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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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begann still zu weinen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte der Commissario.
    »Ich keine Angst. Ich sehr viel Pech.«
    »Und warum?«
    »Weil, wenn du einige Tage warten, ich war nicht mehr da.«
    »Und wohin wolltest du gehen?«
    »Da ist Signore aus Fela, mich mögen, ich ihm gefallen, Sonntag gesagt, mich will heiraten. Ich ihm glaube.«
    »Ist das der, der jeden Samstag und Sonntag zu dir kommt?«
    Fatma riß vor Erstaunen die Augen auf. »Wie du wissen?«
    Sie fing erneut an zu weinen. »Aber jetzt alles aus.«
    »Verrat mir mal eines. Läßt Gegè dich mit diesem Signore aus Fela weggehen?«
    »Signore gesprochen mit Gegè. Signore bezahlen.«
    »Hör zu, Fatma, tu so, als wäre ich nicht hier gewesen. Ich möchte dich nur etwas fragen, und wenn du mir ehrlich antwortest, drehe ich mich um und gehe weg, und du kannst dich wieder hinlegen.«
    »Was willst du wissen?«
    »Haben sie dich an der Mànnara gefragt, ob du was gefunden hast?«
    Die Augen der Frau leuchteten auf. »O ja! Signor Filippo gekommen, Mann von Signor Gegè, allen gesagt, wenn wir Goldkette finden mit Herz aus Brillanten, ihm sofort geben. Wenn nicht gefunden, suchen.«
    »Und weißt du, ob sie gefunden wurde?«
    »Nein. Auch heute nacht alle suchen.«
    »Danke«, sagte Montalbano und wandte sich zur Tür. An der Schwelle blieb er stehen, drehte sich mit einem mitfühlenden Blick zu Fatma um. »Viel Glück.« Jetzt hatte Gegè ausgespielt. Was er ihm sorgfältig verschwiegen hatte, Montalbano hatte es dennoch herausbekommen. Und aus dem, was Fatma ihm eben erzählt hatte, zog er eine logische Schlußfolgerung.
    Um sieben Uhr früh war er im Kommissariat, so früh, daß der diensthabende Beamte ihn besorgt ansah. »Dottore, is' was?«
    »Nein, nichts«, beruhigte er ihn. »Ich bin nur früh aufgewacht.«
    Er hatte sich die beiden Tageszeitungen der Insel gekauft und begann darin zu lesen. Mit ausführlicher Beschreibung von Einzelheiten kündigte die erste die feierliche Beisetzung Luparellos für den folgenden Tag an. Sie würde in der Kathedrale stattfinden, der Bischof persönlich würde die Messe zelebrieren. Angesichts des vorhersehbaren Andrangs von Persönlichkeiten, die kommen würden, um ihr Beileid auszusprechen und dem Toten die letzte Ehre zu erweisen, habe man außergewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Genauer gesagt erwarte man zwei Minister, vier Unterstaatssekretäre, achtzehn Abgeordnete und Senatoren sowie eine Unmenge regionaler Deputierter. Und folglich habe man Polizei, Carabinieri, Finanz- und Stadtpolizei aufgeboten, nicht mitgerechnet die persönlichen Eskorten und andere, noch persönlichere, über die sich die Zeitung ausschwieg. Diese hatten natürlich ebenfalls mit der öffentlichen Ordnung zu tun, auch wenn sie jenseits der Barrikade standen, die sie vom Gesetz, la liggi, trennte.
    Die zweite Zeitung schrieb mehr oder weniger dasselbe, wußte aber darüber hinaus zu berichten, daß die Leiche im Lichthof des Palazzo Luparello aufgebahrt sei. Eine nicht enden wollende Schlange von Menschen ziehe vorbei, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen als Dank für alles, was er zu Lebzeiten durch sein unermüdliches und unparteiisches Tun bewirkt habe. Indessen war der Brigadiere Fazio eingetroffen. Montalbano führte mit ihm ein langes Gespräch über die laufenden Ermittlungen. Aus Montelusa gingen ein paar Anrufe ein. Es wurde Mittag. Der Commissario öffnete eine Aktenmappe, jene, die die Aussage der Müllmänner über die Auffindung der Leiche enthielt, notierte sich ihre Adressen, grüßte den Brigadiere und die anderen Beamten und teilte mit, daß er am Nachmittag von sich hören lassen werde.
    Wenn Gegès Männer mit den Nutten über die Kette gesprochen hatten, dann hatten sie bestimmt auch mit den Müllmännern geredet.
    Discesa Gravet, Nummer achtundzwanzig, ein dreistöckiges Gebäude mit Sprechanlage. Die Stimme einer älteren Frau ertönte: »Ja?«
    »Ich bin ein Freund von Pino.«
    »Mein Sohn ist nicht da.«
    »Hat er denn noch nicht Feierabend bei der ›Splendor‹?«
    »Doch, schon, aber er is' woanders hin.«
    »Könnten Sie mir bitte öffnen, Signora? Ich muß ihm nur einen Umschlag dalassen. Welcher Stock?«
    »Letzter.«
    Eine würdevolle Armut, zwei Zimmer, Wohnküche, Toilette. Die Räume waren überschaubar, kaum daß man eingetreten war. Die Signora, eine schlicht gekleidete, etwa fünfzigjährige Frau, ging voran. »Hier entlang, in Pinos Zimmer.«
    Ein kleiner Raum,

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