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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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passiert.«
    Er horchte auf.
    »Sie war dort? Etwa letzte Nacht?«
    »Bravo«, meinte Oscar. Und dann, an Louise gewandt: »Ein echter Schnellmerker.«
    Commissaire Mazan beachtete den Dicken nicht. Die Himmelsläuferin wusste, was geschehen war! Er wandte sich an Louise: »Wie heißt sie?«
    »Manon. Warum?«
    Er antwortete nicht, sondern näherte sich der Hecke.
    »Das würde ich lieber nicht machen«, riet Louise.
    »Der Typ steht eben auf Schläge.«
    Sie hatte sich ganz hinten versteckt. Also zwängte Mazan sich durch die Zweige und erreichte ein winziges Stück Rasen, umgrenzt von üppig blühenden Büschen. Aus einem glühte ihm ein mittlerweile bekanntes Paar Augen entgegen.
    Komm schon, du bist mir noch etwas schuldig.
    Das schien Manon anders zu sehen. Er spürte, wie sie sich anspannte. Zum Sprung ansetzte. Knapp außerhalb der Angriffsdistanz setzte er sich hin. Er rührte sich nicht. Zeit verging. Wind spielte über ihren Köpfen. Schatten wanderten unmerklich. Schließlich ließ ihre Anspannung nach. Aber nicht ihre Angst. Nicht ihre Verzweiflung.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, bat er leise.
    Eine Welle giftiger Wut schlug ihm entgegen.
    »Du kanntest die Frau?«
    Langes Schweigen, dann ein klägliches: »Ja.«
    Er überlegte.
    »War sie ein guter Mensch?«
    »Julie war wie ich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was stellst du für blöde Fragen«, fauchte sie und kam unter dem Busch hervorgeschossen. Doch er blieb ruhig, vermied jede Geste, die ihren Zorn steigern könnte.
    Es wirkte. Manon hielt inne.
    »Was hast du gesehen?«, fragte er nach einer Weile.
    Ein Zittern lief durch Manon.
    »Sie ist in das Haus gegangen«, erzählte sie dann mit dünner Stimme. »Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, denn die bösen Menschen waren wieder da. Ich habe sie gerochen.«
    »Wer? Wer war da?«
    »Warum willst du das alles wissen?«, giftete Manon ihn an und glitt blitzschnell zwei Schritte näher. Jetzt war die schlanke Kämpferin so dicht, dass sie ihm mit einem Hieb ein Auge zerfetzen konnte. Er war noch nicht wieder in Form und sie eine gefährliche Verrückte. Das hatte er ja schon erfahren müssen. Dennoch rührte Mazan sich nicht. Manons Schwanz peitschte ärgerlich über das Gras.
    »Es geht nicht nur um Julie«, sagte er leise, »sondern darum, dass es hier böse Menschen gibt. Willst du denn immer in Angst leben?«
    Ihr Blick schweifte ab, zu irgendeinem Punkt neben ihm.
    »Die Menschen sind noch viel schlimmer, als ich dachte. Ihre Falschheit ist grenzenlos. Wir dachten, wir wüssten, wie wir sie manipulieren können, damit sie uns versorgen und uns ein Heim geben. Aber das stimmt nicht.«
    Nun sah Manon ihn freimütig an. Ihre Pupillen waren rund und groß. Wie schön sie war. Und wie traurig.
    »Wir waren einmal frei. Aber dann haben wir unsere Freiheit für weiche Kissen geopfert. Und für volle Fressnäpfe. Und für Namen!«
    Der Wanderer in ihm wusste ganz genau, was sie meinte. Manon sah ihn mit ihren irisierenden Augen an.
    »Aber wir sind für sie nur … nur … Spielzeug.«
    Manon ließ erschöpft den Kopf hängen. Sie hatte recht. Und gleichzeitig unrecht. Aber um ihr das begreiflich zu machen, musste er etwas tun, was ihm sehr schwerfiel: Er musste für die Menschen Partei ergreifen.
    Na ja, wenigstens nicht für Hunde.
    Und dann dachte er an Lieutenant Matéo. Die ihm sagte, dass er nicht bei ihr bleiben könnte. Und dabei jedes Mal log.
    »Du hast recht, Manon«, sagte er. »Die Bosheit der Menschen ist grenzenlos. Aber nicht alle sind so. Einige von ihnen sind voller Güte. Manchmal verstecken sie sie nur.«
    Die hell gestreifte Katze bedachte Mazan mit einem Blick voller Zweifel.
    »Diese Stadt ist voller Angst. Aber es ist eine gute Stadt. Ich weiß das, weil ich schon viele Städte gesehen habe. Wir dürfen sie nicht dem Bösen überlassen. Doch allein schaffen wir das nicht. Dazu brauchen wir die Menschen. Die, die voller Güte sind. Und weißt du, was? Ich glaube, die schaffen es auch nicht allein. Sie brauchen uns.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du wusstest aber doch, dass Julie Gefahr in dem Haus drohte, nicht wahr?«
    Er sah ihre Zweifel, dahinter aber auch die Hoffnung, die sie nicht zulassen wollte, um kein weiteres Mal enttäuscht zu werden.
    Dann flüsterte Manon: »Ich habe die Frau an der Tür gesehen.«

    Als Mazan mit der ingwerfarbenen Katze aus der Hecke hervorkam, sah er sich einer ganzen Bande von Katzen gegenüber. Sofort ging er in

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