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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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globale Erderwärmung verfiel. Als ich wieder nach unten blickte, waren die Türen zum Musiktrakt aufgeglitten. Während die ersten Regentropfen auf den überdachten Gang fielen, ging ich hinein. Ich rannte die Treppe nach oben, doch die schlechten Lichtverhältnisse im Flur des Musiktrakts ließen mich meinen Schritt verlangsamen und ich legte den Weg bis zu den Jungentoiletten wie eine übervorsichtige Schnecke zurück. Das erste Mal überhaupt checkte ich, dass Miss Hoolyhan die Wände mit Zeug über die »großen Komponisten« gepflastert hatte. Ich las gerade, dass das
russische Genie Dmitri Shostakovich (1906   –   1975) auch ein qualifizierter Fußballschiedsrichter
war, als ich ein unterdrücktes Lachen hörte.
    »Was war das? Wer ist da?«
    Donnerstags in der ersten großen Pause fanden keine Proben statt. Außer irgendjemandem, der in der Ferne ein Cello quälte, schien niemand sonst da zu sein, aber jetzt war das spöttische Lachen so übermächtig, dass ich glaubte, es wäre direkt in meinem Kopf. Nachdem mir klar geworden war, dass es aus den Lautsprechern über mir kam, setzte auch noch ein donnerndes Schlagzeugsolo ein (wie der Kram, den Callum Corcoran Miss Hoolyhan gegeben hatte, als wir unsere eigenen CDs mitbringen sollten) und ein sich wiederholender Refrain des Saxofon-Parts aus »In the Mood«.
    »Schnauze! Haltet die Schnauze!«, schrie ich. Doch es wurde nur noch schlimmer: Die Krönung dieser Zusammenstellung war der unverkennbare Klang von Mums Telefonstimme   –
Wer ist da bitte? Wer ist da bitte? Wer ist da bitte?
– in einer Dauerschleife.
    »Hört auf, hört auf   …« Ich stürmte den Flur des Musiktrakts entlang wie ein gedopter 20 0-Meter -Läufer. Alles, was ich wollte, war, diese pochende Tonspur aus meinem Kopf zu bekommen. Vor fünf Minuten war meine einzige Emotion Angst gewesen, aber jetzt, wo der Imperator begonnen hatte, Psychospielchen zu spielen, die meine Mutter miteinbezogen, waren es eher 70   Prozent Angst und 30   Prozent Wut. Ich stürzte ins Ziel, platzte in die Jungentoilette und kam schlitternd vor den Pissoirs zum Stehen.
    »Okay«, sagte ich, selbst überrascht, wie fest meine Stimme klang. »Hier bin ich also. Was willst du?«
    Und dann brach die »Musik« abrupt ab.
    In der markerschütternden Stille, die folgte, klang ich nicht mehr ganz so selbstsicher. »Also, ich weißnicht, wer du bist, aber warum erzählst du mir nicht einfach, was dich nervt, und vielleicht   …«
    Und dann ging das Licht aus.
    Das letzte bisschen Wut tropfte aus meinen Fingerspitzen und ich kauerte in der Dunkelheit, die Arme vor meinem Gesicht ausgestreckt wie ein Boxer, der in den Seilen hing. »
Bitte
… Sag mir doch einfach, was ich gemacht haben soll   … das wollte ich nicht   … Wenn du mich nicht magst   – ich kann mich ändern   … bitte, bitte, es ist wirklich dunkel hier drinnen   …«
    Das Solo der Blinden Kuh schien noch eine Ewigkeit anzudauern, bis   – wie eine Antwort auf meine fieberhaften Gebete   – das Licht wieder anflackerte. Zwei Sekunden später hörte ich ein unterdrücktes Kichern vor der Tür, gefolgt von galoppierenden Schritten auf dem Flur.
    Ich raste nach draußen, aber es war zu spät. Alles, was ich sah, waren zwei Schuljacketts von hinten, die im Treppenhaus verschwanden. So viel dazu, meinen Ängsten ins Auge zu sehen   – ich war klitschnass geschwitzt, mein linkes Augenlid hörte nicht auf zu zucken und ich wusste immer noch nicht, wer der Imperator war.
    »Alles okay mit dir, Samuel?«
    »
Was
… Sie haben mich erschreckt, Miss.«
    Miss Hoolyhan trug ein Paar Kopfhörer, die zum Musiktrakt gehörten, um den Hals. »Das wollte ich nicht.«
    »Haben Sie gesehen, wer das war, Miss?«
    »Ich habe keine Menschenseele gesehen«, antwortete sie. »Ich dachte, alle wären draußen auf dem Schulhof.«
    »Aber sie müssen diesen schrecklichen Lärm gehört haben.«
    »Ich war mit meiner Entspannungs-CD beschäftigt.Da bin ich immer total weg. Sonst alles in Ordnung mit dir? Deine Augen sehen schrecklich   –«
    »Heuschnupfen, Miss.«
    »Hör zu, Sam, wenn es irgendetwas gibt, worüber du reden möchtest   – ich bin immer hier, wie du weißt.«
    Ich war
so
kurz davor, es ihr zu erzählen. »Mir geht’s gut, Miss.«
    »Na gut, alles klar«, sagte sie widerstrebend. »Aber bevor du rausgehst, solltest du dich noch ein bisschen frisch machen.«
    »Ja, Miss. Danke, Miss.«
    Vielleicht hatten Großvater und ich mehr gemeinsam,

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