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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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besitzt einen hölzernen Kunstpenis, geschnitzt aus einem Christuskreuz. Nur für die Mädchen. Sie selbst hält nicht viel von genitalem Sex. Außer mit César, aber das ist eine andere Geschichte … Ich glaube, der Jesusdildo ist ihre Rache an ihrer Mutter.«
    »Und Monsieur Alexandre?«
    »Monsieur César Alexandre … nun ja.« Natalie holte tief Luft.
    »César ist ein Meister darin, andere Menschen zu brechen und wieder neu zusammenzusetzen. Er liebt es, mich immer wieder bis kurz vor den Orgasmus zu bringen, mit seinen Händen. Dabei trägt er immer Lederhandschuhe, er berührt mich niemals mit nackter Haut, das ist ihm zu intim. Kurz bevor er mich endlich kommen lässt, muss ich allem abschwören, was menschlich ist. Erst dann erlöst er mich.«
    Lederhandschuhe!, dachte Zadira.
    Jetzt brach Natalies Stimme.
    »Ich musste unter seinen Händen der Liebe abschwören. Ich habe Gott gelästert. Ich habe beteuert, dass ich mein Leben lang nur ficken, aber niemals zeugen will, ganz wie de Sade es von Frauen verlangte. Ich habe meine Eltern Schweine genannt.« Sie schlug die Hände vor ihr feines Gesicht.
    Zadira war vom Martyrium der schönen Frau zutiefst erschüttert. Seit Jahren Spielsklavin, Dienerin, verstrickt in Schuld und Scham.
    Sanft fragte sie:
    »Glauben Sie, dass die Erben für ihre Lust töten könnten?«
    Natalie dachte lange nach. »Der Tod würde ein Mädchen ihrer Macht, ihrer Kontrolle entziehen. Das liegt nicht in ihrem Interesse, sondern käme einer Niederlage gleich. Aber sie spielen sehr oft mit dem Tod. Die Grenze ist fein. Darin besteht gerade der Reiz. Sie würgen. Sie nehmen Luft und Licht und Freude. Man stirbt in kleinen Dosen, Madame Lieutenant, und merkt viel zu spät, dass man eigentlich lebendig begraben ist.«
    Natalie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Wiegte sich vor und zurück. »Sie hassen es, die Kontrolle zu verlieren. Das ist ihre einzige Schwäche.«
    »Wer bedroht Sie, konkret? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Mir? Helfen? Ach.«
    Chabrand drehte sich weg.
    »Kennen Sie das Märchen vom Zauberer von Oz? Nein? Das Land Oz ist eine Illusion, und jedem erscheint es als das, was er am meisten begehrt. Ich habe wie die meisten Mädchen vom Land ersehnt, was ich nicht besaß: Reichtum, Eleganz, Verehrer und eine Zukunft außerhalb meines Dorfes. Die Erben kannten den Weg nach Oz, und sie wollten ihn mir zeigen. César war der Zauberer von Oz.«
    Natalie setzte sich auf den Rand des Designertisches. »Als Gegenleistung forderten sie bedingungslosen Gehorsam und die Abtretung aller Rechte an meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele. Und das schriftlich.«
    »Schriftlich?«
    »Per Vertrag, ja. Darin sind nicht nur Details geregelt wie Besuchsrecht oder Vergütung. Er ist außerdem das Sicherheitsnetz für die Erben. Wer würde mir je glauben, dass ich gelitten habe? Ich hatte doch das Geschäft besiegelt!«
    »Ein teures Geschäft. Und Sie waren erst achtzehn.«
    »Der Weg nach Oz führte zunächst über die Lust, Madame Matéo, deswegen merkte ich es nicht.« Natalie zeigte ein kleines, wissendes Lächeln. »César Alexandre ist leider ein begnadeter Verführer, und ich habe unendlich viel Lust und noch mehr Scham gefühlt, Lust und Scham, und irgendwann war Scham meine Lust. Wahrscheinlich bin ich für immer verdorben für die Liebe und für jede andere Art von Sex. Normalen Sex, wenn Sie so wollen.«
    »Erzählen Sie mir bitte über die Spiele.«
    »Ich weiß nicht, ob man das erklären kann, Lieutenant. Nicht der ›kleine Tod‹, also der Orgasmus, war das Ziel, sondern tausend psychische Tode. Verstehen Sie? Zieh dich aus und bediene uns nackt, du Nichts! Der Tod der Hilflosigkeit, wenn ich auf Alexis’ Stuhl der Wahrheit Platz nehmen musste und jede Umdrehung mir noch mehr Qual und Appetit machte, mich zu all den Begierden zu bekennen, die mir in der Seele brannten. Der Tod des Schmerzes, wenn sie mich als ihr Tablett benutzten und von mir aßen, mir mit ihren Messern und Gabelspitzen die Haut ritzten. Die Erben kennen tausendundein Spiel, um die Seele zu brechen.«
    Sie zeigte auf ihre Kette mit den pinkfarbenen Saphiren, die um ihren Hals lag.
    »Jedes Mädchen erhält zum Auftakt ihrer Erziehung ein Schmuckstück. Ich muss es immer tragen. Ich bin den Erben seit bald zwanzig Jahren zu Diensten. Ich habe beste Kontakte in ganz Frankreich, weil Philippe mich meist nur an die sehr Reichen, sehr Mächtigen ausgeliehen hat. Victorine brachte mir bei, mich zu benehmen,

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