Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies
von Gholan.
*
Penza Saratow spürte den Druck der dicken Gitterstäbe im Kreuz, an den Hüften und im Gesäß. Er konnte sich nicht einen Zentimeter zwischen den Stäben bewegen. Sein Kopf lag auf den Knien, seine Ellenbogen waren an seinen Brustkorb gepreßt. Muskelkrämpfe plagten ihn, und der Durst war eine schreckliche Qual. Es wurde Zeit, daß er etwas in dieser schrecklichen Lage unternahm.
Bis jetzt hatte er geduldig abgewartet, daß der Meister ihn aus diesem Folterkäfig wieder befreien würde. Er wollte auch nicht durch eine vorzeitige Handlung Scotts Pläne gefährden. Aber jetzt ging der Spaß entschieden zu weit. Die Männer vor dem Kohlebecken hatte man wieder abgeschnitten, und kein Ton war mehr aus dem zweiten Käfig zu hören, in dem man den Novizen mit Stacheldraht und Ketten an die Stäbe gefesselt hatte.
Saratow spannte seine ganzen Muskeln an. Die Stäbe preßten sich gegen seinen Schädel und in seine Rückenmuskeln. Er holte tief Luft und versuchte es zum zweitenmal.
Etwas gab knirschend nach. Ein Stab löste sich aus seiner Verankerung, dann ein zweiter. Schließlich hatte er die ganze Rückwand des Käfigs gesprengt, und er hing mit dem Kopf und den Schultern im Freien. Keuchend schob er sich aus dem Käfig heraus.
Der Wassereimer stand noch neben dem Kohlebecken. Saratow hob ihn mit beiden Händen an die Lippen und trank das brackige Wasser. Nachdem er seinen quälenden Durst gestillt hatte, blickte er sich um. Es gab nur einen Ausgang aus dieser Folterkammer. Er stellte sich rasch neben dem Eingang auf, als ein Kapuzenmann sich draußen auf dem Korridor näherte. Kaum hatte der Mann die Schwelle der Kammer überschritten, als Saratow ihm die Hände wie eiserne Klammern um den Hals legte. Zwei kleine glitzernde Augen blickten Saratow wütend und erschrocken an. »Veem!« Saratow ließ die Kehle des Mannes sofort wieder los. »Ich habe dich für den Meister dieser Folterkammer gehalten!«
»Ich habe mir doch nur seine Kutte ausgeliehen«, erwiderte Chemile böse und rieb sich den schmerzenden Hals. »Du Idiot hättest mir beinahe das Genick gebrochen!«
»Du hast Glück gehabt, daß dein Schädel noch heil ist«, murrte Saratow. »Warum gehst du auch als Mönch verkleidet durch die Gänge!«
»Ich hatte es eilig und suchte dich überall. Barry ist in Schwierigkeiten!«
»In Schwierigkeiten?« Saratow ballte seine mächtigen Hände. »Arge Schwierigkeiten?«
»Sie haben ihn den Gang hinuntergeführt, von dem ich dir schon erzählt habe. Ich konnte ihm leider nicht folgen. Ich mußte warten, bis er wieder zurückkam. Er sah gar nicht gut aus. Ich weiß nicht, was sie' mit ihm angestellt haben; aber auf jeden Fall ist ihm die Behandlung gar nicht gut bekommen.«
»Haben sie ihn gefoltert?« Saratow ließ ein Fauchen hören. »Wenn sie Barry gefoltert haben, zertrümmere ich diesen Laden mit bloßen Händen. Wo steckt Barry jetzt, Veem?«
Sie haben ihn in ein kleines Zimmer in den oberen Stockwerken gebracht. Du mußt eine olivgrüne Kutte anziehen, wenn wir zu ihm vordringen wollen. Nur die Meister dürfen die oberen Stockwerke betreten.«
»Ich werde mir schon so eine Robe besorgen«, sagte Saratow grimmig. »Wie denn?«
»Gehe in die Zelle des Meisters, der hier die Aufsicht führt. Sag ihm, daß er hier gebraucht wird. Und...«
Er brach ab. Saratow hörte das leise, schlürfende Geräusch von Sandalen, die sich auf dem Korridor näherten. Als die beiden sich in den Schatten der Wand neben dem Torbogen drückten, hörte Saratow die Stimme des Meisters. Es war der gleiche Mönch, der Saratow in den Käfig gesperrt hatte. »Seht nach, ob der Dicke jetzt in seinem Käfig das Gebot des Schweigens gelernt hat.« Zwei Jünger kamen gebückt in die Folterkammer. Die Fäuste von Saratow trafen sie wie zwei Schmiedehämmer.
»Was war denn das?« murmelte der Meister und blickte in die Kammer hinein, die nur durch die Glut im Kohlebecken erleuchtet wurde. Saratow packte blitzschnell zu. Der Meister wand sich wie eine Schlange in seinem Griff. Als ihm Saratow die Kutte von dem hageren, gelblichen Körper streifte, sprühten seine Augen vor Haß, der Saratow eine fürchterliche Rache prophezeite: Doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck sofort, als Saratow ihn zum Kohlebecken schleifte.
»Was - hast du vor? Nein, nein! Das kannst du nicht! Das darfst du nicht!«
»Nur ein Schluck von deiner eigenen Medizin«, erwiderte Saratow grimmig und band dem Meister die Handgelenke
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