dachherunter und bildete eine Mauer aus Wasser, als er auf dem Beton aufkam. Ich saß auf der grauen, hölzernen Picknickbank, den Kopf in die Hände gestützt, zitternd, verwirrt, und fragte mich, ob dieser Albtraum jemals enden würde.
    Jeglicher Kampfgeist in mir war erloschen. Mir war es sogar egal, wenn sie mich weinen sahen. Nichts hatte mehr einen Sinn. Das erste Mal in meinem Leben wünschte ich, dass ich tot wäre.
    »Sam, Sam, bist du das?«
    Eine rote Regenjacke erschien draußen in der Flut. Ich erkannte sie sofort   – es war genau die, von der Pete Hughes auf dem Klassenausflug in der Siebten gesagt hatte, dass sie wie »ein schwangerer Weihnachtsmann« aussah. Sie kam in die Millennium-Pagode und setzte sich

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