Commander Scott 08 - Der Weltenfresser
spricht. Deshalb halte ich es für ziemlich sicher, davon auszugehen, daß er nicht aus reiner Freundschaft gerettet wurde.«
«Was ist denn mit dem Händler, der getötet würde, Jarl?« fragte Veem.
»Den hat man vermutlich zur Warnung anderer umgebracht, die versucht sein könnten, für eine Belohnung etwas zu verraten. Das war. sozusagen Anschauungsunterricht mit Todesfolge. Ein Partner Farrels könnte es getan haben, aus. Rache dafür, daß er seinen Beuteanteil eingebüßt hat. »Die Flucht war geplant«, sagte Chemile. »Sie mußte geplant gewesen sein. Wie wußten sie, wann sie zuschlagen konnten?«
Scott zuckte die Achseln. »Das ist doch die alte Frage, Veem. Wer beschützt die Beschützer? Jemand muß bestochen gewesen sein, so daß er die Zeit verraten hat, wann Farrel das Gefängnis verlassen würde. Das ist aber eine lokale Angelegenheit, und wir können da gar nichts tun.«
»Sie waren sehr gerissen, Barry. Und sie hatten alles, was sie brauchten, zur Hand, die Uniformen, die Waffen, alles.«
»Das Motiv der Rettung ist mir noch nicht klar«, meinte Luden, der sich ausnahmsweise noch Kaffee nachgoß. »Ein Jahr lang war Ferrel ein Mustergefangener. Im Licht der Geschehnisse könnte man sagen, daß er schon vorher hätte flüchten können, wenn er gewollt hätte. Das Gefängnis war doch eine lokale Angelegenheit, seine Strafe relativ gering. Andere Gefangene, die entlassen wurden, konnten Nachrichten von ihm mitgenommen haben.«
»Für wen, Jarl?« fragte Chemile. »Du sagtest doch, er habe keine Freunde gehabt.«
»Richtig. Aber er konnte Geld versteckt haben; soviel, daß er sich die Dienste bedenkenloser Gewalttäter kaufen konnte.«
»Und ein Schiff?«
»Das ist ein guter Punkt«, gab Luden zu. »Wir müssen jedoch von den bekannten Tatsachen ausgehen. Er wurde gerettet, und zur Rettung wurde ein Schiff eingesetzt. Mit Geld kann man sich das kaufen oder mieten. Aber warum? Die Gesetze auf Caldar sehen eine Strafverkürzung um mindestens ein Drittel vor, wenn sich der Gefangene ordentlich benimmt. In weniger als einem Jahr wäre er frei gewesen. Er mußte also offensichtlich etwas unternehmen, als er erfuhr, daß er verlegt werden sollte.«
»Es wäre auch noch eine andere Erklärung möglich«, wandte Scott ein. »Seine Entführer konnten bereit gewesen sein, zu warten. Als sie erfuhren, daß man ihn nach Oberon zu schicken gedachte, mußten sie handeln. Aber warum? Immer kommen wir wieder auf das Motiv zurück. Nun, um Mitternacht müßte Ocran Cleet ja bereit und in der Lage sein, es uns zu erzählen.« Chemile bestand darauf, daß er mitkommen wolle. »Zenza hat bisher eine Menge Spaß gehabt«, beklagte er sich. »Ich mußte hier in der Mordain kleben bleiben. Und vielleicht brauchst du mich Barry. Jedenfalls kann ich mich umsehen und möglicherweise etwas entdecken. Schließlich weißt du ja nicht, ob Cleet dir tatsächlich die Wahrheit sagt.«
»Sei doch vernünftig, Veem«, wandte Luden gereizt ein. »Draußen ist es scheußlich kalt. Wie willst du in das Haus gelängen, ohne gesehen zu werden?«
»Das ist doch ziemlich einfach.« Chemile hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt. »Wir gehen alle zusammen zur Tür. Wird sie geöffnet, lasse ich die Pelze fallen, und du hebst sie auf, während Barry die Aufmerksamkeit der Person ablenkt, die an der Tür ist. Ihr braucht mir nur ein paar Sekunden Zeit zu lassen, dann bin ich innen, und niemand sieht mich.«
»Und wie willst du wieder wegkommen?«
»Darüber mache ich mir später Gedanken«, erwiderte Chemile leichthin. »Wenn ich drinnen bin, fällt mir schon was ein. Barry?«
Scott zögerte noch. Das Schiff brauchte man nicht zu bewachen, denn die Mordain konnte einer ganzen Schwadron widerstehen. Im Haus konnte Chemile recht nützlich werden. Mindestens konnte er dort feststellen, ob Cleet einen Gast hatte, denn trotz seiner zur Schau getragenen Offenheit hatte der Mann etwas Geheimnisvolles an sich. Er war zum Beispiel absolut nicht neugierig. Wußte er denn schon, was Elan Kumed zugestoßen war? Aber Luden hatte auch recht. Ohne den Schutz dicker Pelze müßte Chemile erfrieren.
»Barry?« drängte Chemile.
»Na, schön, Veem. Jarl wird einen doppelten Satz Pelzkleidung tragen.«
Wie alle anderen Häuser der Stadt war auch das von Ocran Cleet aus den gemauerten Steinblöcken erbaut, die aus der Gegend stammten. Von den anderen Häusern unterschied es sich nur durch seine Größe. Es war sehr weitläufig, fast ein
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