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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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damit, dass die Journalistin sofort zurückrufen würde. Wenn sie schlau war, würde sie erst einmal recherchieren, wer diese Matéo eigentlich war. Und danach entscheiden, ob sie einander etwas zu sagen hätten.

    Als Zadira nach einer Dusche das letzte frische Shirt aus der Reisetasche fischte, hatte sich Commissaire Mazan so auf dem Fensterbrett postiert, dass er sie genau beobachten konnte. Immer wieder suchten seine Augen ihren Blick.
    Und wieder ertappte sich Zadira dabei, wie sie begann, unter diesem klugen Blick ihre Gedanken zu sortieren.
    »Julie, schön, aber arm, wird eingeladen, überredet oder gezwungen, an einem Diner mit anschließenden Schmerzlustspielen teilzunehmen. Sie wird zurechtgemacht und dann gequält, aber nicht so, dass sie ernsthaft verletzt wäre. Am Ende aber wird sie in den Garten geschmissen wie ein Essensrest, der vom Teller geschabt wird. Gleichzeitig ist das Haus so übervoll mit Spuren, dass man kaum glauben mag, dass es so nachlässige Mörder gibt. Frage: Was ist also nach dem Spieleabend schiefgegangen? Und wer hat die Möglichkeit gehabt, Julie zu so einem luxuriösen Diner einzuladen?«
    Der schwarze Kater legte seinen Kopf schief.
    »Doch nur jemand, der Kontakt zu ihr hat«, sagte Zadira und zog sich das Shirt über, glitt in die hellgrüne Cargohose. »Direkten Kontakt. Und der war eigentlich nur im Château möglich, oder siehst du das anders, Commissaire?«
    Sein Kopf ruckte herum. Zadira schnallte sich den Gurt mit der Pistole, Handschellen, Taschenlampe und Pfefferspray um, streifte ein Oberhemd darüber.
    »Leder …«, murmelte sie jetzt halblaut, »Olivenöl … Chanel-Parfüm, Geschenke …«
    Als sie die Tür zuziehen wollte, fiel ihr Blick wieder auf den Kater. Schaute er nicht irgendwie vorwurfsvoll?
    »’tschuldige«, sagte sie und machte die Tür wieder auf.

    Als Zadira zehn Minuten später die Wache betrat, erlebte sie eine Überraschung: Brell bugsierte gerade rumpelnd einen gewaltigen, uralten Tisch durch die Gegend, fluchte in bestem Rhodano-Dialekt und drehte sich erst auf ihr »Hallo?« hin zu ihr um.
    »Ah, bonjour, Lieutenant.« Lucien Brell salutierte und grinste verlegen.
    Als er ihr noch feierlich einen Stuhl vor den »neuen« Schreibtisch stellte, fragte Zadira:
    »Wo haben Sie das, tja, das Schätzchen denn her?«
    »Von Francis. Aus Saint-Didier. Das ist bestes Sargholz«, erklärte Brell. »Kennen Sie Saint-Didier? Da hat im April ein Ex-Kommissar seine Mama erdrosselt und sich danach aufgehängt. Er machte Yoga und leitete Kurse für innere Ruhe und so was.« Brell zuckte mit den fleischigen, breiten Schultern. »Keine gute Werbung für Yoga, wenn Sie mich fragen.«
    »Francis? Der Francis? Wem hat er das Haus verkauft?!«
    »Schauen Sie doch mal in Ihre neue obere Schublade, Lieutenant«, forderte Brell sie nicht ohne Stolz auf. »Ich hab’s heute Morgen kopiert, nachdem Francis die ganze Nacht darin nach der richtigen Stelle gesucht hat. Und, glauben Sie mir: Das hat gedauert, wir haben drei Rotweinflaschen gebraucht.«
    Sie holte eine Kopie von etwas, das wie die Seiten eines Tagebuches aussah, aus der sperrigen Schublade.
    »Francis ist siebenundachtzig, er führt Tagebuch, seitdem er mit sechzehn in den Krieg ging. Jeden Tag zwei Seiten, einundsiebzig Jahre lang. Dementsprechend musste er sehr lange suchen, bis er das Datum gefunden hatte, an dem ihn der Herr das erste Mal besuchte. Und ich habe mir währenddessen so einiges vorlesen lassen müssen. Ich sag’s Ihnen, der Francis hat so einige junge Witwen getröstet, die hat er alle auf dem Friedhof kennengelernt.«
    »Das Haus gehört nur einem Mann?«, unterbrach Zadira.
    »Zumindest war der, der die Immobiliengesellschaft vertreten hat, ein Mann. Francis sagte, als er dem Interessenten damals, so vor fünfzehn, sechzehn Jahren gesteckt hätte, dass sein Haus zwar erst um 1825 herum, aber dafür auf einem Grundstück gebaut wäre, auf dem ein Teil des de Sadeschen Schlosses gestanden habe … tja, da hätte der Pariser gar nicht mehr um den Preis verhandelt. Brachte Francis damals zweihunderttausend Francs mehr.« Brell lachte über dessen Pfiffigkeit. »Diese Leute aus der Stadt glauben doch alles, was sie glauben wollen.«
    Zadira entzifferte Buchstabe für Buchstabe, erfuhr alles über Francis’ Ess- und Verdauungsgewohnheiten und fand ihn dann endlich. Den Namen des Käufers.
    Er hieß César Alexandre.
    »Brell, Sie sind ein Genie. Schnell, geben Sie mir die Liste der

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