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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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teures Ferienhaus, das selten jemand mietet. Niemand schaut da wirklich genau hin, dafür haben wir einfach zu viele Feriengäste in der Gegend.«
    Zadira kannte dieses Phänomen nur zu gut. »Ferienhäusler« galten in der Provence grundsätzlich nicht als Individuen, sondern als variable Masse.
    Um sich von ihrem Ärger und ihrer Unruhe abzulenken, konzentrierte sich Zadira auf den Paravent, den André Ugo vor dem Zugang zur Bar hatte aufstellen lassen, damit die Gäste, die aus dem Hotelfahrstuhl ins Foyer traten, so wenig wie möglich von Zadiras leiser Befragung der Angestellten mitbekamen.
    Zadira kniff die Augen zusammen: Hielt einer der Jäger auf der bukolischen Szenerie des Paravents nicht eine Reitgerte hoch? Und der andere, der am Baum lehnte, hielt der nicht ein paar Trauben locker in Höhe seines Schritts, damit die auf ihn zukriechende Nackte erst das Obst und gleich danach noch etwas anderes lutschen konnte?
    Dieses Hotel war in jeder Hinsicht anders als die normalen Touristen-Durchlauferhitzer. Das Essen, die Einrichtung, das Flair, die subtile Frivolität. Hierhin würde sich nie ein rotgesichtiger Niederländer in Flipflops auf der Suche nach Tomatensalat und Salamipizza verirren. Das Château de Mazan verkörperte jenes restadelige ländliche Frankreich, das sich Reisende wie Franzosen gleichermaßen erträumten.
    Zadira hätte die Gäste des Hotels am liebsten trotzdem hereingewunken. In der wilden Hoffnung, dass der Hausbesitzer von Nummer 9 unter ihnen war. Oder ein Zeuge, der sich am Abend an Mazans stillen Gassen berauscht und Julie gesehen, ein tête-à-tête beobachtet hatte.
    Putain, irgendeinen Hinweis!
    Paul wäre prädestiniert, um mehr über seine wohlgeborenen Hausgäste zu verraten. Aber er tat es nicht. Er trauerte um Julie, aber seine Trauer reichte nicht aus, um Zadira mehr zu erzählen, als er von Rechts wegen musste.
    Er ist feige, er hat Angst. Wovor?
    Immerhin: Paul bestätigte Zadira, dass es heute Morgen keine Abreisen gegeben hatte, es standen nur einige Anreisen an. Zadira Matéo befürchtete trotzdem, Julies Mörder könnte einfach an ihr vorbeispazieren, in sein Auto steigen und nach Hause fahren, ohne jemals aufgegriffen und für seine Tat belangt zu werden.
    Schlimmer noch: Sie befürchtete, nicht gut genug zu sein, ihn je zu finden.
    »Wir sind nie gut genug«, hatte Zadira prompt Nicolas’ Worte wieder im Ohr.
    Während die Spurensicherung sich Julies Zimmer unter dem Dach im Nebengebäude vornahm, hatte Zadira mit dem gesamten Personal gesprochen. Bis auf den Oberkellner Gustave und den Koch-Azubi Dédé, der auf Einkaufstour durch das Vaucluse war. Alle hatten für den Tatzeitraum Alibis, und alle hatten ähnlich Nichtssagendes über Julie von sich gegeben: dass sie ein bisschen kokett war, sehr naiv, aber ordentlich zupacken konnte.
    »Sie war ein unverfälschtes Bauernmädchen«, hatte der Chefkoch Frédéric voller Zuneigung gesagt.
    »Sie hatte noch so viel vor«, bedauerte Madame Valentine, die Hausdame und damit Herrin über alle Zimmer des Hotels. Aber was genau, wusste sie auch nicht.
    Keiner wusste wirklich etwas über Julie. Niemand hatte ihr je wirklich zugehört.
    Das ist das Gefährliche an den bösen Menschen. Nur sie interessieren sich für deine wilden Wünsche und bunten Sehnsüchte.
    Während sie auf den Raumteiler starrte, trat Monsieur Ugo mit zwei Tellern und Besteck hinter dem Paravent hervor.
    »Es ist Zeit zum Essen«, sagte er. »Sie können nicht nur von Kaffee leben.«
    Zadira sammelte ihre Notizen ein, und er servierte ihr ein duftendes Entrecôte, frisches Baguette, salzige Butter und einen liebevoll angerichteten Salat.
    »Unser Koch Frédéric hofft, dass er Ihren Geschmack getroffen hat.«
    »Hat er, sehr sogar. Danke.«
    In Marseille hatte Zadira mittags nie im Sitzen gegessen. Ein schnelles Sandwich auf die Hand, an einem Tresen oder im Wagen, hatte reichen müssen, während der Kollege rauchte und sie beide dem Knistern der Funkgeräte am Gurt oder am Armaturenbrett lauschten. Immer bereit, das panino aus dem Fenster zu werfen und sofort loszurasen.
    »Darf ich Ihnen ein Glas Rosé dazu empfehlen? Von unserem hiesigen Bio-Winzer Les Vignerons de Canteperdrix?«
    »Empfehlen dürfen Sie. Ich trinke im Dienst allerdings keinen Alkohol.«
    »Wein ist doch kein Alkohol«, behauptete Ugo charmant und ging hinter den Bartresen, um sich dort an einer der Kühlschubladen zu schaffen zu machen.
    Als Drogenfahnderin sah Zadira längst

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