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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Liste mit den Namen aller Wageninhaber geschickt, die im Hotel residierten und dort ihre Autos im Hof geparkt hatten. Einige Gäste kamen aus Paris, aber viele Wagen waren auch Mietwagen aus Avignon, Orange oder Marseille, die vermutlich von Briten, Russen, Amerikanern oder Deutschen genutzt wurden.
    Zadira fand den Commissaire Divisionnaire in seinem Büro, natürlich das Telefon am Ohr. Minotte wedelte sie mit der freien Hand herein und zeigte auf den Stuhl, der seinem Schreibtisch gegenüberstand. Zadira ignorierte den Wink.
    Der Raum war peinlichst aufgeräumt. Keine Aktenstapel, keine Tatortfotos, keine Nachschlagewerke. Dafür eine Tasche mit Golfschlägern. Drei Bälle lagen neben der Wildledercouch. Auf der Kommode und an der Wand: jede Menge Fotos. Alle waren sorgfältig in Silber oder Holz gerahmt.
    Minotte auf dem Golfplatz mit zwei wichtig aussehenden Typen. Minotte, der die Hand eines Kerls mit Politikergrinsen schüttelte. Minotte mit einem dekorierten General neben einem Helikopter.
    »Sind Sie Model?«, fragte sie, als er aufgelegt hatte, und deutete auf die Fotos.
    »Ihr bin mir nicht sicher, ob mir Ihr Humor liegt, Lieutenant.«
    »Ich bin mir da auch nicht sicher.«
    »Wissen Sie was, Matéo? Es reicht. Ich hab es satt: Ihre ständig schlecht gelaunte Fresse, Ihre Renitenz und diese Verachtung, die Sie als Großstadtbulle uns Kleinstadttypen entgegenbringen.«
    Minotte hatte alle bisherige Jovialität abgelegt.
    »Sie wissen gar nicht, wie dicht Sie an einer Degradierung vorbeischrammen«, begann er kalt. »Glauben Sie etwa, ich hätte nicht mitbekommen, dass Sie Akten aus dem Kommissariat gestohlen haben?«
    »Ausgeliehen.«
    »Noch ein Wort, und Sie können Ihre Schulterstreifen gleich hier abreißen.«
    Wenn ich welche tragen würde, dachte Zadira.
    »Gestohlen, gegen meine Anweisung, gegen die Anweisung des Commandante Morel.«
    »Ich habe Anlass zu der Annahme, dass es sich um einen Serientäter handelt, und nehme die Fälle wieder auf.«
    »Unsinn! Glauben Sie etwa, so etwas wäre uns entgangen? Es gibt keinerlei Ähnlichkeiten, keine Verbindung, nichts!«
    »Doch! Zum Beispiel, dass vor den Morden immer auffällige Katzenquälereien stattfanden. Katzen an die Tür genagelt, skalpiert, die Pfoten abgehackt – und alle Katzen gehörten entweder den Mordopfern oder ließen sich von ihnen füttern. Ihre Leute aber interessiert das leider nicht, weil …«
    »Stopp! Halten Sie den Mund. Ich wusste, was auf uns zukommt, als Sie von Marseille hierherkamen, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wird. Katzen? Also, bitte! Katzen verrecken doch ständig irgendwo!«
    Zadira begriff auf einmal, dass Minotte sie wirklich und wahrhaftig abstoßend fand. Abstoßend, lächerlich und unnötig. Jäh schoss eine alte, längst vergessen geglaubte Unsicherheit in ihr hoch. Sie spürte Scham. Und Angst. Dass er recht haben könnte. Dass sie einfach dumm war und niemals gut genug.
    Die Zeit verging. Minotte sah an Zadira vorbei.
    »Also«, seufzte er, »verschonen Sie mich in Zukunft mit Ihren Theorien, mit Ihrer Zickigkeit, mit Ihrer Fass-meinen-Kumpel-nicht-an-Ghetto-Attitüde. Bringen Sie bitte meine Akten zurück. So. Was gibt es Neues aus Mazan?«
    Sie fasste die vorläufigen Ergebnisse der PTS und der Forensik knapp zusammen, ohne zu insistieren. Auch, dass sie Dédé und Gustave zur Befragung ins Commico hatte bringen lassen. »Die Brigadiers kümmern sich gerade um sie.«
    Zadira gönnte es Gustave, dass er von der Teekannentülle angegangen wurde. Dédé hätte dagegen eher eine Schulter zum Ausweinen gebraucht. Andererseits steckten so viel Wut, so viel Aggression hinter seiner Schüchternheit. Sie musste dem nachgehen. Dédé besaß emotional nachvollziehbare Motive für einen Mord.
    »Gut«, knurrte Minotte.
    »Julie Roscoff wurde stranguliert«, fuhr sie fort. »Die Abdrücke am Hals weisen auf eine Edelmetallkette mit Steinen hin. Wahrscheinlich ließe sich die Kette anhand der Abdrücke identifizieren. Sie ist bisher nicht gefunden worden.«
    »Denken Sie in alle Richtungen, Matéo. Verlieben Sie sich nicht in Ihre fixe Serienmörderidee, ja? Wir haben hier eine Menge Ferienhauseinbrüche. Roma und Sinti, Wanderarbeiter, da kann schon mal was schiefgehen, wenn die zugedröhnt auf ein halbnacktes Mädchen treffen. Wem gehört das Haus?«
    »Einer privaten Immobiliengesellschaft mit Sitz in Paris, anonyme Gesellschafter. Es gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um eine Liegenschaft des

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