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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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Treibholz. Er zuckte, als ihm der Strahl meiner Taschenlampe voll ins Gesicht leuchtete. »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen.«
    Ich wollte ihn ganz fest umarmen. Doch wie Du weißt, war ich nie für unnötiges Zurschaustellen von Gefühlen.
    »Also los, du undankbarer Mistkerl, jetzt sehen wir zu, dass wir hier rauskommen.«
    Seine Stimme wurde plötzlich schwächer. »Versprich mir, dass du bei mir bleibst, Ray.«
    »Selbstverständlich werde ich das tun, aber wir müssen uns etwas beeilen. Die Rettungsbootewerden nicht ewig warten, weißt du?«
    Wie rasch sich ein Hochgefühl in Verzweiflung wandeln kann. Aller Glaube an ein unwahrscheinliches Happy End verschwand augenblicklich, als meine Taschenlampe das klaffende Loch in seiner Brust ausmachte, das Blut spuckte. Ich brauchte keinen Arzt, um zu wissen, dass er sterben würde. Kein Mensch auf der Welt hätte mit einer solchen Wunde überleben können.
    Und trotzdem schaffte er es irgendwie zu lächeln. »Warum heulst du? Jetzt sei bloß kein Weichei, Ray, hörst du?«
    »Ich heule nicht«, sagte ich und meine salzigen Tränen vermischten sich mit dem Öl und dem Meerwasser. »Ich lache.«
    Rosamunde verklang in der Ferne. Das Schicksal hatte mich vor eine brutale Wahl gestellt: Entweder hielt ich mein Versprechen und blieb bei Tommy   – bis zum bitteren Ende   –, oder ich trennte mich, um zu den Rettungsbooten zu kommen und mich selbst in Sicherheit zu bringen, bevor es zu spät war.
    Das nächste Mal sah ich Tommy im 69th General Hospital in Alexandria. Ich konntenicht verstehen, wieso er schon wieder auf den Beinen war, während ich noch im Bett lag. Doch ich hatte Glück gehabt; die meisten anderen armen Teufel auf der Station waren Brandopfer, die es übel erwischt hatte, während ich nur leichte Verbrennungen und einen wunden Hintern hatte.
    Es war eine solche Erleichterung, ihn zu sehen. Doch ich verstand nicht, warum sein Gesicht noch immer mit Öl verschmiert war. Und ich verstand nicht, warum niemand seine Wunde behandelt hatte, die noch immer Blut spuckte. Außerdem konnte ich mir keinen Reim auf sein versteinertes Schweigen machen   – wie er am Fuß des Bettes stand und einfach winkte.
    Und plötzlich war er verschwunden.
    Ich schrie nach der Krankenschwester. Warum war mein alter Kumpel fortgegangen, ohne sich von mir zu verabschieden? Sie lächelte professionell und sagte, dass ich mich täuschen würde. Es wäre mitten in der Nacht. Besuchszeit wäre zwischen 14   Uhr und 15.30   Uhr. Außerdem, wenn er wirklich so ein guter Freund wäre, würde er bestimmt morgen wiederkommen.
    Die Krankenschwester hatte recht   – eineWoche lang besuchte Tommy mich jede Nacht. Er stand am Fuß meines Bettes und winkte vorwurfsvoll, bis eines Nachmittags ein Geschützführer der
Thanatos
das bestätigte, was ich bereits wusste: dass ›der Professor‹ tot war.
    Während meiner nächsten Freistellung machte ich mich auf zu Tommys Eltern. Ich erzählte ihnen, wie mutig er gewesen war, wie glücklich ich mich schätzte, einen solch guten Freund gehabt zu haben, und dass das Leben ohne ihn nicht mehr dasselbe sein würde. Doch ich erzählte ihnen nicht, wie er starb, dass ich der Feigling war, der ihn zu einem kalten und einsamen Tod verdammt hat, und dass ich niemals seinen Blick vergessen würde, als ihm klar wurde, dass ich ihn im Stich ließ.
    Als wir wieder auseinandergingen, gab ich seiner Mutter einen Abzug des Fotos, das wir in Alexandria aufgenommen hatten, und sie schenkte mir ein paar Brausebonbons für die Rückfahrt. Während ich wie von Sinnen davontaumelte, stolperte ich und fiel hin. Dabei schnitt ich mir das Gesicht an einer zerbrochenen Milchflasche auf. Eigentlich hatte ich niemals behauptet, dassdas eine Kriegswunde war, die Leute hatten es einfach angenommen. Und meine gute alte Mutter war so stolz auf mich, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihr zu erzählen, was wirklich passiert war: dass ich mir diese Wunde zugezogen habe, als ich dem Bus hinterhergerannt bin. Toller Kriegsheld, was, Sam?
     
    Am Anfang habe ich jeden Tag an Tommy gedacht. Zum Glück für meine geistige Gesundheit hielt das nicht dauerhaft an. Doch vor jedem wichtigem Moment in meinem Leben (erster Job, Hochzeitstag, Kinder, Ruhestand   – Enkel natürlich) hatte ich diese intensiven Träume von ihm. Und gelegentlich bildete ich mir ein, sein Gesicht in der Menge gesehen zu haben, doch während ich natürlich älter wurde, blieb Tommy immer

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