Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies
mißtrauisch geworden und versuchte auf eine makabre Art, ihn zu beseitigen.
»Augenblick mal«, sagte Scott langsam. »Vielleicht sollte ein anderer mir vorausgehen, damit ich sehe, daß die Sache wirklich sicher ist.«
»Sie zweifeln an meinen Worten?«
»Nein, ich...«
»Helft ihm!« befahl Hna Irmuse mit rauher Stimme. Die Meister waren fast lautlos näher herangerückt, während Scott in den Anblick des Artefakten versunken gewesen war. Jetzt spürte er, wie Hände ihn von hinten schoben. Er wollte ausweichen, bekam einen kräftigen Stoß und taumelte nach vorn. Noch in der Bewegung drehte er sich um, rutschte auf dem schmierigen Boden aus und sah nur noch den Prior, der mit triumphierendem Lächeln die Hand hob. Und dann war nichts als Schwärze um ihn her.
Doch das dauerte nur einen Augenblick, als würde man den Verschluß einer uralten Kamera bedienen. Dann wallte ein lichter Nebel um ihn auf, und er landete auf etwas Weichem.
Er stand auf einer grünen Wiese, auf der bunte Blumen blühten. Die Wiese dehnte sich bis zum Horizont um ihn aus. Bäume wuchsen plötzlich in seiner Nähe. Die fruchtbeladenen Zweige schwankten leise im Wind. Ein süßer Duft stieg ihm in die Nase.
Ja, er erinnerte sich wieder. Das war ein Erholungspark auf der Erde gewesen. Doch da fehlte...
Und dann sah er es auch bereits: Türme, die hoch hinauf in den Himmel stiegen. Weiße Schäfchenwolken, Banner, die im Winde flatterten. Eine Zugbrücke und spitze Türme über den Zacken der Mauerkrone. Eine Vision aus einem Märchen. Camelot.
Er drehte sich wieder in die Richtung, wo der schwarze Vorhang sein mußte. Doch er war nicht da. Nur eine endlose, idyllische Landschaft voller Frieden und Sonne.
Und wenn er sich auch ständig im Kreis drehte - nirgends ein schwarzer Vorhang.
Er betrachtete wieder die Burg mit den hohen Türmen, Camelot? Damals waren die Ritter durch das Land gezogen, um Drachen zu töten und das Unrecht zu bekämpfen. Das Wort eines Ritters war damals Gesetz, treu wie Gold, unumstößlich. Treue und gute Kameradschaft waren das Fundament der Gesellschaft.
Scott blickte an sich hinunter. Er trug noch immer das schwarze Hemd und die schwarze Hose mit der Goldborte. Doch er paßte so gar nicht in diese Zeit und sollte eigentlich bewaffnet sein.
Und da war er es auch.
Ein Maschenhemd bedeckte jetzt seine Brust. Darüber der Brustharnisch mit Scharnieren mit dem Rückenpanzer verbunden. Am breiten Gürtel hing der Zweihänder und eine Dione. Scott mußte über den Anachronismus lächelte: Harnisch und gepanzerte Faust neben der wirksamsten Waffe der Gegenwart. Der Panzer war viel zu schwer und unbeweglich. Eine Metallhaut erfüllte den gleichen Zweck, und statt des Zweihänders wollte er lieber eine Sprom-Pistole haben.
Und schon hatte er sieh entsprechend verwandelt. Scott hob die Sprom aus der Holster und überprüfte die Ladung. Er hob die Waffe und zielte auf einen Baum. Er drückte ab, spürte den Rückschlag, sah die splitternden Späne des Astes. Auf dem Gras lag die zerschossene Frucht Ein Jammer, dachte er. Vorher hatte der Baum viel besser ausgesehen.
Und er sah wieder so aus.
Scott starrte ihn an, sah die Unversehrtheit des Holzes, die Frucht wieder am Ast: Er betrachtete seine Pistole. Nicht eine Ladung fehlte im Magazin. Er warf die Pistole ins Gras. Er wollte sie nicht mehr haben. Auch den Dione nicht und den Metallanzug. Alles verschwand im Nu.
Auch die Burg verschwand, als er sie jetzt mit skeptischem Blick betrachtete. Auch die Blumen, das Gras und die Bäume. Statt dessen breitete sich jetzt eine riesige Stadt um ihn aus - die Stadt Newark auf der Erde.
Auf den Straßen um ihn her drängten sich die Leute auf den Gehsteigen. Das Verkehrsgewühl nach Geschäftsschluß, die Geräusche, der charakteristische Duft der Aromasprays - alles war so, wie ihm die Stadt vertraut war. Oben am Himmel zogen die Raumschiffe ihre Bahn ins All hinaus oder kehrten von fremden Welten zurück. Er dachte an die Mordain.
Sogleich stand er in der Kommandozentrale. Die Kontrollschirme zeigten ihm die Pracht des Universums. Sterne funkelten wie Diamanten auf schwarzem Samt. Milchstraßen woben sich als schimmernde Bänder durch das Vakuum. Und hinter ihm stritten sich Saratow und Chemile, wer von ihnen den besseren Kaffee brauen konnte. Luden summte zufrieden vor sich hin. Er studierte einen neuen Bericht von den Zhelyana und verglich ihn mit seiner Kartei.
Wahnsinn.
Verführung.
Das Geheimnis des Tores
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