Commander Scott 11 - Versklavte Erde
Beute jagten. Dann übersprang er eine Mauer und landete in einer engen Straße. Ein Lastwagen tuckerte die Straße entlang, ein schwerer Transporter, der mit dick verschnürten Ballen beladen war. Scott lief darauf zu; seine Finger griffen nach den Seilen; er hielt sich daran fest, als das Tempo des Lasters ihm den Boden unter den Füßen weg riß. Dann kletterte er auf die Ladung und streckte sich darauf aus.
Als sie die Stadt verlassen hatten, legte er die Lippen an den Kommunikator an seinem Handgelenk. »Penza?«
»Nein, Barry, hier ist Veem. Alles in Ordnung?«
»Ja. Und Jarl?«
»In Sicherheit. Du hast seine Verfolger abgelenkt. Er wartet wie vereinbart.«
»Barry, du nimmst zu viele Gefahren auf dich«, mahnte Saratow. »Sei vorsichtig.«
»Wie lange wird es dauern, bis du den Kristall eingepaßt hast?«
»Nicht lange. Wenn nötig, kann ich ihn schneiden... Aber wie willst du zu uns stoßen?«
»Deshalb rufe ich an. Sagt Jarl, er soll bis zur Morgendämmerung warten, aber nicht länger. Bin ich dann nicht bei ihm, soll er das tun, was er für gut hält. Ich werde versuchen, Hilfe zu finden.«
Regentropfen klatschten auf Scotts Hand. Der Himmel hing voll dunkler Wolken, und die Sicht reichte gerade bis zum Ende des Scheinwerferstrahls. Eine schlechte Nacht, um sich unbekanntem Gelände zurechtzufinden, und mit jeder Minute entfernte er sich weiter von der Stadt. Er konnte nicht mehr länger warten. Er kroch an den Rand der Ladung, hielt sich an den Seilen fest, ließ die Beine herab.
Das Fahrzeug war jetzt ziemlich schnell, und der Boden traf ihn wie ein Hieb, als er losließ. Es war eine Reflexhandlung, daß er sich seitlich zum Straßenrand abrollte, hinein in den Straßengraben. Dort stürzte er mit voller Wucht auf eine dicke Baumwurzel.
*
Um Mitternacht brach das Gewitter los. Ein ähnliches Unwetter hatte sich gleichzeitig im Rat entwickelt.
Natalie Toluca war müde und stützte den Kopf in die Hände. Die Papiere zwischen ihren Ellbogen waren ein Beweis für ihre Niederlage.
Fünf Wahlgänge, und alle hatte sie verloren. Die Hitachi-Olmouta hatten ihre Klauen tief in sie geschlagen: Tana Golchika hatte ihre Günstlinge in hohe Positionen manövriert, und die Abstimmung über die Melford-Phrindah-Fusion hatte den gesamten Rat auf ihre Seite gebracht.
Und sie selbst war überstimmt worden, ausmanövriert auf der ganzen Linie. Niemals hatte sie im Rat so schlecht dagestanden.
Sie seufzte, denn Anstrengung und Spannung hatten sie körperlich so mitgenommen, daß sie nagende Herzschmerzen verspürte. Natürlich konnten Drogen den Schmerz wegnehmen, aber sie nahmen ihrem Geist auch die wache Schärfe, die sie gerade jetzt brauchte, wenn sie diesen gierigen Wölfinnen nicht weitere Vorteile zuspielen wollte. »Meine Liebe, du siehst ja ganz erschöpft aus. Vielleicht solltest du besser ein Weilchen ausruhen. Der Rest der Geschäfte kann sicher auch ohne dich zu Ende geführt werden.«
Oh, wie sie diese Stimme haßte! Teri Kramer glänzte in der von ihr bevorzugten Uniform, trug ein kleines, eisiges Lächeln zur Schau und stand neben ihr. »Schade, daß du sooft unterlegen bist«, fuhr sie fort. »Aber nun, solche Dinge kommen vor. Wir alle werden einmal alt. Nach einem heißen Bad, einer ordentlichen Massage und einem guten Schlaf wirst du dich wieder wohler fühlen. Wie ich höre, tut eine solche Behandlung wahre Wunder.«
Natalie richtete sich auf. Sie wußte, wie die anderen Ratsmitglieder es genossen, daß ihr die Niederlagen so zugesetzt hatten.
»Ja, Teri, das habe ich auch schon gehört«, erwiderte sie kalt. »Du solltest es einmal versuchen.«
»Ich?« Dünne Brauen hoben sich über tiefliegenden Augen. »Ich sehe doch nicht so aus, als ob ich es nötig hätte! Schließlich befinde ich mich nicht in ärztlicher Behandlung.«
Dieses Luder! Sie verstand es meisterhaft, einem das Messer in den Leib zu stoßen und in der Wunde noch herumzuwühlen. Vielleicht war das auch der erste Schritt in einem sorgsam ausgeklügelten Plan. Die Vorsicht mahnte Natalie, sich zurückzuhalten. Ein öffentlicher Streit versorgte ihre Widersacher nur mit Munition. Erst würde man sie bedauern, daß sie zu schwach sei, ihre Geschäfte wahrzunehmen, dann würde man ihr nahe legen, ihr Amt niederzulegen, und tat sie das nicht, dann würde man es ihr in offener Feindseligkeit aberkennen.
Das hatte sie schon oft erlebt, es für Diane Kent selbst arrangiert, die dann in aller Stille gegangen war.
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