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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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sehr romantisch, nehme ich an.«
    »Ja, Mum.«
    »Los, willst du ihn nicht öffnen?«
    »Gleich, Mum.«
    »Na ja, du kannst einem Mädchen keinen Vorwurf machen, weil sie es versucht hat.« Sie saß auf meiner Bettkante und zog mich in einer Art mütterlichem Schwitzkasten zu sich heran. Ihr Haar roch nach Apfel. »Was mich daran erinnert, dass ich mit dir über Donnerstag sprechen muss.«
    »Das ist aber kein Recyclingtag, oder?«
    »Ich muss abends arbeiten, tut mir leid. Wenn du deinen Großvater besucht hast, möchte ich, dass du zu mir in die Klinik kommst.«
    Ich hasste diese Psychoklinik. Lauter durchgeknallte Kinder und bescheuerte Plakate, auf denen total offensichtliches Zeug stand, wie
Vorsicht mit kochendem Wasser!
. »Kannst du das nicht verschieben?«
    »Das ist eine ernste Angelegenheit, Sam. Ich musste eine Extrasitzung mit der ganzen Familie einberufen. Die Panikattacken werden immer schlimmer. Wenn wir die Probleme dieses Kindes nicht bald an der Wurzel packen, könnte irgendjemand verletzt werden. Ich weiß schon, dass wilde Drohungen ein wesentlicher Bestandteil dieses adoleszenten Jekyll-and-Hyde-Gehabes sind, aber mitunter meint es auch mal jemand ernst.«
    »Okay«, sagte ich und schüttelte den Umschlag wie ein Weihnachtsgeschenk, auch wenn ich tief in meinem Inneren wusste, dass das nicht der neueste Bond-Film sein würde. »Ich werde direkt zur Klinik kommen, wenn ich bei Großvater war.«
    »Nacht, mein Schatz, schlaf gut und träum   –« Manchmal sah Mum mich an, als wäre ich die wertvollste Sache auf der Welt; es war schön, aber irgendwie auch unheimlich. »Viel Spaß mit deinem Brief!«
    Als ich mir sicher war, dass sie nicht noch mal reinplatzte, um mich an meine Sportsachen zu erinnern oder so was, riss ich den Umschlag auf und zog ein weißes A 4-Blatt heraus.
    Die Worte sprangen mir entgegen wie der Typ mit dem Messer in dem Film, von dem Mum meinte, ich hätte ihn besser nicht gesehen. Ich wollte nicht hinschauen, aber   – genau wie in diesem Film   – konnte ich nicht anders.
    Ich hatte es mindestens zehnmal gelesen, bevor ich das entsetzliche Teil unter mein Kissen stopfte und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Ich kann nicht geradeaus gedacht haben, denn das Erste, was ich wollte, war Musik. Wenn Duke mir nicht helfen konnte, meine Gedanken zu sortieren, dann konnte es niemand.
    Ich griff nach meinem Rucksack und wühlte in der Vordertasche. Mum hatte recht   – der brauchte mal dringend eine »ordentliche Entrümpelung«. Das Innere war ein einziger Glückstopf: Ich fand eine halbe Rolle Mints, ein Geodreieck, 50   Cocktailschirmchen (fragt nicht), den Zahn, der mir mal in Deutsch rausgefallen war, einen Lego-Hagrid, meinen Stundenplan und etwas Weiches, Klebriges   … ABER KEINEN IPOD.
    Vielleicht war er mir in Wirtschaft rausgefallen (das konnte nicht sein, ich war immer total vorsichtig) oder ich praktizierte hier gerade etwas, das Mum als »Jungs-Hinschauen« bezeichnete, und der iPod war weiter unten im Rucksack vergraben. Also wühlte ich noch eine Weile darin herum, wie ein Arzt, der versuchte, einen Patienten wiederzubeleben, von dem er bereits wusste, dass er tot war. Letztlich war die Diagnose eindeutig: Jemand hatte meinen iPod gestohlen.
    Aber wie? Ich hatte meinen Rucksack den ganzen Tag bei mir gehabt. Und warum? Ich wusste nicht, wie viel Hühnerkacke ich hatte beseitigen müssen, bis Mum mir erlaubt hatte, den iPod zu bestellen. Das durfte nicht wahr sein. Mein Leben war so ein Riesendesaster, dass ich mir fast wünschte, ich wäre to-, nein, nein, so weit war es noch nicht gekommen. Wie war gleich Tommy Rileys Motto?
Illegitimi nil carborundum
? Und was bedeutete es noch mal?
    Es gab nur eine Sache, die ich tun konnte. Ich holte das Dadphone hervor und fühlte mich im warmen Schein der beleuchteten Tastatur schon gleich ein bisschen besser. Seine Stimme zu hören, würde schon reichen. Hätte ich etwas mehr von einem Hardman gehabt, so wie er, dann wäre ich jetzt nicht in dieser Verfassung.
    »Sam, bist du’s?«, fragte Dad.
    »Wollte nur anrufen und dir Hallo sagen.«
    »Das freut mich, mein Sohn, aber ich gehe gerade meinen Plan für das Rennen durch. Kann ich dich danach zurückrufen? Es war doch nichts Dringendes, oder?«
    Er sollte nicht hören, dass ich kurz davor war zu weinen. »Nein, Dad.«
    »Sam, wie geht es deinem Großvater?«, fragte er besorgt.
    »Er meint, dass er   …« (Das war nicht gut, ich konnte es ihm nicht

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