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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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sondern auch der unfehlbare Professor Dr. Dr. Honoré Parceval. Eine Mutter, deren blaublütige Vorfahren schon ein Schloss an der Loire besaßen, als Vercingetorix Cäsar seine Blechschwerter vor die Füße geworfen hat. Und meine Rolle als genau nach Plan gezeugter Sohn, der dem Lebensweg des Vaters mit gebührendem Respekt folgen sollte. Selbstverständlich hatte maman bereits die passende Partie für mich ausgesucht.«
    »Ach ja«, fragte Zadira sichtlich amüsiert. »Nach welchen Kriterien wird eine solche Partie denn ausgewählt?«
    »Die Abstammung ist natürlich von entscheidender Bedeutung«, erklärte Jules. »Familie, Erziehung, äußere Erscheinung. Eine diskrete medizinische Untersuchung gehört auch dazu. Der genaue Wert einer Frau wird dann in einem äußerst komplizierten Prozess ermittelt. Anhand von Gartenpartys, Benefizveranstaltungen, Opern und so weiter.«
    »Wow«, meinte Zadira beeindruckt. »Und wie hieß die Glückliche?«
    »Die Glückliche«, wiederholte Jules etwas gestelzt, »trug den schönen traditionellen Namen Fabienne Sylvie Bernadette. Und ich war mit ihr verlobt. Also quasi verlobt.«
    »Jetzt wird es interessant. Was ist dann passiert?«
    »Tja«, sagte Jules gedehnt und schaute auf sein Glas hinab, als fände er dort zwischen Eiswürfeln und Gurkenscheibe die Antwort. »Es fing damit an, dass ich nach der Approbation zur Tiermedizin gewechselt habe.«
    »Und papa war nicht amüsiert?«
    »Nein, nicht wirklich. Er tröstete mich aber mit dem Hinweis, dass es sicherlich bald einen Nobelpreis für diese Sparte der Medizin geben würde.«
    »Ironie beherrscht er also auch. Dann bist du Tierarzt geworden, weil du gegen deinen Vater revoltieren wolltest?«
    Jules wiegte den Kopf. »Mir war natürlich klar, dass ihm das nicht passen würde. Aber das war nicht der Grund: ihn zu ärgern. Es war einfach das, was ich tun wollte. Ich behandle gern Tiere.«
    Er strich Atos liebevoll über den Kopf, was der mit einem zufriedenen, behaglichen Grunzen quittierte.
    Schleimer. Wieso müssen Hunde immer nur so übertrieben dankbar sein?
    Zadira schwieg versonnen und lächelte den Doktor warm an, als Jules nicht hinsah.
    »Und was sagte Fabienne dazu?«, fragte sie dann.
    »Ach, die fand das exotisch. Ich meine, wer hat in diesen Kreisen schon einen Tierarzt?«
    Er lachte kurz und schüttelte den Kopf, als ob ihm das alles völlig absurd vorkäme.
    »Wissen Sie …« Er stockte und berichtigte sich: »Weißt du, Fabienne besaß einen Hund. Lulu. Ein reinrassiger Bichon Frisé, schneeweißes langes Fell, völlig überzüchtet. Der war immer dabei. Wenn wir ausgingen, wenn wir auf dem Sofa saßen, wenn wir …« Er hielt verlegen inne.
    »Bumsten?«, fragte Zadira glucksend.
    »Wenn wir bumsten. Ja, genau«, sagte Jules todernst. »Mir hat ein gestriegelter, nervöser Bichon beim Bumsen zugeschaut.«
    Zadira prustete los. Sie schüttelte sich ungehemmt vor Lachen, und Jules fiel mit ein. Für Mazan klang es, als ob der Doktor fragte: »Gefalle ich dir?« Und als ob sie sagte: »Ja, sehr.«
    Doch stattdessen formten Zadiras Lippen die banalen Worte: »Was hast du dagegen gemacht?«, während sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
    »Ich habe mir Atos zugelegt.«
    Der bekleckste Vorstehhund richtete sich auf.
    »Ja, genau mein Guter«, sagte Jules und streichelte seinem Hund wieder über den Kopf. »Du hast mich gerettet.«
    Tatsächlich?
    »Tatsächlich?«, fragte Zadira und legte dem Hund ihre schlanke Hand zart auf den Rücken. Damit waren ihre dunklen Finger nur wenige Zentimeter von Jules’ heller Hand entfernt.
    »Fabienne war, diplomatisch ausgedrückt, entsetzt. Und wenig später sagte sie den Satz, mit dem die meisten unglücklichen Ehen beginnen: ›Entweder ich oder er!‹«
    »Und wir sehen ganz klar den Erfolg«, feixte Zadira.
    Jules prustete. »Oh, Mann, jetzt kann ich darüber lachen, aber damals – ich sag’s dir …« Er fuhr sich durch das volle dunkelblonde Haar.
    »Fabienne wollte sich trennen, maman und papa waren düpiert. Fabiennes Eltern stießen Drohungen aus. Gemeinsame Freunde wandten sich ab. Es bildeten sich regelrechte Fraktionen. Dann fand ich bei Facebook die Anzeige einer Madame Roche: Eine kleine Stadt in Südfrankreich suchte einen Tierarzt.« Er zuckte mit den Achseln und sah Zadira dann in die Augen. »Und da bin ich.«
    »Und da bist du.«
    Ihr Schweigen dehnte sich. Wieder witterte Mazan das leise Pulsieren zwischen ihnen.
    »Dann trinken wir

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