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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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erzählen. Ich wusste, wie sehr es ihn aufwühlen würde, wenn er dachte, Großvater wäre unglücklich.) »Er meint, dass er öfter mal runter in die Lounge geht, um sich den Singsang anzuhören.«
    »Großartig«, sagte Dad und klang erleichtert. »Nun,wenn es dir nichts ausmacht, mein Sohn   … ich muss weitermachen. Ich rufe dich nach dem Lauf an.«
    »Viel Glück, Dad. Oh, und Dad   … Dad?
Dad
…«
    Er hatte aufgelegt. Das war es dann wohl. Was konnte ich noch tun? Kein iPod, ich wagte es nicht, ins Internet zu gehen, falls irgendein Idiot begann, mir Mails zu schicken, und nicht mal mein eigener Vater hatte Zeit, mit mir zu sprechen. Es gab nichts, das mich davon abhielt, unter mein Kissen zu fassen und den Brief des Imperators hervorzuziehen. Aber ich musste ihn nicht noch einmal lesen. Die Worte hatten sich bis in alle Ewigkeit in meine Erinnerung gebrannt.

Donnerstag
(Woche zwei)
    10.57   Uhr
    Bald hatte das Katz-und-Maus-Spiel ein Ende. Auf eine merkwürdige Art war ich erleichtert. Auch wenn ich den Bus nicht mehr genommen und alles in meiner Macht Stehende getan hatte, mich unauffällig zu verhalten, lauerte die Bedrohung überall und ich hatte das schreckliche Gefühl, dass es jede Sekunde losgehen konnte.
    Dienstagmittag hatten sie ein Foto von mir beim Krippenspiel in der Vorschule an das Schwarze Brett gepinnt. Eigentlich sollte ich ein Kamel sein, aber irgendwer hatte in großen roten Buchstaben
Kentucky Fried Chickenboy
unter das Foto geschmiert. Am Mittwoch hatte ich mich so sehr vor ihren geflüsterten Drohungen und dem Hühnergegacker gegruselt, dass Mrs Mendoza mir meinen ersten Verweis für »andauernde Unachtsamkeit im Unterricht« verpasste.
    Das waren die einsamsten 48   Stunden meines Lebens. Mum war zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, um zu merken, dass ich permanent kurz vorm Heulen war, Dad hatte offensichtlich keine Zeit, mich zurückzurufen, und Großvater bestand weiterhin darauf, dass er »nicht mehr lange auf dieser Welt war«. Am Donnerstagmorgen war ich ein übernächtigtes Wrack.
    Das Läuten zur ersten Pause klang wie eine Totenglocke. Es gab eine Million Dinge, die ich lieber getanhätte, doch irgendetwas sagte mir, dass ich das durchziehen musste.
    »Wette, du kannst es nicht bis morgen erwarten, was, Chickenboy?«
    Und seine Worte klangen mir immer noch im Ohr, als ich aus dem Informatikraum schlüpfte und auf den Schulhof ging. Ich scannte den Hauswirtschaftstrakt nach versteckten Attentätern ab und betete, dass mir niemand folgte.
    Callum hatte natürlich recht, der Freitag konnte nicht schnell genug kommen, doch ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er eher den Ausflug zur
HMS Belfast
meinte und nicht den glorreichen Moment, wenn die Pausenglocke das letzte Mal läutete und eine weitere Schulwoche vorbei war.
    Ich hockte mich hinter einen dieser neuen Mülleimer, die niemand benutzte (es gab einen speziellen Teil zum Dosenrecyceln), und wartete, bis der Rest meiner »Klassenkameraden« an mir vorbei zur Cafeteria gegangen war. Sie sahen so glücklich aus, lachten und machten Witze und alberten herum. Seitdem der Imperator aufgetaucht war, schienen sich Feindschaften, die seit der ersten Klasse bestanden, in Luft aufgelöst zu haben. Chelsea zeigte Gaz Lulham ihr neues Handy, Pete Hughes und Animal diskutierten über eine Website und plötzlich schien Callum Corcoran jedermanns bester Kumpel zu sein. Selbst Dumbo stapfte zufrieden in der Gegend rum, blinzelte in die Sonne und mampfte ein Eiersandwich.
    Sobald sie außer Hörweite waren, flitzte ich Richtung Krankenzimmer und schlug den schattigen Wegneben dem überdachten Gang ein, bis ich vorm Musiktrakt stand. Und dann begann ich, noch mal genauer nachzudenken. Ich näherte mich den automatischen Türen wie ein Bombenentschärfer, der sich Zentimeter für Zentimeter auf einen verlassenen Rucksack zubewegt. Ich tat das nur für etwas, das Großvater gesagt hatte. Sonst wäre ich nicht hier gewesen. »Doch es zählt nur, wie du mit deiner Angst umgehst.« Das war die Gelegenheit, ihm recht zu geben. Ich würde mich meinem Angstgegner stellen. Es war an der Zeit, dem Imperator gegenüberzutreten.
    Aber was, wenn das eine Falle war? Was, wenn sie sich alle in den Kabinen versteckten? Was, wenn das ein Hinterhalt war und sie alle auf mich einprügelten? Ich schluckte die Kotze runter, die mir den Hals hochkam, und sah in den bedrohlichen Himmel. Ich konnte geradezu hören, wie Mum in einen Monolog zum Thema

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