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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Verteidigungsposition.
    Manon war an seiner Seite und blieb neben ihm. Gut. Mit Louise und dem dicken Oscar war er auch soweit im Reinen. Die anderen, die sich locker verteilt in der Gasse niedergelassen hatten oder auf der Mauer des angrenzenden Grundstückes saßen, konnte er nicht einschätzen. Den großen Kerl, der ihm gegenübersaß, hingegen schon.
    Rocky.
    »Hey, Mann«, begrüßte der ihn lässig. »Was geht ab hier?«
    Wenigstens krakeelte er nicht wieder herum.
    »Das frage ich dich, Rocky«, gab er zurück. »In deiner Stadt werden Katzen vergiftet. Und irgend so ein Scheißkerl hat Manons Freundin Julie getötet. Also, sag du es mir: Was geht ab hier?«
    Die Katzenbande, die bisher ihn fixiert hatte, wandte ihre Blicke unisono Rocky zu. Der brauchte einen Moment, ehe er antwortete: »Okay, Großmaul, hast du einen Vorschlag?«
    Mazan wandte sich an die ingwerfarbene Kätzin an seiner Seite. Die betrachtete ihn unverwandt. Dann schaute er nacheinander die anderen Katzen an.
    »Manon hat eine Frau in dem Haus gesehen, in dem Julie getötet wurde. Und sie kennt ihren Geruch. Wir werden also die Spur der Frau suchen.«
    »Und dann?«, fragte Rocky, nicht sehr überzeugt.
    »Und dann?«, fauchte Mazan. Wieder fasste er jede einzelne Katze ins Auge. »Verdammt, was ist los mit euch? Wollt ihr nicht wissen, wer euer Feind ist? Nein? Ich will es aber wissen.« Er wandte sich wieder an Rocky. »Bist du mein Feind?«
    Der blinzelte träge. »Ist ja gut, Mann. Reg dich nicht auf.«
    Rocky tauschte einen Blick mit Louise. Die sagte leise: »Was haben wir zu verlieren?«
    Daraufhin leckte der Rote sich gemächlich über das Maul, bevor er erklärte: »Ich werde dir sagen, was wir tun. Wir werden uns von Manon die Spur zeigen lassen, und dann schauen wir, wo die Frau sich versteckt hat.«
    Na endlich. »Das ist eine richtig gute Idee.«

    Rocky, Commissaire Mazan und Manon gingen zu dem Haus, in dessen Garten immer noch ein paar Männer herumwerkelten. Auch waren mittlerweile viele andere Menschen die Straßen entlanggegangen. Trotzdem hatten sie nach kurzer Zeit die Spur der Frau gefunden. Und als die drei Katzen ihr die Gasse hinunter folgten, konnten sie immer besser ihr spezielles Aroma aus reifem Frauenduft herausfiltern, dem zudem ein deutlich wahrnehmbares Parfüm hinzugefügt war, das nach Jasmin und Moschus roch.
    Wenig später hockten sie an einer Straßenecke und schauten zu einem wuchtigen Gebäude hinüber.
    »Was ist denn das?«, fragte Mazan.
    Ein kleines Zittern lag in Manons Stimme, als sie antwortete:
    »Sie nennen es das Château.«

16
    Z adira besorgte sich Nikotinkaugummis in der Apotheke. Sie schmeckten widerlich.
    Sie spürte jetzt immer deutlicher, je länger sie nachdachte, was die Morde in Aubignan, Bédoin, Venasque, in Monteux und jetzt in Mazan miteinander gemeinsam hatten.
    Und es machte sie wütend.
    Es war die Haltung.
    Es war die gleiche Haltung, mit der die Bac sie auf der Straße angehalten, drangsaliert und verhöhnt hatten.
    Es war die Haltung, mit der in Frankreich Zuwanderer, Schwule und das »gemeine Volk« behandelt wurden.
    Es war die Haltung, mit der ihr die Kollegen in Carpentras rassistische, schmutzige Bildchen ans Auto hefteten.
    Es war Arroganz.
    Da gab es jemanden mit einer unglaublich ausgeprägten Überheblichkeit. Jemand, der meinte, er hätte alles Recht der Welt zu bestimmen, wer es wert war, leben zu dürfen, und wer nicht.
    Auf dem Weg zum Château de Mazan, wo diese Julie laut Jeffrey Spencer gearbeitet hatte, versuchte Zadira, sich so etwas wie eine Strategie zurechtzulegen.
    Oberste Priorität war es herauszufinden, wem dieses Haus gehörte. Es machte Zadira schier verrückt, dass schon zwei Stunden vergangen waren und sie immer noch nichts wussten!
    Sie musste sich eingestehen, dass sie, was Ermittlungen gegen Nicht-Junkies und Nicht-Dealer anging, einfach zu wenig Erfahrung besaß, sowohl als Ermittlungsleiterin wie auch als Teammitglied. Im Rauschgiftmilieu wurden Verbrechen weniger durch Gespräche oder Vernehmungen gelöst. Sondern mit Observationen, Verfolgungssprints, Durchsuchungen und Informanten, die einem was schuldeten. Die Arbeit war physischer, dunkler, dreckiger.
    Um ihren jäh aufwallenden Ärger über ihre eigenen Schwächen niederzuringen, aktivierte Zadira das Wissen, das ihr vor langer Zeit einmal bis zum Erbrechen eingetrichtert worden war.
    Der Tod: Dekonstruktion.
    Die Ermittlung: Rekonstruktion.
    »Jeder Mensch ist ein Teil eines

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