Commander Perkins 01 - Der rote Nebel
des Raumschiffes ständig verringerte.
„Gehen wir nicht erst in eine Kreisbahn um den Mond, um in seinem Schwerefeld abzubremsen?" fragte George.
„Du hast ziemlich wenig Ahnung davon, wie eine Landung heutzutage auf dem Mond funktioniert", erwiderte Ralph. „Mann, das war früher mal so, als man noch vorsichtig mit dem Treibstoff umgehen mußte. Die Space boy hat ein Triebwerk, in dem die Energie aus der Kernverschmelzung gewonnen wird. Daher können wir direkt zur Station Delta 4 fliegen und ohne umständliche Manöver in den Hangar gehen."
Er zeigte auf die Bildschirme.
„Kannst du die Station schon sehen? Sie sieht aus wie ein kreisförmiges Netz. Überall an den Knotenpunkten sind Kuppelbauten. In der Mitte befinden sich die größten. Einige sind auch quadratisch oder langgestreckt. Und alle sind durch Gänge miteinander verbunden, die durch Schotte gesichert sind. Wenn es irgendwo ein Leck gibt, gehen die Schotte automatisch zu, so daß in den anderen Bereichen nichts passieren kann."
„Unter der Oberfläche ist aber auch noch was. Oder?"
„Unter der Oberfläche sind die meisten Anlagen", bestätigte Ralph.
Jetzt sehe ich Delta 4!" sagte George erregt. „Die Kuppeln leuchten in der Sonne."
Die Station rückte schnell näher.
Kopfschüttelnd musterte er Ralph, der bleich und mit schweiß-
bedeckter Stirn neben ihm saß.
„Wirst du eigentlich immer raumkrank, wenn du zum Mond 30
fliegst?" fragte er und fühlte sich überlegen, weil er selbst keine Beschwerden hatte. „Ich bin noch nie raumkrank gewesen", erwiderte Ralph.
Commander Perkins blickte flüchtig zu ihm hinüber. Auch er war verwundert, daß Ralph unter den Erscheinungen des Raumfluges litt.
„Was ist denn das da neben Delta 4?" fragte George. „Diese ringförmige Anlage."
„Das ist Gospel", antwortete Perkins. „Ein Teilchenbeschleuniger. Eine wissenschaftliche Station. Sie ist zur Zeit stillgelegt."
Delta 4 füllte nun schon die Bildschirme aus. Deutlich waren die Gänge zu erkennen, durch die die Kuppeln miteinander verbunden waren.
Die größten Kuppeln befanden sich in der Mitte der kreisförmigen Anlage. George ließ sich nichts entgehen, während Ralph mit geschlossenen Augen in den Polstern lag und versuchte, der Übelkeit Herr zu werden.
George Croden hatte bisher nie besonderes Interesse für die Außenstationen der Menschheit auf den verschiedenen Planeten und Monden des Sonnensystems aufgebracht. Das hatte sich erst geändert, als sein Vater zum Mond versetzt worden war und man ihm mitgeteilt hatte, daß auch er dort für einige Monate leben würde. Seitdem hatte er sich ein wenig mehr als vorher mit diesen Dingen befaßt.
Delta 4 hatte er sich jedoch ganz anders vorgestellt. Er hatte stets angenommen, daß die Forschungsstation auf dem Mond nur aus einem einzigen mehr oder minder großen Gebäude bestand. Nun mußte er feststellen, daß die Station eigentlich eine ganze Stadt aus vielen Einzelbauten war.
Die Space boy schwebte auf einen Kuppelbau am Rande der Anlage zu. Zwei mächtige Tore hatten sich seitwärts verschoben und eine große Öffnung gebildet. Commander Perkins lenkte das Raumschiff hindurch in einen Hangar.
Das Triebwerk heulte auf, als der Diskus sich langsam auf den Boden herabsenkte. Weißglühende Gasmassen waberten über die Bildschirme und verzerrten die Bilder. Die Spacc boy setzte ruckfrei auf. Das Triebwerk lief schrill pfeifend aus, und dann wurde es so still in der Leitzentrale, daß George das Ticken eines Instrumentes hören konnte.
Commander Perkins gab einige Meldungen durch, wobei er darauf verzichtete, die Bildverbindung zu nehmen, sondern einfach nur sein Mikrofon umschaltete. Dann legten er und Hoffmann eine Reihe von Hebeln um. Die Bildschirme erloschen. Die beiden Offiziere erhoben sich.
„Wollt ihr nicht aussteigen?" fragte Perkins. „Wir sind da."
Major Hoffmann löste Ralphs Sicherheitsgurt und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Was ist los mit dir?" fragte er. „Ist dir eingefallen, daß du vergessen hast, die Schulaufgaben zu machen, die der Zentralcomputer dir aufgegeben hat? Oder hast du Liebeskummer?" Er lachte. „Komm hoch, Ralph. Dein Vater wartet. Und ich hoffe doch, daß du mich zu ihm führst, damit ich mit ihm reden kann."
Ralph lächelte mühsam und erwiderte: „Sie wollen ja bloß, daß ich Sie ins. Institut führe, weil Sie hoffen, dort — hm - ganz zufällig meine Schwester Cindy zu treffen."
Peter Hoffmann blickte den Commander an.
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