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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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damit?«
    Zadira verzog das Gesicht. »Sie kümmern sich um Ihren bunten Hund, und ich mixe uns inzwischen zwei Gin Tonics.«
    Während Zadira die Aperitifs zusammenstellte, untersuchte Jules das farbbekleckste Fell seines Hundes. Atos winselte leise und versuchte, sich Jules’ Griffen zu entziehen. Commissaire Mazan spazierte derweil gemächlich zu Zadira in die Küche und sprang auf den Tisch.
    »Das ist Lack!«, hörte Zadira Jules’ Stimme im Wohnzimmer.
    »Hattest du da etwa deine Pfoten mit im Spiel?«, fragte sie Mazan leise. Der Kater sah sie nur mit seinen wachen Augen an, seine Ohren zuckten einmal vor und zurück.
    »Natürlich nicht«, beantwortete sie die Frage selbst. »Und deiner Hüfte scheint es ja wieder bestens zu gehen.«
    »Haben Sie Nagellackentferner?«, rief Jules.
    Zadira streckte wortlos eine Hand durch den Türrahmen ins Wohnzimmer. Ihre kurzen Nägel waren sehr unlackiert.
    »Wohl eher nicht«, murmelte Jules daraufhin. »Verflucht, wie kriege ich diesen Mist denn nur runter?«
    Bevor Zadira mit den beiden Gläsern zurückging, tauschte sie noch mal einen langen Blick mit dem schwarzen Kater, der sich betont gelassen gab. Sie dachte daran, wie sie an den letzten Abenden immer mit ihm gesprochen hatte. Erstaunlicherweise hatte es ihr aber beim Denken geholfen. Die Augen dieser Katze besaßen wirklich hypnotische Fähigkeiten.
    Jules kniete immer noch kopfschüttelnd neben seinem Hund, als Zadira die Gläser brachte, in denen die Eiswürfel appetitlich klimperten.
    »Was sagt denn der Arzt?«, fragte Zadira und reichte ihm sein Glas.
    »Der Arzt sagt, so einen Fall hatte er noch nicht.«
    Zadira dachte nach.
    »Ich kannte mal jemanden, dessen Deckhengst mit roter Farbe beschmiert wurde. Er hat ihn über und über mit Olivenöl und Butter einsprühen lassen und die Farbe dann aus dem Fell gestriegelt. Fett löst.«
    Jules nahm das Glas. »Das wäre einen Versuch wert. Haben Sie Butter da?«
    Zadira schüttelte den Kopf. »Keine Butter, kein Öl, nichts. Ich esse selten zu Hause, wissen Sie.«
    Jules schaute sich um. Im Nebenzimmer war eine Matratze zu sehen. An einer zwischen zwei Stühlen gespannten Telefonleitung hingen ein paar sportliche Wäschestücke. Es gab nur einen einzigen weiteren freien Stuhl.
    »Wie wär’s, wenn wir beide einen Stuhl beisteuern und uns nach draußen setzen? Nur bis Madame Blanche zurückkommt und uns Butter leihen kann«, schlug er vor.
    Wenig später saßen sie nebeneinander auf dem Treppenvorbau und schauten in den sanft leuchtenden Abendhimmel. Insekten tanzten zwischen den ockerfarbenen Mauern, Essensdüfte wehten sie an, und über der gesamten Szenerie herrschte der kühle, hoheitliche Mont Ventoux.
    Der blau gescheckte Atos hatte sich hochzufrieden zwischen ihren Stühlen niedergelassen, Commissaire Mazan hockte seitlich von Zadira und spähte wachsam durch die Metallgitter der Brüstung.
    Es war ein Moment des Friedens, und Zadira genoss ihn unendlich. Bis ihr die tote Julie wieder einfiel.
    Als hätte Jules ihren Stimmungswandel gespürt, fragte er nun sanft: »Gibt es etwas Neues in Ihrem Fall?«
    »Ich mag das Wort Fall nicht so gern.«
    »Ich auch nicht. Aber es ist das erste Mal, dass ich ein ermordetes Mädchen untersucht habe. Ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll, ohne dass ich anfange, zu schreien oder zu weinen vor Zorn.«
    Zadira nahm einen kräftigen Schluck von dem Gin Tonic. Er hatte exakt das Gefühl beschrieben, das auch in ihr tobte. Sie atmete einmal tief durch. Und begann, ohne allzu viele Details der Ermittlung freizugeben, zu erzählen, was sie an diesem Mord so sehr beschäftigte.

    Ebenso wie Lieutenant Matéo und der Mann, den sie Doktor nannte, hatte Mazan über die Stadt geschaut. Doch er las in den Düften, Luftwirbeln und langen Abendschatten, er witterte wachsam Bewegungen, wusste Laute in dem Klangteppich zu unterscheiden, die weit unter der Wahrnehmungsgrenze von Menschen lagen.
    Mazan roch die Stadt. Seine Sinne lieferten ihm unzählige Informationen über die Gefühle der Bewohner. Da waren Freuden, aber öfter Sorgen und Ängste. Der Geruch der Angst war scharf und durchdringend. Oft lauerte Angst unter den anderen Gefühlen, jederzeit bereit, hervorzubrechen und all die schönen Regungen wie Zufriedenheit zu verschlingen. Commissaire Mazan spürte die Angst der Katzen, die in das Gespinst der sanften, seidigen Abendluft eingewoben war.
    Und er meinte sogar, den Schatten des Flügelmannes wahrzunehmen. Dunkel,

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