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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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nach dem dritten Mord so ein seltsames Gefühl.«
    »Was Bullen per se verdächtig finden.«
    Blandine lachte bitter auf. »Genau. Gefühle? Also, bitte!«
    »Was für eines?«
    Blandine ließ sich Zeit. Dann meinte sie: »Die Fälle wiesen keinerlei Übereinstimmungen auf.«
    Bis auf die Katzen, die zuvor oder gleichzeitig in den Dörfern getötet wurden, dachte Zadira. Und dass es nie irgendwelche Spuren gab.
    Aber sie wartete ab, zu welchen Ergebnissen die Reporterin gekommen war, um sie besser einschätzen zu können.
    »Die Tötungsart war immer anders. Erschlagen, ertränkt, erstickt, erwürgt. Zwischen den Frauen bestanden keine Verbindungen; kein Sportverein, kein Liebhaber, keine gemeinsame Schule, keine gemeinsamen Bekannten. Ich fand auf den ersten Blick auch keine Verbindungen zu den vier Prachtexemplaren, obgleich mir so war, als hätte ich den Richter öfter in der Provence gesehen und auch in den Klatschseiten von La Provence über ihn gelesen, wenn er sich in Avignon aufhielt. Aber: Es gab weder wiederkehrende Symbole noch ein Muster, das mit jedem Mord deutlicher hervorgetreten wäre. Und genau das hat mich misstrauisch gemacht. Dieses Nichtvorhandensein von Spuren. Als ob ein Serienmörder penibel darauf achtete, eben nicht als Serienmörder enttarnt zu werden. Was ihm aber dennoch zum Verhängnis wird, weil genau die Abwesenheit aller Spuren die einzige Gemeinsamkeit ist, die alle Morde aufweisen. Können Sie mir folgen?«
    »Ein Geräusch, als versuchte einer, kein Geräusch zu machen«, zitierte Zadira einen ihrer Lieblingsautoren.
    »Sie lesen John Irving?«, fragte Blandine neugierig.
    Zadira nickte. Sie suchte in dem Gehörten nach dem, was sie am meisten irritierte. Es war nicht Blandines Serientheorie – der konnte sie folgen, sehr gut sogar. Nein, das, was sie elektrisierte, hatte sich in dem Bericht kurz davor befunden, und sie wusste jetzt auch, was es gewesen war.
    »Was genau meinte Élaine mit der ›guten Erziehung‹, die sie bekäme?«, fragte Zadira die Journalistin.
    Und da zückte Blandine ihren Trumpf.
    »Das müssen Sie Natalie Chabrand fragen. Sie war das Mädchen, das die vier sich holten, nachdem Élaine sich angeblich umgebracht hatte und bevor sie von Lacoste nach Mazan wegzogen. Vielleicht redet Natalie mit Ihnen. Mir hat sie damals nicht mal die Tür aufgemacht.«
    Blandine zog einen Zettel mit einer Telefonnummer hervor.
    »Und jetzt verrate ich Ihnen noch, was ich mir für all diese Informationen wünsche, Lieutenant Matéo.«

28
    M anon lief nicht nur über die Dächer, sie tanzte!
    Commissaire Mazan war zwar ein guter Kletterer, aber er hatte seine Künste auf Bäumen erlernt. Holz und Rinde gaben scharfen Krallen fast immer Halt. Etwas anderes war es mit Steinen und Ziegeln. Als er nun Manon folgte, bewegte er sich anfangs sehr vorsichtig, um den Untergrund zu prüfen. Manon hingegen flog geradezu über Schrägen und unebene Kanten hinweg.
    Schließlich blieb sie stehen und wandte sich um. Ihr Blick schien ihn auszulachen. »Was ist, Commissaire, schaffst du es noch?«
    Tatsächlich spürte er seinen Hinterlauf, der, auf den sich Rocky hatte fallen lassen. Aber das würde er der Kätzin gegenüber niemals zugeben. »Weiter«, sagte er nur.
    Commissaire Mazan konzentrierte sich darauf, Manons Bewegungen auf dem komplizierten Weg nachzuspüren. Sie kannte jeden Stein in dieser Stadt. Wenn er genau ihren Schritten folgte, müsste er sicheren Halt finden. Das bedeutete allerdings, dass er sich voll und ganz auf diese unberechenbare Kätzin verlassen musste. Doch das war wohl genau das, was sie wollte. Und so folgte er ihr.
    »Schon besser«, sagte sie schnurrig, als sie auf einer Dachterrasse kurz innehielt. Dann tanzten sie zu zweit über die Dächer der Stadt. Er vergaß alle Zweifel, alle Bedenken. Vertraute ihren waghalsigen Sätzen vollkommen. Und begann, es zu genießen. So sehr, dass er regelrecht enttäuscht war, als sie sich auf einer Gaube niederließ und sagte: »Wir sind da.«
    Sie nahmen sich einen Moment Zeit, einfach nur nebeneinanderzusitzen und über das Land zu schauen. Es war so weit und groß, so voller Duft und Versprechen. Mazan vernahm den Ruf dieser Weite.
    Später vielleicht.
    Dann wandte er sich der Kätzin an seiner Seite zu.
    »Danke«, sagte er. Und damit meinte er nicht nur, dass sie ihn geführt hatte. Sondern auch das gemeinsame Erleben und das Gefühl, dass sie ihm eine Gefährtin war.
    Er hatte noch nie eine Gefährtin gehabt.
    »Gern

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