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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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damit mir nie mehr jemand anmerkt, dass ich bis zu meinem achtzehnten Geburtstag barfuß durch Ziegendreck gelaufen bin. Ich habe alles, was ich mir je gewünscht habe.«
    »Nur glücklich sind Sie nicht.«
    »Ach, das merkt man?« Natalie lachte erst bitter, dann immer heftiger auf, steigerte sich in einen hysterischen Lachanfall hinein. Bis sie weinte.
    »César, Alexis, Vic oder Philippe können jederzeit von mir verlangen: Bediene mich. Lutsch meine Füße. Schlag dich selbst. Ich habe die Klingel an der Ladentür abgebaut. Ihr Ton macht mir Angst. Sie kommen immer ohne Ankündigung, klingeln dann viermal. Wissen Sie, wie es ist, sich ständig vor einer Türklingel zu fürchten, Madame?«
    »Sie sagten, dass Philippe Sie nicht mehr schön findet. Hat man hat Sie denn austauschen wollen, gegen Julie?«
    Natalie zuckte mit den Achseln. »Natürlich. Es gibt sicher noch mehr Frauen in der Provence, die den Erben zu Diensten sind. Ein ständiges Nachrücken. Jeanette hat Larissa abgelöst, und, wer weiß, Julie mich.«
    »Hat Sie das gekränkt, als Sie davon erfuhren?«
    Vielleicht so sehr, dass du Julie hast umbringen lassen?
    Natalie schaute aus dem Fenster. »Nein. Ich habe immer gehofft, dass ich ihnen irgendwann zu alt und langweilig bin.« Natalie Chabrand zeigte ein melancholisches Lächeln.
    »Und Sie waren die Nachfolgerin von Élaine.«
    »Von wem?« Natalie sah ehrlich überrascht aus. Hatten die Erben denn niemals über Élaine gesprochen?
    »Bitte, Madame Lieutenant«, bat Natalie jetzt leise. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie César Alexandre gewachsen sind. Ich befürchte, ich werde sonst nicht mehr lange leben.«

30
    Z adira bekam auf dem Weg von Aix nach Goult, wo der Maler Rimaud inzwischen wohnte, drei Wutanfälle. Das Gespräch mit Natalie, die Hitze, die Campingwagen – alles riss an ihr.
    Das helle Licht stach ihr in die Augen.
    Aber auch der Mistral bewirkte, dass die Menschen wütender wurden oder ängstlicher. Der Wind, der verrückt macht, so nannten ihn die Provenzalen.
    Zadira war, als stiege sie Stufe für Stufe immer weiter in die Vergangenheit hinab. Dort war der Anfang von Julies Schicksal. Es begann mit den Erben des Marquis.
    Kein Mord wird jemals vollständig aufgeklärt. Das Warum, das werden wir nie wirklich verstehen. Auch wenn wir herausfinden, wer wen getötet hat, so werden wie es doch niemals nachfühlen können, niemals richtig begreifen. Was treibt zum Beispiel diese Erben nur an, ihr Leben so zu verbringen?
    Als sie in Goult vor dem mit Touristen überfüllten Café de la Poste parkte und dann die schmalen Gassen emporschritt, fühlte sie sich Meter für Meter in eine Welt der Stille versetzt. Ockerfarbene und gekalkte Häuser, eine Mixtur aus strengem Mittelalter und abgelebtem Barock.
    Goult war viel zu schön, um wahr zu sein.
    »Wir hoffen jede Saison, dass die Touristenkarawane uns weiterhin übersieht«, sagte Guillaume Rimaud zehn Minuten später.
    Der Maler brachte Limonade und einen Krug Wasser auf die Natursteinterrasse. Er ging barfuß, trug Leinenhosen und ein helles Hemd. Seine Haare waren lang, graubraun und locker nach hinten gekämmt. Rimaud hatte eine Art, sich zu bewegen und Zadira anzuschauen, dass sie sofort verstehen konnte, warum die Frauen von Lacoste den Maler begehrt hatten.
    In seinem Garten lebten Kunstwerke. Eine nackte Frau aus Holz, die aus einem vom Blitz gespaltenen Baum herauswuchs. Metallstühle mit Flügeln. Steine mit Augen. Dazwischen pirschte eine schwarze, dicke Katze mit weißer Schwanzspitze und weißem Altkaterbart umher.
    Auf einer Kiste auf der Natursteinterrasse stand eine Schachtel mit Blechschildchen. »Warnung: Katze in Therapie«. Und: »Vorsicht, bissige Katze«. Sogar: »Fass meinen Menschen nicht an!«
    »Willst du ein Schildchen haben?«
    Er duzte sie ganz ungezwungen.
    »Warum nicht.« Zadira hatte zwar nicht vor, ein solches Schild an ihrer Haustür in Mazan anzubringen, aber sie stellte es sich nett vor, es Commissaire Mazan zu zeigen. Sie entschied sich für: »Fass meinen Menschen nicht an!«
    Der Maler setzte sich auf ein Brett, das über zwei geschichteten Steinhaufen lag und als Bank diente.
    »Du hast gesagt, du willst mit mir über Élaine de Noat sprechen. Ich habe mir gedacht: Wenn diese Polizistin eine schöne Seele hat, dann erinnere ich mich für sie. Wenn nicht, schweige ich für immer.«
    Er schaute sie an, als ob er auf etwas wartete. Zadira gab ein zustimmendes Geräusch von sich.
    » Bon, Zadira.

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