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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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stürzen. Er half ihr, sich aufs Bett zu setzen. Dann sprach der Commissario, und die Worte kamen aus seinem Mund, ohne daß das Gehirn beteiligt gewesen wäre, ein Phänomen, das ihm bereits andere Male widerfahren war und das ein berühmter Journalist einmal als »den Blitz der Intuition, der hin und wieder unsere Polizisten trifft« bezeichnet hatte. »Wo habt ihr die Kette hingetan?«
    Saro bewegte sich steif, um zu verhindern, daß ihm die wachsweichen Beine wegsackten. Er ging zur Kommode, öffnete die Schublade und zog ein in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen heraus, das er auf das Bett warf. Montalbano nahm es auf, ging in die Küche, setzte sich und öffnete das Päckchen. Es war ein grobes und zugleich höchst feines Schmuckstück: grob im Design, fein in der Ausführung und dem Schliff der Brillanten, mit denen es besetzt war. Saro war Montalbano in die Küche gefolgt.
    »Wann hast du es gefunden?«
    »Am Montag früh, an der Mànnara.«
    »Hast du mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Nein! Nur mit meiner Frau.«
    »Und ist jemand gekommen, um dich zu fragen, ob du so eine Kette gefunden hast?«
    »Jaja, Filippo di Cosmo, einer von Gegè Gulottas Leuten.«
    »Und du, was hast du ihm gesagt?«
    »Daß ich sie nicht gefunden hätte.«
    »Hat er dir geglaubt?«
    »Jaja, ich glaube schon. Und er hat gesagt, wenn ich sie zufällig finde, muß ich sie ihm geben, ohne Dummheiten zu machen, denn es handele sich um eine sehr heikle Angelegenheit.«
    »Hat er dir etwas versprochen?«
    »Jaja. Eine ordentliche Tracht Prügel, wenn ich sie finde und behalte, fünfzigtausend Lire, wenn ich sie finde und ihm übergebe.«
    »Was wolltest du mit dem Schmuck machen?«
    »Ich wollte ihn verpfänden. Das hatten wir so entschieden, Tana und ich.«
    »Wolltet ihr ihn denn nicht verkaufen?«
    »Nein, nein! Er gehört uns ja nicht. Wir haben einfach so getan, als hätte man ihn uns geliehen, wir wollten das nicht ausnutzen.«
    »Wir sind ehrliche Leute«, mischte die Ehefrau sich ein, die hereingekommen war und sich die Tränen trocknete. »Was wolltet ihr mit dem Geld machen?«
    »Wir hätten es genommen, um unseren Sohn behandeln zu lassen. Wir hätten ihn woanders hinbringen können, nach Rom, nach Mailand, irgendwohin, Hauptsache, es gibt dort Ärzte, die ihr Handwerk verstehen.«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Dann bat Montalbano die Frau um zwei Papierbögen, welche diese aus einem Heft riß, in das sie sonst die Haushaltsausgaben eintrug. Der Commissario reichte Saro eines der beiden Blätter. »Mach mir eine Zeichnung! Ich brauche die genaue Stelle, an der du die Kette gefunden hast. Du bist doch Landvermesser, oder nicht?«
    Während Saro die Zeichnung anfertigte, schrieb Montalbano auf das andere Blatt Papier folgenden Text:
    »Ich, der Unterzeichnende Salvo Montalbano, Polizeikommissar von Vigàta (Provinz Montelusa), erkläre hiermit, am heutigen Tage von Signor Baldassare Montaperto, genannt Saro, eine Halskette aus Massivgold mit einem Anhänger in Herzform, ebenfalls aus Massivgold und mit Diamanten besetzt, erhalten zu haben. Das Schmuckstück hat er selbst im als ›Mànnara‹ bezeichneten Gebiet gefunden, während er seiner Arbeit als Hilfsumweltpfleger nachging. Hochachtungsvoll.«
    Er unterzeichnete, hielt aber nachdenklich inne, bevor er das Datum daruntersetzte. Dann entschied er sich und schrieb: »Vigàta, 9. September 1993.«
    Inzwischen war auch Saro fertig geworden. Sie tauschten die Blätter aus.
    »Ausgezeichnet«, sagte der Commissario und begutachtete die exakte Zeichnung.
    »Hier steht aber ein verkehrtes Datum«, bemerkte Saro. »Der neunte, das war der vergangene Montag. Heute haben wir den elften.«
    »Das ist schon in Ordnung so. Du hast mir die Halskette noch am selben Tag, an dem du sie gefunden hast, ins Büro gebracht. Du hattest sie in der Tasche, als du ins Kommissariat gekommen bist, um mir zu melden, daß ihr Luparello tot aufgefunden habt. Hast sie mir aber erst später gegeben, weil du nicht wolltest, daß dein Arbeitskollege etwas davon erfährt. Klar?«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Halt sie in Ehren, diese Quittung.«
    »Was machen Sie jetzt, verhaften Sie mich?«
    »Warum? Was haben Sie denn verbrochen?« fragte Montalbano und erhob sich.

Sieben
    In der Osteria San Calogero achteten sie Montalbano, weniger weil er der Commissario war, sondern vielmehr weil er ein angenehmer Gast war, einer von der Sorte, die Gutes zu schätzen wissen. Sie servierten ihm fangfrische

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