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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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war?
    »Nein«, sagte Anna plötzlich und setzte die Tasse wieder ab.
    »Wie, nein?«
    »Ich will nicht nach Hause fahren. Hättest du denn wirklich etwas dagegen, wenn ich heute nacht hier bei dir bleibe?«
    »Ja, ich habe in der Tat etwas dagegen.«
    »Aber warum?«
    »Ich bin zu gut mit deinem Vater befreundet, ich hätte das Gefühl, ihn zu hintergehen.«
    »So ein Quatsch!«
    »Mag schon sein, daß es Quatsch ist, aber so ist es eben.
    Und dann vergißt du, daß ich in eine andere Frau verliebt bin, und zwar ernsthaft.«
    »Die nicht da ist.«
    »Sie ist nicht da, aber es ist trotzdem so, als wäre sie da.
    Sei nicht töricht und red kein dummes Zeug. Du hast Glück gehabt, Anna, du hast es mit einem ehrlichen Mann zu tun. Tut mir leid. Entschuldige.«
    Er konnte nicht mehr einschlafen. Anna hatte recht gehabt mit ihrer Warnung, daß der Kaffee ihn wachhalten würde. Aber da war noch etwas anderes, das ihn nervös machte: Wenn die Kette an der Mànnara verloren worden war, dann hatte man bestimmt auch Gegè darüber informiert. Aber Gegè hatte sich gehütet, ihm etwas davon zu erzählen, und das sicherlich nicht, weil es sich um eine Nebensächlichkeit handelte.

Sechs
    Um halb sechs Uhr morgens, nach einer unruhigen Nacht, in der er abwechselnd aufgestanden war und sich wieder hingelegt hatte, schmiedete Montalbano einen Plan, um Gegè indirekt sein Stillschweigen über die verlorene Halskette und die freche Bemerkung über seinen Besuch an der Mànnara heimzuzahlen. Er duschte ausgiebig, trank drei Kaffee hintereinander und setzte sich ins Auto. In Rabàto angekommen, dem ältesten Stadtviertel von Montelusa, das dreißig Jahre zuvor von einem Erdrutsch zerstört worden war und in dessen notdürftig hergerichteten Ruinen, beschädigten und baufälligen Hütten illegal eingewanderte Tunesier und Marokkaner wohnten, fuhr er durch enge und gewundene Gassen zur Piazza Santa Croce. Die Kirche stand unversehrt inmitten der Trümmer. Er zog den Zettel aus der Hosentasche, den Gegè ihm gegeben hatte. Carmen, mit bürgerlichem Namen Fatma Ben Gallud, Tunesierin, wohnte in Nummer 48. Es war eine erbärmliche Baracke, ein ebenerdiges Zimmer mit einem in die hölzerne Eingangstür geschnittenen, offenen Fensterchen, das ein wenig Luft hereinließ. Er klopfte. Keine Antwort. Er klopfte noch mal und stärker, und dieses Mal fragte eine verschlafene Stimme: »Wer da?«
    »Polizei«, versetzte Montalbano. Er hatte sich entschlossen, den harten Burschen zu spielen und die Benommenheit der aus dem Schlaf gerissenen Frau auszunutzen. Wenn sie die ganze Nacht an der Mànnara gewesen war, hatte sie wahrscheinlich noch weniger geschlafen als er.
    Die Tür ging auf, die Frau bedeckte sich mit einem großen Strandtuch, das sie mit einer Hand in Brusthöhe festhielt. »Was willst du?«
    »Mit dir reden.«
    Sie trat zur Seite. In der Baracke standen ein halbseitig zerwühltes Doppelbett, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, ein Gaskocher. Ein Plastikvorhang trennte das Waschbecken und die Toilettenschüssel vom restlichen Raum. Alles glänzte vor Sauberkeit. Aber der Geruch der Frau und der Duft des gewöhnlichen Parfüms, das sie benutzte, schnürten Montalbano fast die Luft ab. »Laß mal deine Aufenthaltsgenehmigung sehen.«
    Scheinbar erschrocken ließ die Frau das Handtuch fallen und bedeckte sich mit den Händen die Augen. Lange Beine, schmale Taille, flacher Bauch, hohe und feste Brüste - eine Traumfrau wie aus der Fernsehwerbung. Nach einem Augenblick, in dem Fatma unbeweglich dastand, wurde Montalbano bewußt, daß es sich nicht um Angst handelte, sondern um den Versuch, zur natürlichsten und häufigsten Verständigung zwischen Mann und Frau zu kommen. »Zieh dir was an.«
    Von einer Ecke der Hütte zur anderen war ein Eisendraht gespannt. Fatma ging darauf zu, wohlgeformte Schultern, perfekter Rücken und kleine rundliche Hinterbacken. Mit diesem Körper, dachte Montalbano insgeheim, muß sie einiges durchgemacht haben.
    Er stellte sich die Männer vor, wie sie verstohlen Schlange standen, in gewissen Büros, bei verschlossenen Türen, hinter denen Fatma sich die »Toleranz der Behörden« erkaufte, wie er es mitunter gelesen hatte, jene Toleranz, die sich weniger auf Respekt als auf die »Duldung« augenzwinkernd bewilligter Ausnahmen gründete. Fatma zog sich ein leichtes Baumwollkleid über den nackten Körper und blieb dann vor Montalbano stehen. »Also, die Papiere?«
    Die Frau schüttelte verneinend den Kopf und

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