Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
eindringlich. »Wir müssen etwas tun.«
»Ach, und was können wir schon tun?«, fragte Louise. »Wir sind doch nur Katzen.«
»Nur Katzen? Das ist sehr viel!«, warf Mazan ein. »Ihr wisst mehr über die Bewohner als sie selbst. Wir Katzen haben Sinne, die denen der Menschen weit überlegen sind. Wir können hingehen, wo sie nicht hinkommen. Sehen, was sie nicht erkennen.« Mazan hielt einen Moment inne. Was hatte dieser Monsieur Alexandre gesagt? Spion. Wir können Spione sein. »Und wenn wir unser Wissen mit jenen Menschen teilen, die auf unserer Seite sind, dann können wir alle Schatten besiegen.«
»Das klingt zwar ganz reizend«, wandte Louise nach einer Weile ein. »Wir haben da nur ein kleines Problem: Wie teilen wir den Menschen unsere Erkenntnisse mit? Sprichst du etwa ihre Sprache?«
Während er noch nach einer Antwort suchte, mischte Manon sich ein: »Wir brauchen es ihnen doch gar nicht zu sagen. «
Die ingwerfarbene Kätzin betrachtete Mazan mit einer Intensität, die eine leichte Unruhe in ihm auslöste.
Kommt sie etwa in ihre Zeit?
Manon fügte hinzu: »Wir brauchen die Menschen bloß dazu zu bringen, dass sie tun, was wir wollen. Und das ist doch eine Gabe, die wir über viele Generationen hinweg perfektioniert haben.«
»Da hast du allerdings recht«, stimmte Louise zu und wandte sich an Mazan: »Also, was hast du vor, mon Commissaire?«
Das klang nicht mehr ganz so spöttisch.
»Drei Dinge«, erklärte er. »Zuerst müssen wir die Katzen der Stadt vor dem Gift im verbotenen Garten warnen.«
»Gift?«, fragte Louise überrascht.
Er erzählte, dass er im Garten des verbotenen Hauses vergiftetes Futter gefunden hatte.
»Und du hast es gerochen?«, fragte Louise respektvoll.
»Ja«, bestätigte er. »Wenn man den Geruch einmal zu identifizieren gelernt hat, ist es nicht schwierig, ihn wiederzuerkennen. Das sollten alle Katzen lernen. Jede einzelne, vor allem die Jungen.«
»Einverstanden«, stimmte Louise ihm zu. »Und weiter?«
Mazan war sich sicher: Wer immer der Schattenflügel in Wirklichkeit war, er hatte eine Verbindung zum Château.
»Wir müssen das Hotel im Auge behalten. Tag und Nacht. Glaubst du, wir können genügend Katzen dafür gewinnen?«
Die Siam dachte nach. »Wenn Rocky mitmacht, machen auch die anderen mit.«
»Das wird er. Wenn du es ihm sagst«, erwiderte Mazan. »Er hört auf dich.«
Die Kätzin sprang mit einem Satz von ihrer Bank.
»Du sagtest etwas von drei Dingen?«, purrte sie mit einem gewissen Glitzern in den Augen, das ebenso wie Manons Blick seine Unruhe verstärkte.
»Ich weiß inzwischen, dass oft Katzen getötet werden, die mit einer jungen Frau zu tun haben. Anschließend wird diese Frau umgebracht. Alle Katzen von Mazan, die eine junge Frau haben, sollten daher sehr wachsam und sehr vorsichtig sein.«
Louise schritt dicht an ihn heran, streifte mit ihrer Flanke an seiner Seite entlang. »Na gut, mon Commissaire«, purrte sie. »Wir werden mit Rocky und den anderen reden.«
»Danke, Louise. Ich erwarte euch im Garten des verbotenen Hauses. Dann lehre ich euch den Giftgeruch.«
»Und wenn das alles vorbei ist«, meinte Louise bedeutungsvoll mit einem letzten Seitenblick, »haben wir beide vielleicht noch etwas zu erledigen.«
Mazan sah der Siam verdutzt nach, als diese geschmeidig zur Pforte schritt. Da erhob sich auch Manon von ihrem Lager im warmen Schatten. Bevor die Kätzin ebenso in der Gasse verschwand, wandte sie sich noch einmal um.
»Ich kenne übrigens nur eine einzige Katze, die bei einer jungen Frau lebt«, sagte sie.
»Und wer ist das?«, fragte er alarmiert.
»Du, Commissaire Mazan.«
Das Absperrband, das quer über das nun verschlossene Gartentor geklebt war, hatte für ihn keine Bedeutung. Er kroch unter der Holzkante hindurch, sorgsam darauf bedacht, sich nicht wieder an diesem fiesen Splitter zu verletzen. Der Garten des verbotenen Hauses wirkte müde, leblos. Der eklig-graue Geruch war noch nicht verflogen. Er vermischte sich mit den Chemikalien der Männer in den weißen Anzügen.
Zuerst überprüfte Mazan seinen Schlafplatz unter dem Magnolienbaum. Er fand die kleinen, dunklen Fleischkugeln auf Anhieb. Die Männer hatten sie übersehen.
Gut so.
Danach machte er einen Rundgang durch den Garten, immer an den Mauern mit dem bröckelnden Putz entlang. Die Mitte des Gartens, dort wo die Tote im weißen Lavendel gelegen hatte, mied er. Als er sich an der efeuüberwucherten Hauswand zur Tür vortastete, sträubte sich
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