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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Löcher in der rauhen Sitzfläche und der Rückenlehne? Dann entdeckte Zadira die Drehrädchen hinten am Sitz. Sie drehte daran.
    »Oh«, entfuhr es ihr.
    Durch die Löcher des Stuhles wuchsen komische kleine Finger. Sie waren nicht wirklich spitz und konnten die Haut nicht verletzen. Doch wenn jemand gezwungen war, auf ihnen zu sitzen? Weil er – oder sie – mit den Arm- und Beineisen gefesselt war?
    Sie dachte an die Mädchen aus Aubignan, Bédoin, Monteux und Venasque. Reihte Julie dazu.
    Was nur, Julie, wolltest du in diesem Haus?

15
    A m schlimmsten war dieser Hund.
    Commissaire Mazan hatte viel gelernt in den letzten beiden Tagen. Zum Beispiel, dass ein richtig mieser Tag mit einer Thunfischpastete enden konnte. Oder dass es nette Ärzte gab, denen es nicht darum ging, Katzen mit ihren Tinkturen, Klingen und Nadeln zu quälen. Unendlich schwer war es ihm gefallen, sich einem Menschen so sehr auszuliefern wie der Frau mit der weichen Stimme. Sich von ihr tragen zu lassen. Ihren Worten zu vertrauen, als der Arzt ihn anfasste. »Lieutenant Matéo«, hatte der die Frau genannt. Das also war ihr Name.
    Commissaire Mazan streckte sich vorsichtig auf der weichen Decke aus, auf der er den größten Teil der letzten beiden Tage verbracht hatte. Er war weit davon entfernt, sich zu beschweren. Nein, abgesehen von den Schmerzen, die aber immer geringer wurden, hatte er zwei Tage Luxus pur hinter sich. Kein Wunder, dass er auf dumme Gedanken kam.
    Als der Arzt in der Wohnung aufgetaucht war, um nach ihm zu schauen, war natürlich wieder dieses Monster dabei gewesen. Der Arzt hatte dem Hund aber befohlen, draußen zu bleiben. Zu Mazans Verwunderung hatte der das auch getan. Misstrauisch behielt er das sabbernde, hechelnde und riechende Tier ständig im Auge, während der Arzt ihm etwas in sein Fell träufelte, das, wie er erklärte, den Flohzirkus weiterziehen lassen würde.
    Hoffentlich zu dem Köter?
    Der Köter hieß Atos und machte keinen besonders intelligenten Eindruck. Da Mazan sonst nichts zu tun hatte, kam er auf eine Idee. Als der Arzt das nächste Mal kam, saß Mazan direkt hinter der Tür. Ehe der Mann irgendetwas sagen konnte, stürzte Atos mit einem begeisterten Japsen herein.
    »Weg!«, fauchte Mazan den Hund mit angelegten Ohren an.
    Der Riesentölpel bremste sofort ab und schaute bedröppelt auf ihn herab. Mazan fauchte noch mal – »KCH!« –, und prompt wich der Hund hinter die Türschwelle zurück.
    »Na toll«, brummte der Arzt. »Jetzt lässt du dich sogar schon von einer Katze herumkommandieren.«
    Ein willkommener Zeitvertreib während Mazans Rekonvaleszenz. Ein anderer und viel schönerer war es, wenn Lieutenant Matéo da war und er ihrer Stimme lauschen konnte. Dann wurde ihm immer ganz warm im Bauch, und ohne dass er es verhindern konnte, setzte das angenehme Purren ein, das wahrscheinlich mehr zu seiner Heilung beitrug als die Tinkturen des Arztes.
    Lieutenant Matéo erzählte von einer Stadt namens Marseille und von dem Meer, das in der Sonne glitzerte; von einer Katze namens Milva und von ihrem Vater, den sie sehr geliebt hatte. Zwischendurch sagte sie zwar immer wieder, dass er bald gehen müsste und dass er ja nicht glauben sollte, er könne sich hier häuslich einrichten. Aber erstens hatte Commissaire Mazan das gar nicht vor. Nach seinen bisherigen Erfahrungen mit den anderen Katzen der Stadt war er sich nicht einmal sicher, ob er in diesem Kaff bleiben wollte. Zweitens merkte er natürlich, dass sie das gar nicht so meinte mit diesem: »Geh, wenn du gehen kannst.« Immerhin war er eine Katze. Und Katzen zu belügen war nicht so einfach.
    So legte er seinen Kopf auf die Pfote und purrte genüsslich vor sich hin, während Lieutenant Matéo redete. Sie erzählte ihm von Frauen, die getötet worden waren, und er merkte ihr an, dass sie sehr zornig darüber war. Aber dann sagte sie etwas, das ihn aufhorchen ließ.
    »… das Komische daran ist, dass jedes Mal kurz vorher auch mindestens eine Katze getötet wurde.«
    Eine Katze getötet?
    »Den Jungs von der Crim ist das egal gewesen. Eine tote Katze ist für die kein Mord, sondern Sachbeschädigung. Das fällt nicht in ihren Zustandsbereich.«
    Sachbeschädigung?!
    »Sehen die denn nicht, dass das eine Spur ist? Bei der Toten in Monteux hing die Katze stranguliert am Fensterkreuz. Deutlicher geht es ja wohl kaum noch. Und es taucht nicht mal im Bericht auf. Wundert mich, dass die Typen es schaffen, im Dunkeln ihren Schwanz zu

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