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Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Titel: Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dante Alighieri , Kurt Flasch
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Liebe,
und drunten, unter Sterblichen,
bist du der Hoffnung lebendiger Quell.
13   Herrin, groß bist du und so mächtig,
– wer Gnade will und eilt nicht zu dir,
läßt Sehnsucht fliegen ohne Flügel.
16   Deine Güte eilt nicht nur dem zu Hilfe,
der sie erbittet; freigebig kommt sie oft
dem Bitten zuvor.
19   In dir ist Erbarmen, in dir ist Mitgefühl,
in dir ist Großherzigkeit,
in dir ist alles vereint,
was immer im Geschöpf an Gutem ist.
22   Hier dieser Mann hat vom tiefsten Schlund des Universums
bis hier herauf das Leben der Geister gesehen, eins nach dem andern;
er fleht dich an, aus reiner Huld sei ihm so viel Kraft verliehen,
daß er sich mit den Augen höher erhebe
bis hin zum äußersten Heil.
28   Sieh, ich habe für mein eigenes Sehen nie mehr
geglüht als für das seine,
sieh, ich richte all meine Bitten an dich
und flehe, sie möchten nicht umsonst sein:
Löse ihn durch deine Bitten
von jedem Nebel seiner Sterblichkeit,
damit die höchste Seligkeit sich ihm entberge.
34   Auch, Königin, bitte ich dich,
die du kannst, was du willst:
Bewahre heil, nach dieser Fülle der Gesichte,
sein inneres Streben!
37   Dein Schutz besiege die menschliche Unruhe!
Sieh: Beatrice faltet
mit vielen Seligen
für meine Bitte
zu dir ihre Hände!«
    40   Ihre Augen, von Gott geliebt und verehrt, waren auf den Beter gerichtet und zeigten, wie willkommen ihr ergebene Gebete sind. Sie wandten sich von da zu dem ewigen Licht; nie, muß man denken, hat ein Geschöpf sich mit so klarem Auge darein versenkt. Ich näherte mich dem Ziel all meines Verlangens; die Glut meiner Sehnsucht war, wie sie sollte, jetzt die größte. Bernhard gab mir lächelnd ein Zeichen, nach oben zu blicken, aber ich tat schon von mir aus, was er wollte. Denn mein Blick wurde immer reiner, mehr und mehr trat er ein in den Strahl des hohen Lichts, das aus sich selbst Wahrheit ist. Von da an wurde mein Sehen stärker, als die Sprache zeigt, die vor einem solchen Gesicht versagt, wie bei solchem Übermaß auch das Gedächtnis. Mir geht es wie einem Menschen, der im Traum etwas sieht, aber nach dem Traum bleibt ihm nur ein erregtes Gefühl zurück, alles andere gibt das Gedächtnis nicht her: Was ich gesehen habe, ist fast ganz erloschen, aber das süße Gefühl, das daraus entstand, tropft noch in mein Herz. So schmilzt Schnee in der Sonne, so verwehten die leichten Blätter der Weissagungen der Sybille im Wind. [773]  
    67   O höchstes Licht, du übersteigst so weit die sterblichen Begriffe: Leih meinem Geist ein wenig von dem, was du mir zeigtest. Gib meiner Zunge so viel Macht, wenigstens einen Funken deiner Herrlichkeit künftigen Geschlechtern zu hinterlassen. Denn wenn nur etwas davon in mein Gedächtnis zurückkehrt und wenn ein wenig davon in diesen Versen klingt, dann begreift dein Sieg sich besser. Ich glaube, bei der Schärfe des lebendigen Strahls, den ich aushielt, wäre ich verloren gewesen, hätte ich meine Augen abgewandt.
    79   Ich erinnere mich: Ich wurde um so kühner, diese Härte auszuhalten, je mehr mein Blick sich dem unendlichen Gut verband. O überschwengliche Gnade, die mir den Übermut gab, meinen Blick in ewiges Licht zu halten, bis dahin, daß meine Sehkraft dahinschwand. In seiner Tiefe sah ich vereint, in Liebe gebunden zu einem Buch, was im Universum aufgeblättert: Substanzen und Eigenschaften und ihr Verhalten alles in eins zusammengeschmolzen, so daß, was ich sage, nur ein einfaches Bild gibt. Die Urform der Welt glaube ich in dieser Verknüpfung gesehen zu haben; indem ich dies ausspreche, fühle ich, wie mein Herz weiter wird vor Freude. Ein einziger Punkt entrückte in größere Vergessenheit als fünfundzwanzig Jahrhunderte das Unternehmen, das Neptun staunen ließ über den Schatten der Argo. [774]  
    97   So schaute mein Geist, völlig hingegeben, fest, unbeweglich, angespannt; er machte sich immer begieriger zu sehen. Dieses Licht reißt so hin, daß es, wenn man es je wollte, unmöglich wird, sich von ihm abzuwenden, um etwas anderes zu betrachten, denn das Gute, Gegenstand des Wollens, ist vollständig in ihm vereint. Außerhalb seiner ist mangelhaft, was in ihm vollkommen ist.
    106   Von jetzt ab wird, selbst über das, woran ich mich erinnere, meine Rede kürzer als das Stammeln eines Kindes mit der Zunge an der Mutterbrust. Nicht weil das lebendige Licht, das ich sah, anders als einheitlich erschienen wäre, denn es bleibt immer, wie es war, sondern weil mein Sehen erstarkte,

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