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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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meinst du, wie stellt man es an, was zwischen die Zähne zu bekommen, wenn man keinen Schulabschluß und keine Arbeit hat? Weißt du, was es heißt, seine Mutter zur Essenszeit weinen zu sehen, weil sie nichts hat, was sie den Kleinen auf den Teller legen kann? Weißt du, was es heißt, sich die ganze Nacht in der Rumpelkammer verstecken zu müssen, weil der Vater schon wieder besoffen nach Hause kommt? Weißt du, was es heißt, nichts als schlechte Noten heimzubringen, weil zu Hause so ein Chaos herrscht, daß es schäbig wäre, sich hinter seinen Büchern zu verstecken …?«
    »Wir sind hier nicht bei Gericht«, bremse ich ihn.
    Slimane verstummt, völlig außer Atem. Plötzlich bricht er in Lachen aus. Es ist das Lachen eines Tobsüchtigen, bei dem einem das Blut in den Adern gerinnt.
    »Jedenfalls«, kichert er, »hat’s beim Richter immer funktioniert.«
    Langsam kommt mir die Galle hoch. Ich zwinge mich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Slimane ist störrisch wie ein Maultier! Es bringt nichts, ihn daran zu erinnern.
    »Du steckst bis zum Hals in der Scheiße«, informiere ich ihn. »Deine Waffe wurde identifiziert. Sie gehörte einem Magistratsbeamten, der in Tamalous ermordet wurde. Wir wissen auch, daß du von einer Reihe von Boutiquebesitzern Schutzgeld erpreßt und zwei Schwestern entführt hast. Du verkaufst Stoff zugunsten der bewaffneten Gruppen. Wir haben Beweise. Wir wissen, daß Didi dein Kumpel und Abou Kalybse dein Guru ist.«
    Er hört zu, die Augenbrauen affektiert zusammengezogen, und blinzelt, wie wenn man jemandem spaßeshalber schöne Augen macht, nur um mir zu zeigen, daß ihn meine Fakten kaltlassen und er sich über meine Bestandsaufnahme königlich amüsiert.
    »Wieviel wird mir das denn einbringen, Bulle?«
    »An dir sind wir gar nicht interessiert.«
    »Das ist aber nett! Du hast mir da vorhin ganz schön Angst eingejagt, also wirklich.«
    »Der Albino, ist das ein Kunde von dir?«
    »Ist das ein Codename?«
    »Das ist der Kerl, der den Mercedes gefahren hat. Wir haben gesehen, wie er dich bei der Freundin von Didi abgesetzt hat.«
    »Du meinst den Verrückten ohne Pigmente? Die nennt man Albino? Das wußte ich nicht. Meiner Meinung nach ist der Typ von der Geheimpolizei.
    Er kannte mich besser als meine eigene Mutter. Er hat mich gezwungen, ihn zu Yasmina zu führen. Yasmina wußte aber nicht viel. Da ist er sauer geworden, der Albi.. .dings, und hat ziemlich fest zugeschlagen. Er wollte sich zu Abou Kalybse durchfragen.«
    »Und dich hat er verschont.«
    »Das ist nicht dasselbe. Wir haben einen Deal gemacht. Der Albidings hat mir Kohle versprochen, wenn ich ihm eine Spur beschaffen könnte. Ich war bei Lakja, um zu verhandeln. Lakja war auch nicht viel weiter gekommen. Von Abou Kalybse kannten wir nur das Knirschen des Faxgerätes … Ich wollte mich ein für allemal zur Ruhe setzen, das schwöre ich. Mit meiner Provision wollte ich einen kleinen Laden aufmachen, Kinder in die Welt setzen und ein Kapitel meines Lebens beenden. Zweihundert Scheinchen hat er mir versprochen, der Albidings. Und ihr habt mir nun die Tour vermasselt.«
    »Tschuldigung«, äfft ihn Lino nach, »haben wir nicht gewußt.«
    Slimane betrachtet seine Fingernägel und überlegt.
    »Stimmt es, daß ihr die Terroristen hinrichtet?«
    »Na, was glaubst du?«
    »Ich möchte Reue zeigen. Ist das möglich?«
    »Sonst noch was?« schnarrt Lino.
    »Beim Leben meiner Mutter, ich habe Abou Kalybse nie getroffen. Er kontaktiert mich immer per Fax. Hinterher nehme ich von Didi meine Gage in Empfang.«
    »Wo ist Didi jetzt?«
    »Nicht die leiseste Ahnung.«
    »Im Untergrund?«
    »Didi im Untergrund? Der kann doch ohne seine Badewanne und sein weiches Bett nicht leben.«
    »Was ist er eigentlich genau? Euer Schatzmeister?«
    »Eine Art Briefkasten.«
    »Und wer ist der Briefträger?« An dieser Stelle wird Slimane vollständig wach. Seine Augen schleudern Blitze aus dem Jenseits. »Hat deine Frage einen Preis, Bulle?«
    »Können wir verhandeln?«
    Er entspannt sich, verschränkt die Hände im Nacken, kreuzt die Beine unter dem Laken, fixiert träumerisch die Decke. Ich habe nicht wenig Lust, ihm die Eingeweide herauszureißen.
    »Ich verlange die Freilassung«, kläfft er nach einer Weile.
    »Sonst nichts?«
    »He!«
    Er bricht wieder in sein hämisches Lachen aus. Selbst eine Hyäne wäre unfähig, ihn nachzuahmen.
    »Die Freilassung oder gar nichts.«
    Lino reißt sich brüsk vom Fenster los, ist mit einem Satz über ihm

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