Commander Scott 11 - Versklavte Erde
erwecken. »Madame, ich denke, du verstehst. Manchmal wird es einem recht schwer gemacht.«
»Nun ja, könnt ihr das Ding vielleicht beschreiben?«
Luden räusperte sich. »Es ist ein Kristall von reinen isometrischen Proportionen, Atomgewicht 186,3, Atomnummer 107, nullwertig. Widerstand gegenüber fünfzehn Ampere ist 0.0013 Ohm. Refraktivindex… Madame, habe ich mich klar ausgedrückt?«
Sie war ehrlich erstaunt. »Aber sicher! Wie kommst du als Mann... Und für wen sollt ihr das besorgen?«
»Für die Hohe Dame Cilla Umyer«, antwortete Scott schnell. »Haus Charlet.« Name und Haus stimmte, denn das wußte er aus seinen Studien. »Wir haben sie natürlich nicht selbst gesehen, denn diese Anweisung kam von einem Mitglied ihres Gefolges.«
»Eine Frau?«
»Nein, ein Mann, Madame.«
»Naseweise Männer sind ekelhaft«, erklärte sie heftig. »Ihr habt recht. Man hat euch einen Bären aufgebunden. Hat man euch gesagt, daß ihr Arbeit bekommt, wenn ihr diesen Kristall beibringt?« Scott nickte und tat sehr enttäuscht. »Madame, du sagst, so etwas gebe es nicht?«
»So etwas gibt es schon, aber der Name stimmt nicht. Wir nennen es Zimaze-x.« Sie deutete auf einen Schaukasten an der Wand, in dem hinter dickem Glas Reihen polierter Kristalle lagen. »Hier, in der obersten Reihe, drittes von rechts, das ist es. Ihr habt es absolut genau beschrieben. Kostet fünfzehntausend Nudolen.«
Das war sehr viel Geld, und sie konnten nicht einmal hoffen, diesen Betrag aufzutreiben. Scott sah sich um und studierte genau den Empfangsraum, die Türen und Fenster, die gesamte räumliche Anordnung.
»Vielen Dank, Madame«, sagte er höflich, »es war sehr freundlich von dir. Jemand scheint sich mit uns einen Scherz gemacht zu haben. Entschuldige, wenn wir dir Mühe machten.«
Sie seufzte, erinnerte sich seines Lächelns, seines Charmes und verglich ihn mit ihrem eigenen Gefährten. Klar, die Versuchung war groß gewesen, aber wohin hätte so etwas geführt? Trotz ihres niederen Ranges war sie verantwortlich. Und er hatte Grau getragen. Schade!
»Der Kristall ist genau das, was wir brauchen, Barry«, sagte Luden draußen. »Heute nacht?«
»Jawohl. Wir stehlen ihn, sobald es dunkel ist.« Den Nachmittag vertrieben sie sich im Kino. Hier waren die Frauen immer stark und mächtig, die Männer immer schwach und gehorsam. Unter anderen Umständen hätte Scott die Filme amüsant gefunden. Am Abend kehrten sie zum Empfangsraum der Henge-Cormile Lan zurück. Das Gebäude war dunkel; nur ein weiches, gedämpftes Licht beleuchtete die Tür, und die Kristalle im Schaukasten funkelten.
Scott bückte sich und ging mit einem schmalen Metallstreifen das Schloß an. Schritte näherten sich. Er kauerte sich zusammen und stöhnte , laut, als habe er starke Schmerzen.
»Hilfe!« rief Luden. »Bitte, helft, mein Freund ist krank.«
»Marge, der Mann ist wahrscheinlich nur betrunken«, sagte eine Frau. »Höchste Zeit, daß solches Gesindel von den Straßen verschwindet!« Die Schritte gingen weiter.
Und Scott hatte das Schloß offen. Er richtete sich auf.
»Alles in Ordnung, Barry«, sagte Luden.
Jetzt mußte alles mit äußerster Schnelligkeit ablaufen.
Scott schob die Tür auf, nahm einen Stuhl und schmetterte ihn mit aller Kraft in den Schaukasten. Beim zweiten Schlag barst die Scheibe. Scott nahm ein paar Splitter weg und den Kristall heraus, den er Luden zuwarf. Der steckte ihn in eine Tasche und rannte sofort weg. Scott griff noch nach einigen Kristallen und lief ebenfalls davon, aber in die entgegengesetzte Richtung wie Luden.
Eine Sirene jaulte. Eine Sekunde lang stand er im hellen Scheinwerferlicht, dann rannte er, bückte sich, warf einen Kristall hinter sich und raste einer dunklen Seitengasse entgegen.
Die Polizei war sehr schnell. Die Frauen waren groß, schlank, jung und hatten Muskeln wie Stahl. Scott hörte ein Kommando und duckte sich seitlich weg. Ein Schuß krachte und riß Splitter aus der Steinmauer, an der er stand. Wieder rannte er und lockte die Polizei weg von Luden mit dem kostbaren Kristall und dem Pfad, der vorher genau festgelegt worden war. Die Fußgänger blieben auf der Straße stehen, er quetschte sich zwischen wartenden Fahrzeugen durch, weitere Sirenen heulten, und die Polizistinnen hoben schußbereite Waffen.
Sein Nadler sprühte Pfeile, und uniformierte Gestalten fielen um. Er sprang über sie weg, warf weitere Kristalle hinter sich, um zu beweisen, daß er der Dieb war und sie die richtige
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