Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
finden.«
Commissaire Mazan dachte unruhig an den Mann mit den Schattenflügeln, der versucht hatte, die ingwerfarbene Katze zu ertränken. Dachte zornig an jenen Mann, dem er im Garten des Hauses beinah in die Hände gefallen war. Und kam zu dem Schluss, dass die Zeit des Ausruhens vorbei sein musste.
Gleich nachdem Lieutenant Matéo aus dem Haus gelaufen war, erhob sich Commissaire Mazan von der weichen Decke. Er besuchte das Katzenklo und fraß anschließend den Futternapf bis auf den letzten Krümel leer.
Dann war Commissaire Mazan bereit für die Ermittlungen.
Er hatte die Unruhe schon wahrgenommen, lange bevor er in die Gasse einbog, an der »sein« Garten lag. Dann sah er die Autos, die direkt vor dem Tor zum Garten standen.
Das Tor war offen! Humpelnd lief er an der Hauswand entlang. Aus dem Garten drangen Stimmen. Rufe. Metallische Geräusche. Rascheln. Schritte. In seinem Garten!
Was geht da vor?
Unbemerkt näherte er sich dem Tor und spähte in den Garten. Dort drin wimmelte es von Menschen. Er erschrak. Die weißen Anzüge. Wie damals, als er und die anderen jungen Katzen in den Käfigen saßen und darauf warteten, gefoltert zu werden. Sie waren ihm gefolgt!
»Es ist ein Jammer. Sie ist so jung«, sagte einer der Männer, der vor etwas stand, das am Boden lag. Andere gingen durch die unheimliche Tür des Hauses, die jetzt weit offen stand, ein und aus. Niemand achtete auf ihn.
Sie sind nicht meinetwegen hier. Natürlich nicht.
Sondern wegen dem, was dort lag.
Es war eine Frau. Ohne Kleidung. Und ohne Leben. Das spürte Mazan an ihrer entsetzlichen Farblosigkeit, in der nur noch ein Echo ihres einst goldgelben Lebensduftes hing.
Hatte der Giftleger die Frau getötet? Da inzwischen so viele Menschen im Garten herumgetrampelt waren, konnte er keine spezifischen Geruchsspuren mehr wahrnehmen. Alles war zu einem einzigen menschlichen Farb- und Geruchsbrei vermischt. Bis auf …
Was ist das denn?
Er huschte in den Garten, versteckte sich hinter einem metallenen Koffer, der dort aufgeklappt stand, und sog witternd die Luft ein. Tatsächlich! Diesen Geruch würde er jederzeit erkennen. Unter allen Umständen. Und er kam von dort, wo er seinen Schlafplatz hatte.
Verdammter Katzenhasser! Hat es schon wieder getan!
Jetzt näherte sich einer der Männer im weißen Overall dieser Stelle. Er hob mit einer langen Zange den Klumpen auf, roch daran und rief: »Major Beaufort!«
»Ja.« Ein anderer Mann näherte sich.
»Hier hat anscheinend jemand Rattengift oder etwas Ähnliches ausgelegt. Soll ich es liegen lassen?«
»Nein, natürlich nicht. Das fressen sonst noch Katzen oder andere Tiere, das muss ja nicht sein. Tüten Sie es ein.«
Der Mann mit der Zange zog ein Plastiksäckchen hervor und verstaute darin seinen Fund. Dann ging er langsam suchend weiter durch den Garten. Commissaire Mazan hätte ihm problemlos die anderen drei Stellen mit Gift zeigen können. Aber jetzt hatte er Wichtigeres zu tun.
Er entdeckte die beiden im gleichen Moment wie sie ihn. Die schattenweiße Siam kannte er schon. Sie sah nicht so aus, als ob sie Ärger suchte. Und der dicke Blaugraue mit den orangefarbenen Telleraugen an ihrer Seite schien sich auch nicht überanstrengen zu wollen.
Aus Höflichkeit blieb Mazan in einem Abstand von drei, vier Körperlängen stehen und stellte seine Ohren auf »friedlich«. Erst da merkte er, dass noch eine dritte Katze in der Nähe war. Sie versteckte sich hinter der Hecke auf der anderen Seite der Straße.
»Ich bin Louise«, begrüßte ihn die Siam schließlich.
»Oscar«, sagte Oscar gedehnt. Es hörte sich an, als wären seine Nüstern verstopft. Was für eine Katze ein ziemliches Handicap wäre.
»Commissaire Mazan.«
Oscar starrte ihn blöde an. Louises Ohren richteten sich auf.
»Commissaire Mazan?«, fragte sie gedehnt.
»Ich wusste nicht, dass wir uns jetzt schon mit Titel anreden«, näselte Oscar.
Der Name war tatsächlich ziemlich lang.
»Also gut, dann eben nur Mazan«, lenkte er ein.
Louise schien amüsiert.
»Kommt mir bekannt vor«, spottete sie und richtete dann ihren blauen Blick auf die dichte, grüne Hecke gegenüber. Mazan hatte die Katze, die dahinter hockte, identifiziert. Es war die Ingwerfarbene, die Himmelsläuferin, der er seine neue Ohrkontur verdankte. Sie roch nach Zorn, Verzweiflung und Angst.
»Was ist denn mit ihr los?«, fragte er betont gleichgültig.
»Ich dachte, das könntest du uns sagen. Schließlich ist es in deinem Garten
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