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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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dem Finger ins Ohr, läßt sich Zeit.
    »Ist das der Rambo vom Nightclub in der Rue des Lauriers-Roses?«
    »Haargenau.«
    »Den treff ich von Zeit zu Zeit an der Uferpromenade. Wir grüßen uns nicht einmal.«
    »Hast du ihn in letzter Zeit nicht mehr gesehen?«
    »Hab nicht darauf geachtet.«
    »Und Brahim Boudar?« fährt Serdj ihn an.
    Malkom beherrscht sich. Er antwortet ganz unbeteiligt:
    »Ein Dreckskerl. Wir haben uns im Knast kennengelernt. Promiskuität eben. Ist nicht mein Fall.«
    »Er ist tot.«
    »Keinen Tag zu früh.«
    »Trotzdem, mit Boudar, Daho Lamine und Mourad Atti, da lief doch alles wie am Schnürchen.«
    Er unterbricht mich. Seine mit Ringen überladene Hand schnellt mir vors Gesicht.
    »Damit wir uns richtig verstehen, kho. Verwechseln wir nicht Ramadan und Chaaban . [* Name des auf den Fastenmonat Ramadan folgenden Monats] Daho Lamine war ein Krösus, die reinste Goldmine für Mourad und mich. Mit dem haben wir zum erstenmal den Fuß in ein echtes Restaurant gesetzt. Er leitete eine Schmugglerbande und schlug uns ganz einfache Dinge vor: Kofferträger. Nur Klamotten. Einmal rasch nach Alicante oder Damaskus, oder Marseille, und bei der Rückkehr winkte uns ein dicker Umschlag. Damit habe ich mir einen kleinen Laden am unteren Ende der Rue des Oiseleurs leisten können. He, das Risiko habe ich auf mich genommen, kho! Wenn mich die Zöllner abgefangen haben, habe ich nicht gemurrt. Für nichts gibt’s nichts.«
    »Daho hat mit Waffen gehandelt …«
    »Das war allein seine Sache. Nichts für mich. Ich war im Kleidergeschäft. Kein Rauschgift, keine Waffen. Nur Klamotten.«
    Ich nicke. Serdj kommt näher, übernimmt: »Und wie war das im Oktober 1988?«
    Omar winkt mit dem Finger ab, deutet eine Art Tanzschritt an, setzt sein milchiges Lächeln auf und beginnt zu erzählen:
    »Mourad ist zu mir ins Geschäft gekommen. Er war ganz aufgeregt. ,Vertraust du mir?’ hat er mich gefragt. Ich darauf: ,Erst will ich sehen.’ Er: ,Wir werden die Stadt auf den Kopf stellen.’ Ich: ,Sie steht ja schon kopf.’ Dann er: ,Eben. Es gibt einen Krawall im großen Stil. Die Straße wird sich erheben. Das reinste Kinderspiel. Du setzt eine Schachtel Zündhölzer ein und gehst mit fünfundzwanzig Scheinchen nach Hause.’ Steinreich warst du damals mit fünfundzwanzig Scheinchen noch nicht, aber du konntest zumindest mit dem Hausbau anfangen. Ich hab gesagt: ,Abgemacht!’ Zwei Tage später platzte die Straße aus allen Nähten. Wir haben Geschäfte und Busse in Brand gesteckt. Sie haben uns festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Insofern hab ich cash gezahlt, ohne Straferlaß.«
    »Wer steckte hinter den Krawallen?«
    »Jetzt enttäuschst du mich aber, kho.«
    »Und dann?«
    »Was dann, kho?«
    »Dann wurde Daho Lamine doch Fundamentalist.«
    »Wir haben nicht die gleiche Chechia getragen.« [ * traditionelle Kopfbedeckung, Fez]
    »Aber du wußtest, was ihm im Kopf herumging?«
    »Das hat ein Blinder gesehen. Daho würde selbst mit dem Teufel verhandeln. Er hat sich immer eine Hintertür offengelassen. Man hat damals stark auf die Fundamentalisten gesetzt, und er wollte nicht am selben Galgen wie die Ungläubigen baumeln.«
    »Und Brahim Boudar?«
    »Der geborene Mörder!« meint er und macht angewidert eine entsprechende Handbewegung. »Schon als Kind hat er Katzen und Hunde gequält. Kein einziger Köter hat sich in unser Kaff gewagt … Natürlich wollte er mich anheuern. Ich habe es ihm klar und deutlich gesagt. Kein Blut an meinen Händen, kho. Wie heißt es doch? Ehrlich währt am längsten. Ich weiß, daß es da oben ein Gericht gibt. Ich habe das auch Mourad gesagt. Aber Mourad hat gern groß angegeben. Er hat sich am Schlammloch gerächt. Von der Religion hat er sich keinen einzigen Vers gemerkt. Er kannte nur einen Gott, den einzigen Gott, der keinen Propheten braucht, der für ihn Werbung macht: die Knete!«
    Serdj ist nicht überzeugt. Er versucht es noch einmal:
    »Normalerweise eliminieren die Fundamentalisten jeden, der aus der Reihe tanzt.«
    »Ich bin rechtzeitig abgesprungen. In dem Augenblick, als die Wahl abgebrochen wurde, habe ich gespürt, daß das nicht gut ausgehen konnte. Zu viel Manipulation!«
    »Was meinst du damit?«
    »Schwierig zu erklären. Es hat mir nicht gefallen. Ich konnte mir die Typen schlecht an der Bar und auf dem Minbar zugleich vorstellen. [* Kanzel in der Moschee] Das war nicht sunnitisch. Notorische Ganoven im Gewand der Mullahs, da war nichts Gutes zu

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