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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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zurück und gebe dem Schaukelstuhl einen kleinen Stoß, damit er zu wippen beginnt. Er setzt sich mit einem beruhigenden Quietschen in Bewegung.
    »Ich muß anerkennen, daß Sie über eine beachtliche Fantasie verfügen, Monsieur Kaak. Sie haben das alles höchst bravourös inszeniert. Spendieren Sie mir eine Zigarre?«
    »Wenn Sie meinen, Sie hätten sie verdient?«
    »Oh ja, durchaus.«
    »Dann greifen Sie zu.«
    Ich nehme mir eine Zigarre aus einer geschnitzten Dose, köpfe sie mit einem Biß und zünde sie mit einem Platinfeuerzeug an. Der erste Zug bringt mein Gehirn zum Prickeln. Der zweite versetzt mich fast in einen Rauschzustand.
    Ich umspanne mit dem Blick das wogende Meer und beginne zu erzählen:
    »Es war einmal ein Mann, der war so reich wie Krösus, und seine Habgier war ebenso groß wie seine Gefräßigkeit. Er hatte einen untrügbaren Sinn fürs Geschäftliche und eine grenzenlose Leidenschaft fürs Intrigieren. Doch leider lebte er in einem Land, wo alle lukrativen Unternehmungen stark beschnitten oder von vornherein willkürlich abgeblockt wurden - durch einen aufgesetzten, keineswegs unbestechlichen Sozialismus. Der reiche Mann mußte oft halsbrecherisch jonglieren und sich mehr als einer Demütigung aussetzen, um seiner Berufung weiter nachgehen zu können. Wieviele Freunde er sich auch in der Nomenklatura erkaufte, es schützte ihn weder vor den geltenden Gesetzestexten noch vor ideologischer Schikane.
    Damals schrie das ganze Land ,Häresie’, sobald ein privater Bauunternehmer es wagte, die proletarische Lethargie zu durchbrechen. Es gehörte zum guten Ton, arm zu sein, jeglicher Reichtum war verdächtig, wenn nicht gar des Teufels … Und Dahmane Faid fand endlich einen Ausweg: Warum nicht, statt ein Riesenreich aufzubauen und die geballte Kritik auf sich zu ziehen, lieber überall ein bißchen investieren und so zugleich den Aktionsradius ausdehnen wie auch die Bewegungsfreiheit vergrößern …? Und so entschied er sich scharfsichtig für das System der Strohmänner.«
    Stille im Schaukelstuhl nebenan.
    Ich ziehe an meiner Zigarre, um das Feuer neu zu entfachen, und fahre fort:
    »Abderrahmane Kaak zögerte nicht lange, als man ihn rief. Er hatte ein fettes Vorstrafenregister, war ein erbärmlicher Versager, kam von ganz unten. Er ergriff gierig die sich bietende Gelegenheit und lernte das Leben im Luxus kennen, Schlösser, Kreuzfahrten, die Privilegien der Reichen … Freilich nicht alle Tage. Oft mußte er die Knochen für seinen Boß hinhalten. Ein Strohmann ist auch dazu da, daß er die Prügel kassiert, die seinem Boß gelten. Das war Teil der Geschäftsbedingungen. Der Big Boss macht sich im Big Business nicht die Hosen naß. Die Schmutzarbeit delegiert er lieber an andere. Trotzdem lief für unseren Kaak alles wie geschmiert bis zu dem Tag, als das Land von der Fundamentalistenseuche befallen wurde. Der Krieg hielt Einzug auf numidischem Boden. Eine furchtbare Tragödie, gewiß, doch ein irrsinniger Glücksfall für eine gewisse begüterte Minderheit.
    Jetzt oder nie war die ersehnte Gelegenheit, diesem Pseudo-Sozialismus endlich das Maul zu stopfen, der jede Initiative zur Mehrung von Privatvermögen abwürgte. Es galt, Spannungsherde zu schüren, Öl ins Feuer zu schütten, um das Land jeder Orientierung zu berauben und es besser ausbeuten zu können. Es mußte alles getan werden, um das Regime, das in der Falle saß, so weit zu bringen, daß es bereit war zu verhandeln, um Gnade vor den Augen des Volks zu finden, daß es seine proletarischen Prinzipien fallenließ, wichtige Konzessionen machte …«
    »Schon verrückt, wie unverbesserlich die Reichen sind«, spottet Kaak.
    »Warten Sie ab, wie es weitergeht, ich bin noch nicht fertig. Jetzt, wo die Privatisierung, das zentrale Zugeständnis des Regimes, gelaufen ist, braucht Dahmane Faid keine Strohmänner mehr. Er macht sich daran, seine verborgenen Schätze einzusammeln, um unter eigenem Namen ein Imperium aufzubauen. Und so beginnt der Niedergang des Abderrahmane Kaak, der sein Fassadenreich im selben Maße, in dem Faids Appetit wächst, wegbröckeln sieht. Als er 75 Prozent der Raha-Kette und 35 Prozent von DZ-Tours verkaufen muß, damit Dahmane sich den Stahlkomplex von Zitouna leisten kann, gerät Abderrahmane in Panik. Wenn das in dem Tempo so weitergeht, dauert es nicht mehr lange und er findet sich auf der Hafenmole wieder. ,Zum Teufel!’ hat er sich da gesagt. ,Ich bin Strohmann, na und? Auf dem Papier, offiziell,

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